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Eibelstadt
Grundschule Eibelstadt: Erstklässlerin mit Glutenunverträglichkeit bekommt kein Essen, muss aber trotzdem zahlen
Weil sie kein Gluten zu sich nehmen darf, verträgt die Tochter von Michael von Graevemeyer das Essen in der Mittagsbetreuung nicht. Dafür zahlen muss die Familie dennoch.
Michael von Graevemeyer fühlt sich von der VG Eibelstadt allein gelassen. Trotz einer Glutenunverträglichkeit seiner Tochter bekommt die Familie die Kosten für das Mittagessen in der Mittagsbetreuung nicht erstattet.
Foto: Thomas Obermeier | Michael von Graevemeyer fühlt sich von der VG Eibelstadt allein gelassen. Trotz einer Glutenunverträglichkeit seiner Tochter bekommt die Familie die Kosten für das Mittagessen in der Mittagsbetreuung nicht erstattet.
Anna-Lena Behnke
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:42 Uhr

Wenn alle Kinder der Mittagsbetreuung der Grundschule Eibelstadt ihr Essen ausgegeben bekommen, darf Sarah von Graevemeyer nicht mitessen. Das hat einen guten Grund: Die Sechsjährige hat Zöliakie, eine Glutenunverträglichkeit. Ein für sie geeignetes Essen gebe es in der Einrichtung nicht, sagt ihr Vater Michael von Graevemeyer. Deshalb bekomme die Erstklässlerin immer eine eigene Mahlzeit von zu Hause mit. Trotzdem müsse die Familie den vollen Preis für die Betreuung, der auch das Mittagessen beinhaltet, zahlen.

Gerecht fände er das nicht, sagt Michael von Graevemeyer. "Für unsere Tochter ist Essen, das Gluten enthält, quasi Gift", sagt er und verweist auf ein ärztliches Attest. Selbst kleine Dosen des Stoffs, der etwa in Weizen, Gerste und Roggen enthalten ist, könnten den Darm des Mädchens schädigen.

Das Essen in der Mittagsbetreuung in Eibelstadt stammt von der Firma Hofmann Menü-Manufaktur. Diese beliefert die Einrichtung mit einem Gericht pro Werktag. Ist dieses fleischhaltig, kommt eine vegetarische Mahlzeit dazu.

Von Graevemeyer vermisst Unterstützung

Er habe im ersten Schritt mit dem Pädagogen-Team der Mittagsbetreuung nach einer Lösung gesucht, sagt von Graevemeyer. "Natürlich wäre es im Optimalfall so, dass Verpflegung angeboten wird, die auch für alle Kinder geeignet ist." Dann werde auch niemand benachteiligt. Die Betreuerinnen und Betreuer vor Ort hätten da selbst allerdings wenig Spielraum.

Deshalb habe er sich an die Verwaltungsgemeinschaft Eibelstadt gewandt. Unterstützung oder Verständnis habe er dort aber nicht erfahren, so von Graevemeyer: "Stattdessen hieß es nur, dass Kosten für das Essen nicht von den Gebühren abgezogen werden können."

Bei dem Betreuungsangebot handle es sich ganz bewusst um ein Gesamtpaket, sagt Geschäftsleiter und Kämmerer der VG Eibelstadt, Stefan Schmidt, auf Anfrage dieser Redaktion. Möglichst jedes Kind solle an dem gemeinsamen Mittagessen teilnehmen. "Das hat einen pädagogischen Hintergrund", sagt Schmidt. "Es geht um ein Gemeinschaftserlebnis und darum, dass auch Kinder aus einkommensschwächeren Haushalten eine warme Mahlzeit bekommen", begründet er die Entscheidung.

Aber warum gibt es keine Ausnahme – trotz ärztlichen Attests? Er könne den Unmut der von Graevemeyers verstehen, sagt Schmidt, allerdings befürchte er, mit einer Ausnahme Extra-Wünschen anderer Eltern Tor und Tür zu öffnen. Das Konzept würde dann nicht mehr funktionieren.

Auch ein gesondertes Gericht für Sarah von Graevemeyer sei keine Lösung, so Schmidt. Denn es sei nicht auszuschließen, dass geringe Spuren Gluten bei der Zubereitung oder dem Aufwärmen der Mahlzeit in das Essen gelangen.

Offener Brief an die VG geplant

Verstehen könne er die fehlende Unterstützung nicht, sagt Michael von Graevemeyer. "Kinder mit Krankenheiten oder Unverträglichkeiten werden hier benachteiligt", meint der Familienvater und verweist auf die Bayerischen Leitlinien für Schulverpflegung, die vom Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten herausgegeben werden. Diese beinhalten die Empfehlung "im Rahmen der Möglichkeiten, individuelle Anforderungen", zu berücksichtigen. "Dazu gehören sowohl religiös und ethisch begründete Kostformen, als auch die Ernährung bei ärztlich attestierten Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten“, heißt es in den Leitlinien.

Von dem Problem sei nicht nur seine Tochter betroffen, sagt von Graevemeyer. Andere Familien, deren Kinder Betreuungseinrichtungen im Zuständigkeitsbereich der VG Eibelstadt besuchen, bekämen bei Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten auch keine Unterstützung. Darauf wolle er mit einem offenen Brief an die VG aufmerksam machen, sagt er. Stefan Schmidt hingegen sieht kein allgemeines Problem. An die VG habe sich, ausgenommen der von Graevemeyers, noch nie eine Familie mit einem Kind mit einer Unverträglichkeit gewandt.

 
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  • B. F.
    das ist unser Beamtensystem....vielleicht sollte man Fachkräfte einstellen!
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  • G. Z.
    Wenn es verständlich ist, keine Ausnahme zu machen und die Familie zahlen zu lassen...so ist es doch zwingend, dass die Gemeinde einen entsprechenden (evtl. bis zu gleich hohen) Zuschuss gibt ! Oder ? Über wieviel darf der Bürgermeister verfügen, ohne seinen Stadtrat zu verfügen...muss auch nicht alles in der Zeitung stehen!
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  • B. F.
    wahrscheinlich schafft es keiner 1 Essen aus dem System zu nehmen !
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  • H. W.
    Ich wünsche den Befürwortern der "harten Linie" nicht schlechtes, aber hoffentlich bekommen sie auch bald ... (ich schreibe lieber nicht weiter, damit ich keinen Ordnungsruf erhalte)
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  • J. L.
    Was mich traurig macht, ist dass die VG sich überhaupt nicht einbringt. Man dürfte doch von einem Träger erwarten, dass ein wenig lösungsorientiert gedacht wird.

    Wobei grundsätzlich natürlich nicht jede individuelle Anforderung erfüllt werden kann. Nur: bei Fleischhaltiger Kost wird ja schon auf Vegetarier Rücksicht genommen … mit welcher Begründung? Die von der VG angeführten Argumente werden damit ja haltlos gestellt.
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  • E. M.
    Wenn man hier lesen muss, wie stellenweise das Kind / die Eltern hier in Missgunst gezogen werden, muss man echt den Kopf schütteln.

    Ich wünsche niemandem etwas böses, daher sollte man immer bedenken, es könnte auch „mein Kind“ betreffen.

    Alleine die Aussage: „wenn einer Anfängt, kommen mehr Wünsche“ erzürnt mich extrem.
    Wo liegt das Problem Essen nach Bedarf zu bestellen?

    Und ja, bei Krankheiten MUSS es eine Sonderwurst geben können!
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Ein seltsames Verhalten der Verwaltung ...

    Petitionsrecht regelt. Und die Kommune ist vollumfänglich auskunftsverpflichtet.
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  • H. S.
    Wir hatten vor vielen Jahren mal ein soziales System. Einer trage des anderen Last. Junge haben rentner mitfinanziert, Gesunde haben kranke finanziert. Alles weg. Jeder sucht seinen eigenen Vorteil. Wenn dieses Kind, so leid es mir mit seiner Krankheit tut, eine Sonderbehandlung bekommt, sind morgen andere da und fordern: mein Kind isst nur 2 Kartoffel, das andere aber 3, ich will keinen Brei, sondern Suppe. Jeder will eine egoistische Sonderbehandlung. Die Mittagsbetreuuung inkl. Essen kostet. Für jeden gleich, ob er mitisst oder nicht.
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  • E. V.
    Wo ist da eine Sonderbehandlung, wenn Eltern nur eine Leistung nicht zahlen wollen, die sie wegen der Krankheit ihrer Tochter nicht in Anspruch nehmen können. Was sind denn das für Ansichten, die Sie hier vertreten? Nur weil da jemand in der Verwaltung nicht willens ist, die Essenskosten extra auszuweisen?
    Zahlen Sie gerne Steuern oder Gebühren für etwas, was Sie gar nicht in Anspruch nehmen?
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  • H. S.
    Falsch die Familie hat das gesamte Paket gebucht.
    Ob sie jetzt alles in
    Anspruch nimmt oder nicht.
    Was soll die vg eibelstadt berechnen, wenn einer krank ist das Essen auch zurückzahlen.
    Früher hat man sich nach der Mehrheit gerichtet, jetzt sucht jeder nur seinen eigenen Vorteil.
    Und wenn gar nichts mehr hilft, versucht man über die Presse Druck aufzubauen.
    Die mainpost gibt sich wieder mal für sowas her.
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  • H. S.
    @holle4es: Man muss halt das frühere Sozialsystem verstehen (einer für alle, alle für einen). Kindergarten kostete mal eine Monatsgebühr, egal wieviele Stunden das Kind dort verbrachte. Heute muss die Anwesenheit angemeldet und minutenweise abgerechnet werden. Kostet natürlich viel Geld, Zeit und Verwaltung extra, aber dies haben die Erzieherinnen ja im Überfluss. Soll halt alles gerecht, individuell und egoistisch sein. Meine Nachbarin wollte ihr Kind kürzlich nachmittags etwas länger dort lassen, weil sie einen Unfall hatte. Kindergarten: geht leider nicht, ist nicht angemeldet worden.
    Viele sind Egoisten, das Sozialverhalten ist kalt geworden. Ich gebe @einwohner recht, die Mittagsbetreuung ist ein all-inkl-Paket. Punkt.
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  • M. S.
    „Früher war alles besser.“ Zum Glück haben sich die Zeiten geändert ! Ich finde es richtig, dass die Eltern entscheiden können für was sie zahlen möchten oder können (bzgl. Kindergartengebühren). Jede Familie hat andere Bedürfnisse. Warum soll eine Familie, in der eine arbeitslose Mutter ihre Kinder nur 3-4 Stunden am Tag betreuen lässt und das Essen nicht in Anspruch nimmt, weil sie selbst zu Mittag kocht, dasselbe zahlen, wie eine Familie, in der beide Eltern arbeiten, die Kinder 8 Stunden in der Kita verbringen und dort essen? Wir nehmen alle Leistungen eines Kindergartens in Anspruch, sind froh, dass es die Möglichkeit gibt und zahlen dafür entsprechend. Ich sehe hier nichts egoistisches. Ich wünsche der Familie, dass das Problem gelöst werden kann!
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  • P. W.
    tut mir leid. selten so einen dummen kommentar gelesen.
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  • R. D.
    Wenn es eben ein Paket ist, Betreuung inklusive Essen, dann muss man eben den Paketpreis bezahlen und das egal ob man Teile davon in Anspruch nimmt oder nicht. Wenn ich All-inclusive-Urlaub buche bekomme ich auch nichts erstattet wenn ich auf das Mittagessen verzichte.
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  • E. V.
    Ein absolut passender Vergleich: All Inclusive Urlaub <> Kind mit schwerer, lebenslanger Krankheit. Sie haben es ja voll verstanden....Was für ein dümmlicher Kommentar.
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  • A. R.
    Ich finde den von Ihnen genannten Kommentar gar nicht so „dümmlich“!
    Es ist vorher bekannt mit welchem Konzept die Einrichtungen oder Mittagsbetreuungen arbeiten. Ist es ein „Gesamtpaket“ welches nicht passt oder angepasst werden kann, so ist keiner gezwungen sein Kind dort Betreuen zu lassen
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  • D. E.
    Einfach glutenfrei Menü von bofrost an Schule liefern lassen und Gesamtbetrag für alle Eltern um 1 Euro erhöhen. Schulkinder abstimmen lassen ob das OK ist.
    Fertig. Problem gelöst.
    Nächstes Problem: Lehrkräftemangel
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  • G. A.
    Den Main-Post Artikel noch mal lesen, der Kommentar von Ironic hat die Situation perfekt erklärt. Das Problem wird nicht gelöst, wenn Schulkinder abstimmen.
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  • C. L.
    Vor gut 10 Jahren durfte ich die Zölikids Unterfranken und ihre BetreuerInnen kennenlernen. Das war eine richtig gute Truppe. Leider hat sich der Kontakt verloren.
    Aktuell finde ich im Netz nur folgende Info: Zöli-Kids Würzburg und Umgebung
    Selbsthilfebüro Main-Spessart in Gemünden
    Tel. 09351 5081-270
    E-Mail: Selbsthilfe@kvmain-spessart.brkd.e
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  • R. D.
    Der Kommentarstrang mit Ihrem Kommentar bzw. Ihrer Antwort wurde gesperrt, da der Ausgangskommentar gegen unsere Kommentarregeln verstoßen hat. Wir bitten um Ihr Verständnis.
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