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REGION WÜRZBURG
Grüner Direktkandidat: Martin Heilig setzt sich durch
In Höchberg nominiert: Martin Heilig ist Direktkandidat der Grünen aus Stadt und Landkreis Würzburg zur Bundestagswahl.
Foto: Christian Ammon | In Höchberg nominiert: Martin Heilig ist Direktkandidat der Grünen aus Stadt und Landkreis Würzburg zur Bundestagswahl.
Von unserem Mitarbeiter Christian Ammon
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:11 Uhr

Vor dem Hintergrund der jüngsten Terroranschläge erwartet Martin Heilig „einen der härtesten Wahlkämpfe aller Zeiten“. In seiner Bewerbungsrede zum Direktkandidaten für die Bundestagswahl von Bündnis 90/Die Grünen in Stadt und Landkreis in gut einem Jahr setzte der 40-jährige Vater von vier Söhnen auf einen „knallgrünen Wahlkampf“ mit „grasgrünen Kernthemen“.

Angezogen mit einem kaum weniger grünen T-Shirt, überzeugte er in Höchberg die 57 Parteimitglieder, die ihm bereits im ersten Wahlgang gegenüber seinem Mitbewerber Michael Gerr mit nur zehn Gegenstimmen den Vorzug gaben. Mit einem ähnlichen Ergebnisse hatte sich Heilig schon bei der Aufstellungsversammlung 2013 gegen den Würzburger Stadtrat durchgesetzt und in der Bundestagswahl immerhin knapp zehn Prozent der Stimmen hinter Paul Lehrieder (CSU) und Homaira Mansury (SPD) erreicht.

Der Diplom-Handelslehrer an der Marktheidenfelder Fach- und Berufsoberschule, der sich selber als „Typ Klassensprecher“ mit „Stehaufmännchenqualitäten“ charakterisiert, nennt konkret „eine völlig andere Landwirtschaftspolitik“, die sowohl „Tiermisshandlungen“ als auch die Ausbringung von Giftstoffen wie Glyphosat verhindere. „Wir taumeln sehenden Auges auf eine bald nicht mehr umkehrbare Klimakatastrophe zu“, sagt er unter Hinweis auf die seiner Ansicht immer häufigeren Extremwetterlagen zum Thema Klimaschutz.

Weitere Themen sind der Atomausstieg, die erneuerbaren Energien und der Wasserschutz. Zudem ist er seit gut zehn Jahren im Vorstand der Initiative gegen die Westumgehung an vorderster Front aktiv und verspricht, die wieder im Bundesverkehrswegeplan aufgetauchte B26n verhindern zu wollen. In Zeiten krisenhafter Zuspitzungen gelte es, Kurs zu halten: „Wir waren immer eine Programmpartei, sind eine Programmpartei und werden auch immer eine Programmpartei bleiben.“

Auch der Kampf gegen Rechts sei ein solches urgrünes Thema: Heilig beschreibt die Grünen als eine „Anti-AfD“-Partei: Dem „verbreiteten Zynismus“ gelte es „unseren grünen Idealismus“ und eine „positive Grundhaltung“ entgegenzusetzen.

Auf ähnlich knackige Sätze verzichtet Gerr in seiner Rede. Er wirbt für sich als einen, der zwar „auch Wahlkampf kann“, sich aber als „Sachpolitiker“ versteht. Als Würzburger Stadtrat, der selbstbewusst mit seiner Behinderung umgeht, geht er den umgekehrten Weg: Er beginnt mit seinen kommunalpolitischen Erfolgen wie dem Aufzug im Rathaus und dem Einsatz für einen barrierefreien Umbau der Stadt.

Unter Inklusion versteht er jedoch mehr als nur die Einbindung Behinderter ins gesellschaftliche Leben. Er möchte den Begriff auf alle Benachteiligten ausgeweitet sehen: auf alte Menschen, arbeitslose Junge, Arme oder Flüchtlinge. Soziale Gerechtigkeit und ein selbstbestimmtes Leben sind seine Themen.

Auf den blutigen Anschlag im Zug bei Heidingsfeld kommt Heilig nur am Rande zu sprechen. Er tritt wie die Partei für ein Einwanderungsgesetz ein. Darauf, ob es rechtens war, dass die Polizei den 17-jährigen Angreifer erschossen hat, geht er nicht ein. Gerr sagt hierzu immerhin so viel, dass man zunächst die Arbeit der Polizei abwarten solle und fordert, einen „klaren Kopf“ zu behalten.

Es sind dennoch weniger die Inhalte, die beide Kandidaten unterscheiden. Heiligs Vorteil: Als Parteimitglied aus der Region seit 1993 kennt er jeden einzelnen der in Höchberg Wahlberechtigten. In der Schlussrunde spricht er jeden der 13 Fragesteller mit dem Vornamen an und beantwortete Frage für Frage. Unorthodox vor allem seine Antwort auf mögliche Koalitionen: Er warnt vor „Ausschließeritis“. Bei einem weiteren Aufschwung der „rechten Hetzer“ sei sogar eine Schwarz-rot-grüne Koalition denkbar.

Da die Kandidaten der Grünen bei der Wahl des Direktkandidaten zumindest in Bayern traditionell nur geringe Chancen haben, kommt der Platzierung auf der Landesliste eine deutlich größere Bedeutung zu. Mit Spannung erwartet Kreisvorsitzender Gerhard Müller darum zunächst die Bezirksversammlung im Oktober und die Aufstellung der Landesliste. „Das ist etwas, das muss man erlebt haben. Da geht es zur Sache.“ Entscheidend sei, dass ein Vertreter aus Unterfranken einen guten Platz erhalte: Derzeit gibt es keinen grünen Abgeordneten, der in Berlin den Bezirk vertritt.

Die Konkurrenz ist stark: In den Aufstellungsversammlungen in den Wahlkreisen Schweinfurt/Kitzingen und Bad Kissingen/Rhön-Grabfeld haben sich bisher die Bezirksvorsitzende Barbara Pfeuffer und Dr. Manuela Rottmann, ehemals Frankfurter Stadträtin und Umweltdezernentin, durchgesetzt.

 
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