Die Schrecken des Zweiten Weltkriegs und die Not der Nachkriegsjahre standen Pate. Vor 75 Jahren wurde in Rimpar der örtliche Ableger des Verbands der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Rentner Deutschlands (VdK) gegründet. Er ist damit beinahe genauso alt wie der Dachverband. Heute hat sich der VdK zu einem Sozialverband gewandelt. Doch noch immer stehen die Schwachen und Bedürftigen, Schwerbehinderte und Rentner im Mittelpunkt. Die Nachfrage nach den Beratungen zu sozialrechtlichen Fragen ist ungebrochen groß, stellt der Rimparer Vorsitzende Erich Kreutner aus Anlass des Gründungsfestes am Sonntag, 27. November, fest.
Mit derzeit 560 Mitgliedern gehört der Ortsverband zu den großen, ehrenamtlich getragenen Verbänden und Vereinen in der Marktgemeinde. Gegründet wurde er am 7. Juni 1947. Damals trafen sich 20 betroffene Bürger im Gasthaus Lamm. In Rimpar gab es zirka 200 Gefallene und Vermisste. Nicht selten hatten die Hinterbliebenen, Veteranen und Kriegsopfer Schwierigkeiten, Gehör zu finden. Bereits wenige Monate nach der Gründung zählte der Verband 67 Mitglieder. Im Jahr 1949 steigerte sich die Mitgliederzahl auf 211, darunter 80 Behinderte, 115 Hinterbliebene und 16 Sozialrentner. "Die stetig wachsende Zahl von Neumitgliedern zeigt deutlich, wie wichtig es war, den Witwen, Waisen und Verwundeten soziale Hilfestellung zu geben", erklärt Kreutner.
Bundesverdienstkreuz für Hans Lorenscheit
Als Vorsitzende übernahmen damals Hans Lorenscheit und Rosa Burger, beide selber Betroffene der Kriegsjahre, die Leitung. Lorenscheit erhielt später für seinen ehrenamtlichen Einsatz, 50 Jahre als Vorsitzender des Rimparer VdK, das Bundesverdienstkreuz. Es waren nicht zuletzt die eigenen, bitteren Erlebnisse im Krieg, die beide zu Streitern gegen soziale Ungerechtigkeit machten. Kernstück der Arbeit waren Sprechstunden im alten Rathaus, die Hans Lorenscheit anbot. Dabei ging es in den ersten Jahren oft darum, die nackte Not zu mindern, Bedürftigen Winterkleidung und Heizmaterial zu beschaffen oder eine Wohnung für Schwerbehinderte. Bis heute findet die jährliche Sammlung "Helft Wunden heilen" zu Gunsten Bedürftiger statt.
Auch politisch nahm der VdK kein Blatt vor den Mund. Als auch nach beinahe 20 Jahren nach Kriegsende die soziale Lage vieler Kriegsopfer sehr angespannt war, organisierte der Ortsverband 1962 eine Protestkundgebung im Gasthaus Lamm, um auf "schwere Mängel in der Kriegsopferversorgung" hinzuweisen. Vier Jahre später gehörte er zu den Mitorganisatoren des 2. Landeskriegsopfer-Treffens in Würzburg. Das unmittelbare Kriegsleid verlor in den folgenden Jahrzehnten zunehmend an Bedeutung. 1996 lösten Adelheid Sollfrank und Erich Kreutner den Vorstand ab. Seit 2006 sind Kreutner erster und Hans-Joachim Rudolph zweiter Vorsitzender.
Weiter große Nachfrage nach Beratung
Die Nachfrage nach Beratung sei weiterhin groß, berichtet Kreutner. Die letzten Jahre seien geprägt gewesen von stetigem Mitgliederzuwachs und vielen Erstberatungen in allen sozialen Bereichen. Noch immer gehörten die Antragstellung und die Unterstützung gegenüber den Behörden zu den Aufgaben. Die Themen haben sich jedoch geändert. Heute geht es um die Pflege, die Erwerbsminderungsrente oder Schwerbehinderung, aber auch Patientenverfügungen, Vorsorgevollmachten und Betreuungsverfügungen. Dabei erhalten die Ehrenamtlichen vor Ort professionelle Unterstützung von den Sozialexperten der Kreisgeschäftsstelle in Würzburg.
Die Nachfrage nach den Angeboten des VdK ist groß. Schwerer tut sich der örtliche VdK damit, Ehrenamtliche zu gewinnen. Es fehle an Menschen, die Verantwortung übernehmen wollen. Die Versammlungen und manche Veranstaltung seien schlecht besucht. Auch stehe ein Generationswechsel beim Vorstand an. "Geht es den Menschen heute zu gut?", hatte Hans Lorenscheit in den Jahren des Wirtschaftswunders schon einmal gefragt. Auch Erich Kreutner stellt diese Frage heute wieder. Die Krisen dieser Tage liefern eine unzweideutige Antwort.