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WÜRZBURG
Große Mehrheit der Stadträte für eine Stadiongesellschaft
Soll den Besitzer wechseln: das Kickers-Stadion.
Foto: Silvia Gralla | Soll den Besitzer wechseln: das Kickers-Stadion.
Holger Welsch
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:17 Uhr

Auch wenn's um Fußball ging, war das Ergebnis nicht typisch für den Volkssport Nummer eins: Mit 38:7 beschlossen die Stadträte am Donnerstag das Eckpunkte-Konzept von Kämmerer Robert Scheller zur städtischen Beteiligung an einer Stadiongesellschaft für das Kickers-Stadion. Damit ist die Gesellschaft noch nicht gegründet, aber mit dem Grundsatzbeschluss entscheidend auf den Weg gebracht. Zu den Eckpunkten zählt eine Beteiligung der Stadt von maximal sieben Millionen Euro.

„Die Chancen sind größer als das Risiko“

Christine Bötsch CSU-Fraktionschefin

Der relativ klaren Entscheidung ging eine längere Debatte voraus. Diese machte deutlich, dass trotz der prinzipiellen Zustimmung noch etliche Fragen offen sind – vor allem, was eine möglichst große Risikobegrenzung für die Stadt angeht und konkrete Zahlen, auch vom geplanten Mitgesellschafter Würzburger Kickers, angeht. Wie berichtet, soll die Stadiongesellschaft das 49 Jahre alte, vereinseigene Stadion am Dallenberg übernehmen, sanieren, ausbauen und unterhalten. Die Kickers AG, die Profiabteilung des Vereins, soll für die Nutzung Pacht zahlen.

Bötsch: „Eine Art Wirtschaftsförderung“

Bedenken, was zum Beispiel passiert, wenn ein Gesellschafter – das sollen neben Stadt und Verein auch ein oder mehrere private Geldgeber sein – aussteigt, äußerten CSU-Fraktionschefin Christine Bötsch und SPD-Stadtrat Hans Werner Loew. Die beiden stimmten dem Konzept aber dennoch zu. „Die Chancen sind größer als das Risiko. Wir sehen das als eine Art Wirtschaftsförderung“, sagte Bötsch.

Dass die Rechnung nur bei sportlichem Erfolg aufgeht, war allen Beteiligten klar. „Doch alle Risiken auszuschließen, ist schlicht unmöglich“, machte Joachim Spatz (FDP) deutlich. Wichtig sei, dass die Stadt beim Stadionmanagement dabei sei. Zudem helfe man einem Verein, der für das Image der Stadt Wesentliches leiste. Und letztlich bediene man mit der Investition „die 10 000 Leute, die ins Stadion gehen“. Die maximal sieben Millionen Euro, die in Jahresraten von rund 300 000 Euro gezahlt werden, seien ein verträglicher Einsatz.

Weber: „Auch die Region profiziert“

Das sieht Alt-OB Jürgen Weber (WL) ähnlich. Weber sprach gar von einem „Glücksfall“– zum einen, was die Kickers schon für die Gemeinschaft geleistet hätten, zum anderen, dass man bereits über ein Stadion verfüge. „Und das bauen wir für diejenigen aus, die zuschauen wollen.“ Dabei profitiere auch die Region, denn Profisport sei ein wesentlicher Faktor im Wirtschaftsleben.

Die Risiken seien eingegrenzt, man solle das Projekt nicht zerreden, plädierte Wolfgang Baumann für eine städtische Beteiligung. Diese befürworte Andy Puhl (FWG) ebenso wie Heinrich Jüstel (SPD), der dadurch allerdings eine Vorlage für Begehrlichkeiten von anderen befürchtet.

„Ich sehe keinen anderen Weg für hochklassigen Fußball“, begrüßte Grünen-Fraktionsvorsitzender Matthias Pilz das Modell Stadiongesellschaft. „Es geht nicht ohne öffentliches Engagement. Das ist auch in anderen Städten so.“

Dies unterstrich auch Kämmerer Scheller: „Auch wenn's viel Geld, ist die Variante Stadionausbau immer noch die billigste.“ Regensburg zum Beispiel habe für 55 Millionen ein neues Stadion gebaut.

Scheller wie auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt zeigten Verständnis für Bedenken. „Wir tun uns schwer, weil wir noch kein Stadion verantwortet haben“, sagte Scheller. Er machte deutlich, dass noch etliche Fragen zu klären seien, bis die Stadiongesellschaft steht. Das erfordere noch weitere Beschlüsse der Stadträte. Geplant sei, einen ersten Zuschuss-Betrag in die kommenden Haushaltsberatungen einzubringen.

Kritiker befürchten auch unklare Folgekosten

Kritik und Kritiker gab's auch. So stieß die Aussage von Kickers-Vereinschef Michael Schlagbauer, dass man das Stadion Dallenberg als dauerhafte Spielstätte favorisiere, aber im Zuge eines Masterplans für die Zweite Liga auch andere Standorte untersuche, zum Teil auf Unverständnis. Wegen des fehlenden klaren Bekenntnisses für den jetzigen Standort stimmte Gisela Pfannes (SPD) dem Konzept nicht zu. Auch Karin Miethaner-Vent (Grüne) sagte Nein. Es sei nicht Aufgabe der Stadt, Profisport zu unterstützen.

Wegen der für ihn unklaren Folgekosten lehnte ÖDP-Fraktionschef Raimund Binder die Stadiongesellschaft ab – ebenso seine Fraktionskollegin Christiane Kerner, Lore Koerber-Becker, Laura Wallner (beide SPD) und Sebastian Roth (Die Linke).

„Das ist kein risikoloses Engagement“, räumte auch der OB ein. Schuchardt betonte aber: „Wir profitieren vom Fußball. Das ist etwas Gutes für die Stadt.“

 
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  • I. S.
    Würzburg hat keine vernünftige Halle, Würzburg hat kein vernünftiges Stadion, Würzburg hat kein Einkaufszentrum, Würzburg hat keinen modernen Bahnhof, usw. ..... Ja was hat denn Würzburg überhaupt ??? Genau, je Menge Bedenkenträger, die jedes, aber wirklich auch jedes Projekt madig machen, zerreden und mausetot disskutieren ! Wenn man alleine dieses zum Teil sinnentleerte Geschwurbel hier liest (@ Erding !) dann kann man nur noch den Kopf schütteln.
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  • J. S.
    ... alle spielen mit" Dies ist die Überschrift in der SZ von heute und betrifft den TSV 1860 München. Weiter heißt es: Erneut ist Investor Hasan Ismaik in der Stadt und verkündet, ein Stadion für die Löwen bauen zu wollen. Nur noch größer. Ob es jemals kommt ist fraglich, spielt aber auch keine Rolle. Egal, Ismaik kommt nach München und alle hoffen auf ein sich live abspielendes Wunder. Das wäre den Löwen ja zu gönnen, doch leider gibt es Wunder eher selten." Und das mit der Deutschen Bank ist auch nicht ohne. Siehe die Eilmeldung von heute morgen. Die erleben auch gerade ihr Wunder, ein blaues, halt. Mut und Euphorie und Mogeln sind halt keine harte Währung. Und der Fußball ist nach den Skandalen auch nicht mehr das, was er mal war und sich mit fremden Federn schmücken, Werbeträger "Würzburger Kickers". Ob das so viel Sinn macht und das viele Geld wert ist? Wir haben doch in letzter Zeit viele niedergeschlagene Fußballer gesehen. Einstige Hoffnungsträger! Rat: Trostpflaster kaufen.
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  • A. H.
    kommen Sie denn immer mit dem - sorry, liebe 60er - "Kasperl-Klub" 1860 um die Ecke? Kennen Sie keinen anderen oder wollen Sie die Erfolge anderer nicht sehen? Ich sage mal auf die schnelle nur FCA ud FCI (von Bayern will ich gar nicht reden); da wurde aus ähnlichen Verh#ltnissen wie in Wü was auf die Beine gestellt, das Hand und Fuß hat - einschl. jeweils eines schmucken und funktionalen Stadions.
    Als vergesse se doch mal "Ihre" 60er mit ihrem Sondermodell, das bisher voll in die Hose ging.
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  • A. H.
    Vielleicht reicht von "Erding" aus der Blick (der Zurufer benutzte des Wort "Horizont", aber das wollte ich ohne persönliche Kenntnis dann nicht so verwenden) nur bis nach "1860"......
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  • F. B.
    dass sie zum Einen nicht Fußball schauen und toll finden müsssen, zum Anderen in einer Demokratie Mehrheitsentscheidungen umgesetzt werden müssen.
    Das Risiko für die Stadt ist sehr begrenzt, diese Angsthasenmentalität muss ein Ende haben, insbesondere das für Würzburg leider typische Zerreden von größeren Projekten und die Inkompetenz, diese umzusetzen (Stichwort Mehrzweckhalle oder sogar die StraBa Linie 6). 7 Mio auf Jahre gestreckt ist geradezu lachhaft, allein die Steuereinnahmen aus sämtlichen Bereichen werden um ein vielfaches höher liegen, wenn man die nächsten paar Jahre Profifußball in der 2ten und 3. Liga hat, aktuell sind die nächsten 2 Jahre schon fast sicher, so schnell kann man auch nicht mehr absteigen.

    Ich frage mich wo dieselben Nörgler sind (@winem), wenn es um Schwimmbadzuschüsse geht, über 20 MIO für das Nautiland wurden schon beschlossen!!!!!
    Wenn die Stadt nicht will, dass der Verein ins Umland zieht und dort Steuern zahlt, muss man auch etwas anbieten!
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  • J. S.
    "1860 München" u. ä. Wir sind gespannt. Auch über die Eilmeldung: Deutsche Bank Aktie fällt erstmals unter 10 Euro. Mehrheitsentscheidungen, darauf kommt es nicht so sehr darauf an. Richtige Entscheidungen zählen. Entscheidungen sind wie "Prozesse", die ständig kontrolliert und hinterfragt sein müssen. Und wenn die Stadien zu gefährlich sind und gesperrt werden, wie das Länderspiel in Hannover? Und die so tollen Einnahmen bleiben aus? Wo bleibt dann die Mehrheit der Zuschauer? Sie bleiben einfach aus. So einfach und doch so kompliziert. Prognosen sind und bleiben Prognosen. Wer daran verdient, wird sie in den höchsten Tönen loben und die Kritiker verhöhnen. "Die schlechten Nachrichten von der Deutschen Bank nehmen kein Ende. Dies zieht auch den Dax ins Minus."
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  • A. H.
    Kickers WÜRZBURG und Deutsche Bank; fast wäre ich vor Lachen ........
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  • B. L.
    Man sollte Herrn Hollerbach und den Kickers die Füße Küssen. Eine bessere Werbung wie die Kickers für Würzburg gibt es nicht. Die dagegen gestimmt haben sind reif für den Arzt.
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  • J. S.
    Die Ärzte werden dann "doppelt" profitieren. Oder? Denken Sie einfach mal an die Euphorie von 1860 München und die neue Allianz-Arena in München. Totalpleite für 1860 und dann noch das Glück, dass der FC Bayern genug "Kohle" hatte und die "Sechsger" auszahlen konnte. Werbung ist das eine, Verdienen und Gewinn machen das andere. Blamage ist auch eine Werbung. Ich verweise da auf die auch finanziell umstrittenen Vorgänge um die Schneewittchen-Skulptur in Lohr am Main: "weltbekannt"dank "BILD"und auch vorgeführt in der Sendung "Steuerverschwendung" von Mario Bart in Berlin. "Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang", dies ist nicht von einem Arzt, sondern von dem Dichter Friedrich von Schiller.i. Oder an das: ´frisch gewagt ist halb gewonnen. Oder halb verloren? Die Entscheidungen sind nicht so einfach. Denke ich!
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  • A. H.
    .....
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  • U. S.
    Es ist schon Geld geflossen und es wird noch mehr Geld fliessen müssen. Bisher galt es als kleine Unterstützung auch wenn die Beträge schon recht namhaft waren, aber nun ändert sich die Sicht der Dinge und die Gegner der Finanzierung haben völlig recht! Aus Hobbykicker sollen Profis werden, Profisport bedeutet Berufssport, Profis leben von dem Sport den sie ausüben.

    Profisport ist ein Geschäft und ein Geschäft muss sich selbst finanzieren. Gegen einen Gründungszuschuss ist im Grunde nichts einzuwenden (bis auf die nicht unwichtige Tatsache, dass es keine Neugründung ist) aber dieser wird idR auf Darlehensbasis gewährt. Von Rückzahlung der 7 Mill Euro (zuzügl Zinsen) habe ich in dem Artikel jedoch nichts lesen können. Es sind immerhin Steuergelder die hier verschenkt werden! Die Zustimmer können gern private Einlagen in beliebiger Höhe tätigen - ob sie dann auch das Risiko so einfach abtun weils ja (vielleicht) gut für die Stadt ist?
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  • N. T.
    Natürlich handelt es sich um kein Darlehen, das rückzahlbar wäre, sondern um eine Beteiligung an einer Firma, der ein Stadion gehört und die daraus (hoffentlich langfristig) Mieteinnahmen erzielt. Und nach meiner Kenntnis fließen die Beträge auch nicht ausschließlich als Bareinlage in Cash, sondern in großen Teilen als Sacheinlage der Stadt, indem sie das Grundstück (Erbbaurecht) in die Firma einbringt. Dessen Wert ist natürlich von den 7 Mio. abzuziehen.
    Ein Problem sehe ich allerdings in der Zukunft, da die neugegründete Firma auch für den Unterhalt des Stadions zuständig sein wird, und das ist ja auch nicht mehr das jüngste.
    Ansonsten den Kickers weiterhin viel Erfolg auf dem erfolgreich begangenen Weg, sportlich und wirtschaftlich.
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