
Der einst für den Lebensunterhalt im Leinachtal existenziell wichtige Obst-, Wein- und Gartenbau wird heutzutage lediglich noch im Nebenerwerb oder als Hobby betrieben. In 120 Jahren seines Bestehens änderte sich somit auch die Orientierung des im April 1904 von 54 Mitgliedern gegründeten Obst- und Gartenbauverein (OGV) Leinach. Der von der Musikkapelle Leinach umrahmte Kommers zum Gründungsjubiläum in der Leinachtalhalle stieß auf große Resonanz aus der Bevölkerung. Und unter Beteiligung der Abordnungen der Ortsvereine, verdeutlichte dies den hohen gesellschaftlichen Stellenwert des Vereins.
Diesen erwarb sich der OGV insbesondere in seiner jüngeren Vereinsgeschichte durch die Gestaltung und Pflege öffentlicher Flächen sowie der Förderung des Blumenschmucks im Ort. Die finanziellen Voraussetzungen dazu erwirtschaftet der Verein seit der Premiere im Jahr 1983 ununterbrochen mit seinem in der Region bestens bekannten und jeweils am Maifeiertag an der Gemeinschaftsobstanlage stattfindenden Kirschblütenfest.
Fünfzig Mark für Obstdiebe und Baumfrevler
Schon an der herbstlich dekorierten Leinachtalhalle war die nach wie vor lebendige Leidenschaft des OGV und seiner aktuell 226 Mitlieder zu erkennen. Wie der Blick von stellvertretendem Vorsitzenden Erhard Franz und Karl-Heinz Franz in die Chronik bestätigte, diente der Verein zunächst als solidarische Selbsthilfeeinrichtung. Vor allem herrschten in der Vergangenheit raue Sitten gegenüber Obstdieben und Baumfrevlern. Fünfzig Mark wurden zu deren Ergreifung ausgelobt. Eine im Verhältnis zum damaligen Mitgliedsbeitrag von drei Mark außergewöhnliche hohe Belohnung. Freilich konnte auch die im Jahr 1975 geschaffene Gemeinschaftsobstanlage nicht den bis in die Gegenwart schwindenden Stellenwert des Obstbaus verhindern.
Bei elementarer Bedeutung von Gemüse-, Obst- und Feldfruchtanbau habe man bei Gründung des Vereins in einer anderen Zeit zumeist selbst für ein breites Ernährungsspektrum gesorgt, so Landrat und Kreisvorsitzender Thomas Eberth. Heutzutage sei es hingegen einfach zu leicht, sich in üppig gefüllten Regalen in Lebensmittelmärkten zu bedienen. Gleichzeitig vertrat Eberth die Überzeugung, wonach sich "der OGV mit seinen Aktivitäten vor Ort als Kitt der Gesellschaft erweist." In diesem Zusammenhang dankte Eberth allen, die im Verein Verantwortung übernehmen.
Diesbezüglich erinnerte Bürgermeister Arno Mager (UBL) an die bereits seit 2004 bestehende Kooperation mit der Grundschule. Hierbei widme sich der OGV mit der jährlichen Kürbis-Prämierung dem grünen Bewusstsein der Kinder. Gleichzeitig dankte Mager den OGV-Mitgliedern für deren erneute aktuelle aktive Beteiligung an der Umgestaltung der Außenanlage am Barbara-Gramschen-Kindergarten.
Um bei allen Aktivitäten auch die Begeisterung des Nachwuchses zu wecken, appellierte Helmut Lutz, stellvertretender Vorsitzender des Bezirksverbands für Gartenbau und Landespflege, die im Vorstand vakante wichtige Position eines Kinder- und Jugendbeauftragten zu besetzten.

Naheliegend für das Leinachtal, feierte der OGV sein Gründungsjubiläum mit humoriger Unterhaltung durch das prominenteste fränkische Wengertsbäuerle. Die teilweise intimen Kalauer von "Karl un sei Kunnele" alias Günter Stock, dienten der kurzweiligen Erheiterung des Publikums.
Dankbar für langjährige Mitgliedschaft freute sich Vorsitzende Jessica Tokarek Auszeichnungen verleihen zu dürfen. So wurde neben Kurt Bressler, Karl-Josef Franz, Alfred Fuchs, Erhard Fuchs, Burkhard Göbel, Sebastian Merkle, Norbert Oestemer und Erich Öchsner für 40-jährige Mitgliedschaft auch Volker Weisenberger für 25-jährige Vereinszugehörigkeit ausgezeichnet. Eine besondere Überraschung hatte die Vorsitzende für die Mitglieder des Vorstands vorbereitet. Als Anerkennungen deren tatkräftigen aktiven Unterstützung und Mitarbeit durften sie jeweils eine Ehrenamtskarte in Empfang nehmen.
