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Würzburg
Grobe Karos auf weißem Grund
Yvan (Christian Irwin), Marc (Matthias Born), Serge (Stephan Ladnar) vor dem 'weißen Bild'.
Foto: Markus Rakowsky | Yvan (Christian Irwin), Marc (Matthias Born), Serge (Stephan Ladnar) vor dem "weißen Bild".
Joachim Fildhaut
 |  aktualisiert: 25.11.2021 02:22 Uhr

Regisseur Uwe Bergfelder malt mit starken Farben und viel Schwung die Geschichte vom weißen Bild. Hautarzt Serge hat das Werk gekauft, ein "weißes Bild, das mit ein paar weißen Streifen verziert ist" und das seine Freundschaft mit Marc und Ivan auf eine harte Probe stellt. Ersterer deutet den Kauf als Anschaffung eines Statussymbols, Serge wolle in besseren Kreisen was gelten. Das ist Verrat an ihrer Dreierfreundschaft, außerdem verrät Marc ein besonders heikles Motiv seiner dramatischen Wallung: Serge entgleitet seinen Manipulationen.

Die Männerbeobachterin Reza schuf mit Marc eine schwierige Figur. Christian Irwin spielt alle Facetten gleich schwungvoll und mit stechenden Augen aus. Ein großkarierter Anzug unterstreicht seine Präsenz. Nur ein wenig dezenter fällt das Muster auf Ivans Pullunder aus. Dieser Dritte im Bunde versucht zwischen Marc und Serge zu vermittelt, womit er – eine Größe von Rezas Skript – alles ständig immer schlimmer macht, bis sich die Streithähne gegen ihn verbünden. Die Regie legte Matthias Borns Figur ganz als armen Tropf an, der seine heruntergezogenen Mundwinkel nur selten lockern darf. Dass er einmal eine große Zeit als Gruppenclown und Irrwisch hatte, kann Born trotzdem in einem seltenen Ausbruch an Energie glaubhaft machen. Ansonsten gibt die Inszenierung Marcs Spott nach, Ivan sei "schlaff und servil" geworden.

Ausdrucksstarke Mimik

In witzigem Kontrast zu seinen heftig kostümierten Bühnenpartnern und zu seiner weiß-in-weißen Errungenschaft trägt Stefan Ladnar als Bildkäufer schwarze Oberbekleidung, die mit dunkelgrauen Streifen verziert ist. Sein Serge ruht am meisten in sich selbst und stellt den Herausforderer Marc also von einer vermeintlich sicheren Warte aus auf die Probe: Wie reagiert der wohl, wenn man seine Freundin so beleidigt, wie Marc das weiße Bild beleidigt? Diese Schlüsselszene ist in der Theaterwerkstatt so sauber herausgearbeitet, dass die Trümmer der nachfolgenden Explosion auf alle drei gleichermaßen niedergehen.

Yvan (Christian Irwin) und Serge (Stephan Ladnar) als Streithähne.
Foto: Markus Rakowsky | Yvan (Christian Irwin) und Serge (Stephan Ladnar) als Streithähne.

Was das Trio noch zusammenhält: Alle spielen gleich kräftig stilisiert. Ihre Mimik würde auch für einen großen Theatersaal reichen und bis in die letzte Reihe wirken. Dafür genügen als Requisiten das weiße Bild und neun gleiche Stühle in zwei Reihen, einige Rücklehnen in ungleichem Rhythmus nach vorne gedreht. Die Schauspieler müssen sich nur hin- oder umsetzen, um bei geringstem Raumverbrauch den größtmöglichen Eindruck von Bewegung zu erzielen. Großer Premierenbeifall am Samstag letzter Woche.

Gespielt wird "Kunst" bis 8. Januar Mittwoch, Freitag, Samstag und Sonntag außer 24. und 25. Dezember um 20 Uhr.

Informationen und Reservierungen: www.theater-werkstatt.com, (0931) 59400.

 
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