Wie ein Rohbau sieht das Gebäude aus, und viel mehr ist es im Moment auch noch nicht. Das zwischen 1956 und 1958 errichtete Gebäude der Polizei in der Augustinerstraße wird derzeit grundsaniert. Wenn die Arbeiten Ende 2016 abgeschlossen sind, soll dort die größte Polizei-Inspektion Bayerns mit knapp 300 Polizeibeamten und Beamtinnen ihren Platz finden, zusammengefügt aus den bisherigen Inspektionen Würzburg-Ost und West.
Im Moment wird aber noch an allen Ecken und Enden gebaut. An der Stirnseite zur Wirsbergstraße hin ist das Gebäude teilweise offen, sieht aus, als könnte es jeden Moment in sich zusammenfallen. Dabei wird es aber nicht ausschließlich von den von außen sichtbaren dicken Balken gestützt. Die Decke hängt in Wirklichkeit an Beton- und Stahlträgern im darüber liegenden Geschoss, erklärt Bettina Schmincke, Abteilungsleiterin im staatlichen Bauamt beim Ortstermin.
Die erste Teil der Bodenplatte für die Tiefgarage im rückwärtigen Hof ist bereits fertig gegossen und dick verschneit, seit kurz vor Weihnachten steht ein Kran darauf, der den Innenausbau erleichtern soll. Im April werden der Hauptbau eingerüstet, die maroden Fenster gegen moderne ausgetauscht und die denkmalgeschützte Fassade gereinigt, erklärt Schmincke weiter. Diese bleibt erhalten, ebenso wie das Treppenhauses. Dort wird das Geländer durch eine Holzverschalung vor Beschädigungen während der Bauzeit geschützt.
Wenn es wieder wärmer wird, und der Schnee geschmolzen ist, wird auch wieder gegraben, weiß die Abteilungsleiterin. Dann untersuchen die Archäologen den Bereich vor dem Altbau zur Augustinerstraße hin. Dort befanden sich der Friedhof und ein Teil der Kirche des Augustinerklosters, das dort von etwa 1260 bis zum frühen 19. Jahrhundert zu finden war und von dem die Augustinerstraße ihren Namen hat.
Bei Ausgrabungen im Hof waren 2013 Kachelofen-Reste, Fensterglas und eine aus Knochen geschnitzte Schachfigur gefunden worden, unter dem abgerissenen Seitenflügel zur Gotengasse hin fanden sich Spuren eines sogenannten Grubenhauses aus der Zeit um 900. Die bislang ältesten Funde waren aber Scherben eines Knickwandgefäßes aus der Zeit zwischen 600 und 700 nach Christus.
Am meisten ins Auge fallen wird der neu gebaute Flügel, der künftig hinter dem Hauptbau entlang der Büttner- und der Wirsbergstraße verläuft und sich dort, wo derzeit das Loch in der Fassade klafft, mit dem Hauptbau vereinigt. Die oberen beiden Geschosse des neuen Flügels erhalten eine Metallbandfassade. „Das Fugenbild der Neubaufassade greift die Strukturen der historischen Sgraffito-Brüstungsfelder des Altbaus auf und verschleift somit Alt und Neu miteinander“, erläutert Bettina Schmicke. Nach vorne zur Augustinerstraße hin erhalten die dort vorgesehenen Konferenz- und Besprechungsräume Glasfassaden.
Vor dem Haus schließlich, auf dem Vorplatz, wo früher Autos parkten, wird eine begrünte Fläche entstehen mit Bäumen und Bänken, die zum Verweilen einladen. Und auch der historische Greising-Pavillon an der Ecke der Büttner- zur Wirsbergstraße soll wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. „Die genaue Konzeption über Nutzung und öffentliche Anbindung wird derzeit noch entwickelt“, sagt Bettina Schmincke.
Für die Um- und Neugestaltung des denkmalgeschützten Gebäudes hatte der Haushaltsausschuss des Bayerischen Landtags im Juli 2011 18,7 Millionen Euro genehmigt. Für die Dauer der Generalsanierung ist die Polizei-Inspektion Ost ins ehemalige Verwaltungsgebäude der Firma Glas Keil in der Nürnberger Straße umgezogen. Der Dienstbereich Zentrale Verkehrsaufgaben wurde dauerhaft auf das Gelände der Autobahnpolizei Biebelried im Mainfrankenpark in Dettelbach verlegt.