Es geht nur um 1,3 Kilometer. Keine lange Strecke, aber für die Straßenbahn eine heikle Sache: Die geplante Verlängerung der Linien 1 und 5 in Grombühl führt mitten durch die Uniklinik. Und die will just unter den Gleisen in der Josef-Schneider-Straße einen Tunnel für Leitungen bauen. Die Zeit drängt. Der Ball liegt jetzt in den Münchner Ministerien. Sie müssten zügig die Mittel für den Tunnel freigeben.
Für die Erkenntnis braucht man kein Bauexperte zu sein: Sinnvollerweise würde man zuerst den Tunnel in die Erde legen und darüber dann die Straßenbahngleise. Was aber, wenn der Freistaat im Moment kein Geld „vergraben“ will? Dann wird eine spätere Lösung deutlich aufwändiger und letztlich den Steuerzahler einige Millionen Euro mehr kosten. Dann müsste der Versorgungstunnel nämlich komplett unterirdisch gebohrt werden. Technisch möglich, aber eben viel teurer.
Man habe das Projekt mit „hoher Dringlichkeit“ für den Doppelhaushalt des Freistaates angemeldet, erklärt Joachim Fuchs, Leiter des Staatlichen Bauamtes in Würzburg. Abstimmen darüber müssen sich Wissenschafts- und Finanzministerium. Rund sieben Millionen Euro sind für den 180 Meter langen Tunnelabschnitt veranschlagt. Zum Vergleich: Für die beiden Zentren für Operative und Innere Medizin hat der Freistaat rund 300 Millionen Euro ausgegeben. Fuchs ist zuversichtlich, in den kommenden Monaten grünes Licht aus München zu bekommen. Dann könne der Tunnel bis Jahresende durchgeplant und 2012 gebaut werden.
Joachim Fuchs Leiter des Staatlichen Bauamtes
Die Frage ist, wie lange die Geduld der Würzburger Straßenbahnplaner noch strapaziert werden kann. Die Linienverlängerung, sie ist zur Hängepartie geraten. Auch deshalb, weil an vielen Stellen Rücksicht auf den Klinikbetrieb genommen werden muss: Da geht es um Zufahrten für Rettungsfahrzeuge, um Lärmschutz, um sensible medizinische Geräte.
Die Würzburger Straßenbahn GmbH (WSB) hat einen Gutachter mit der Prüfung beauftragt. Ergebnis: Eine ganze Reihe von Klinikgeräten wird durch die elektromagnetischen Felder der Straßenbahn gestört. Ultraschalldiagnostik, EEG, Computertomografen – es braucht Dämmungen, Zusatzgeräte oder eine Verlagerung in andere Räume. Lösbare Aufgaben, doch die WSB kosten sie rund eine halbe Million Euro. Bauamtsleiter Joachim Fuchs meint angesichts der Komplexität: „Die Straßenbahn durch die Uniklinik ist eine Operation am offenen Herzen.“
Da kann ihm Straßenbahnchef Thomas Schäfer nur beipflichten. Bereits 2006 hatte die WSB einen ersten Entwurf für die Gleisverlängerung bei der Regierung eingereicht. Was folgte, waren unzählige Abstimmungsgespräche, mit der Klinik – also dem Freistaat –, der Stadt und Privatanliegern. Es war voran die Klinik, die sich seit Jahren einen besseren ÖPNV-Anschluss gewünscht hatte. Dafür wird mit Fertigstellung der Straba der Zinklesweg, so ein Stadtratsbeschluss, für den Durchgangsverkehr dicht gemacht. Im März vergangenen Jahres hatte die Regierung die Planfeststellung abgeschlossen und damit Baurecht erteilt. Bei der Straßenbahn möchte man nun endlich loslegen.
Bis 15. März will man noch auf eine Entscheidung aus den Münchner Ministerien warten, sagt Schäfer. Danach werde geplant – mit oder ohne Tunnel. Wird er nicht gebaut, könnten die Straba-Arbeiten Anfang nächsten Jahres beginnen. Sie werden im Frühjahr europaweit ausgeschrieben, Förderanträge sind zu stellen. Kommt der Tunnel doch, schiebt sich die Straßenbahn nochmal um ein Jahr auf 2013 nach hinten. Schäfer rechnet mit einer reinen Bauzeit von eineinhalb bis zwei Jahren. Die größte Herausforderung beim Gleisbau sei der Untergrund: Normalerweise müssen alle Rohre und Leitungen verlegt werden. Allein in der Josef-Schneider-Straße liegen rund 300 davon.