Als Salomon Eckstein im Jahr 1863 der erste Höchberger Feuerwehrkommandant wurde, lag der Großbrand im Jahr 1846 schon 17 Jahre zurück. Damals, so erfuhren die Teilnehmer eines Rundgangs mit Höchbergs Archivarin Judith Orschler, der auf Initiative der Freiwilligen Feuerwehr Höchberg stattfand, wurden ganze zwölf Familien obdachlos und verloren ihr gesamtes Hab und Gut. Alles seien Tagelöhner und kleine Bauern gewesen, belegen die Quellen, die im Archiv der Marktgemeinde liegen.
Nicht vermerkt ist, warum der Brand ausgebrochen war. Es könnte sich um Funkenflug oder auch um Brandstiftung gehandelt haben, vermutet Orschler. Die kleinteilige Bebauung unterhalb der Kirche Mariä Geburt im Richtung Lamm-Komplex war eher das Quartier der ärmeren Bevölkerung. Die Häuser waren meist aus Holz gebaut und mit Stroh bedeckt. Sie standen eng beieinander und dies sei wahrscheinlich auch ein Grund gewesen, warum das Feuer so schnell um sich griff.
Anders als heute, wo man einfach den Notruf absetzt und die Feuerwehr ruft, ging es in früheren Zeiten mehr um Selbsthilfe. Jeder Höchberger Bürger musste sein eigenes Brandlöschmaterial vorhalten. Meist waren dies eine hölzerne Butte mit Löschwasser und auch entsprechende Entnahmegeräte wie Löscheimer aus Leder oder geflochtenem Material. Schläuche oder Pumpen waren noch nicht im Einsatz.
Häuser brannten komplett ab
Bei größeren Gebäuden waren auch Feuerhaken Vorschrift, mit denen bei einem Brand die Gebäude einrissen werden konnten, um ein Überspringen des Feuers auf andere Gebäude zu verhindern. Die kamen aber bei dem Großbrand 1846 nicht zum Einsatz. Und so brannten die Häuser komplett ab. Obwohl die Löscharbeiten an diesem Montagmorgen schnell anliefen und auch aus Würzburg Verstärkung an Menschen kam, um den Höchberger Bürgern zu helfen, gab es nichts mehr zu retten. Die Würzburger waren übrigens über einen Kanonenschuss von der Festung Marienberg aus alarmiert worden.
Die Bewohner und Bewohnerinnen fanden im Höchberger Armenhaus Unterschlupf. Dort konnten sie allerdings nicht lange bleiben, die Verhältnisse waren noch schlechter, als in ihren verbrannten Behausungen. Der damalige Pfarrer Breunig startete eine große Spendenaktion. So wurden zwei Benefizkonzerte veranstaltet und von der Staatsregierung ein Aufruf an alle Gemeinden im Umkreis von 40 Kilometern gestartet, die mittellosen Höchberger zu unterstützen. Bis nach Karlstadt wurde dieser Ruf erhört, kann Judith Orschler belegen.
Viele Sachspenden kamen zusammen
Obwohl die Gemeinden im Landkreis selbst recht arm waren, weil Missernten das Vermögen der Landbevölkerung aufgefressen hatten, kam einiges zusammen. Vor allem die Landwirte aus dem Ochsenfurter Gau zeigten sich spendenfreudig und auch ehemalige jüdische Bürger Höchbergs, die nach Würzburg gezogen waren, spendeten viel Geld. Es kamen aber auch Sachspenden zusammen und die Möglichkeit, verbilligt Baumaterial oder Lebensmittel für die betroffenen Familien einzukaufen. Insgesamt, so belegen die Quellen, kamen so 1325 Gulden zusammen, der Wert eines der abgebrannten Häuser lag etwa bei 250 Gulden.
Die damals schon eingeführte Brandversicherung zahlte im übrigen nur, wenn die Gebäude wieder aufgebaut wurden und eine positive Prognose für die einzelne Person vorlag. So ging beispielsweise Leonhard Albert leer aus, da er als Scherenschleifer ein Fahrensmann war, Peter Stumpf hatte sich ein anderes Haus gekauft und bekam ebenfalls kein Geld von der Versicherung.
Zwischen 1820 und 1840 gab es vermehrt Brände in Unterfranken, wusste Judith Orschler zu berichten. Dies lag an der zentralistischen Verwaltung von München aus, welche die alten Strukturen der Nachbarschaftshilfe zerstört hatte. Erst mit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehren, die sich vielfach aus den Turnwehren der Sportvereine gründeten, trat eine Besserung ein. Auch auf diese Zeit ging Judith Orschler ein und begeisterte die Zuhörenden mit ihren Kenntnissen.