Die Grippe-Aktivität in Deutschland ist weiterhin stark erhöht, meldet die Arbeitsgemeinschaft Influenza. „Wir sind in Stadt und Landkreis mitten in der Grippewelle drin und wir wissen nicht, ob der Gipfel schon überschritten ist“, sagt Dr. Johann Löw, Chef des Staatlichen Gesundheitsamtes. 34 Patienten sind in dieser Woche gemeldet, Stand Donnerstag, die verschiedene Grippe-Erreger haben. Auch das Schweinegrippe-Virus ist dabei.
„Die Zahlen sind relativ und müssen erklärt werden“, erläutert Löw. „Wir bekommen im Gesundheitsamt nur die Zahlen der Laborbestimmungen. Aber nicht jeder Arzt macht einen Abstrich im Rachenbereich und schickt ihn ein.“ Mehr Info-Quellen gibt es nicht. Die Hausärzte in den Praxen können aber auch Schnelltests durchführen. In der 7. Kalenderwoche erkrankten laut Laborbefunden elf (fünf Männer, sechs Frauen) und in der 6. Kalenderwoche 21 Menschen (neun männlich, 12 weiblich). Ob sich Grippepatienten im Krankenhaus aufhalten müssen, wusste Löw nicht.
„Wir erleben eine Grippewelle größeren Ausmaßes im Vergleich der letzten zehn Jahre.“
Dr. Johann Löw Staatliches Gesundheitsamt
Ist denn jetzt eine Grippeimpfung noch sinnvoll? Der Schutz wirkt laut Löw erst in zwei Wochen. Im Zweifelsfall solle man mit seinem Arzt über eine Impfung sprechen. Risikogruppen wie chronisch Kranke, Angehörige, die Kranke pflegen und die Grippe übertragen können und Krankenhauspersonal sollten geimpft sein. Wenn nicht, müsse auch da ein Arzt entscheiden, ob das auf dem Höhepunkt der Grippewelle noch Sinn macht. „Wir erleben derzeit eine Influenza-Aktivität größeren Ausmaßes, wenn man die vergangenen zehn Jahre vergleicht“, bilanziert der Chef des Gesundheitsamtes. Zum Vergleich 2012: 6. Kalenderwoche 0 Kranke, 7. Woche ein Patient und 8. Woche drei.
In den öffentlichen Einrichtungen und größeren Unternehmen im Raum Würzburg wird das Thema Grippewelle fast durchgehend noch entspannt gesehen. Es gibt ein durchgängiges Bild. Jahreszeitlich bedingt ist die Krankenquote jetzt deutlich höher. Das kann aber nicht automatisch auf eine Grippewelle zurückgeführt werden, weil in den Krankmeldungen keine Ursache angegeben ist. Nur teilweise sind die Ausfälle höher als normal.
Bei der Stadtverwaltung beispielsweise mit rund 2822 Mitarbeitern sind laut Auskunft von Pressesprecher Georg Wagenbrenner im laufenden Jahr 3242 Krankheitstage angefallen. Vergleichsweise waren es zum gleichen Zeitpunkt 3590 im Jahr 2012 und 3994 im Jahr 2011. Keine Panik also. Nur beim Gartenamt ist die Situation bedenklicher. Dort fallen derzeit bei 130 Beschäftigten 26 Mitarbeiter krankheitsbedingt aus.
Die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs GmbH registriert derzeit laut Pressesprecherin Kristina Kessler einen „normalen Krankenstand“ für die Jahreszeit. Verkehr und Versorgung sind also gesichert.
Für die Schulen im Raum Würzburg spricht Schulrat Erwin Pfeuffer vom Staatlichen Schulamt an allen Schulen von Erkrankungen bei Schülern und Lehrern. „Wir sind aber noch nicht in der Situation, wo wir darüber nachdenken müssen, Unterricht ausfallen zu lassen“, so Pfeuffer. Etwas schlimmer ist es an der Goethe-Kepler-Grundschule in Würzburg. Dort scheint wohl auch die Sekretärin wegen Krankheit auszufallen, weil sich seit zwei Tagen auch zu Unterrichtszeiten nur der automatische Anrufbeantworter meldet. „Wir müssen jetzt eben flexibel sein“, meint Pfeuffer, wenn Lehrer und Schüler ausfallen, kann es auch einmal kurzfristig zu Klassenzusammenlegungen oder zu Sonderregelungen bei der Schülerbetreuung kommen.
Keine Gefahr auch für den Universitätsbetrieb. Gunnar Bartsch von der Pressestelle sprach lediglich von einem erhöhten Krankenstand. Man vermutet die aktuelle Grippewelle dahinter. Genaue Zahlen gibt es nicht, weil der Arbeitgeber die Art der Krankheit nicht kennt.
Ähnlich das Bild bei Großbetrieben. Beim Druckmaschinen-Hersteller Koenig & Bauer sind von rund 2000 Mitarbeitern derzeit 10 bis 15 Prozent krank. Das ist deshalb nur diffus feststellbar, weil Dreitage-Krankmeldungen erst nach Ablauf des Monats genau bilanziert werden können, hieß es von der Personalabteilung. Das sei mehr als sonst, aber für den Winter normal.
Jens Korn, zuständig für die Unternehmenskommunikation bei Brose in Würzburg, nannte bei den 1800 Mitarbeitern einen zwar leicht erhöhten, aber „völlig normalen“ Krankenstand im Unternehmen. Über die Ursachen könne er sich ohnehin nicht äußern. Marlies Wachmeier, Assistentin der Geschäftsleitung beim Krick-Verlag in Eibelstadt registrierte einen höheren Krankenstand bei den Mitarbeitern als sonst. Auch dort kein Grund zur Panik.
Tipps gegen die Grippe
Hauptanzeichen der Grippe: Fieber, Husten, Schnupfen, Halsschmerzen, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen, Müdigkeit und Appetitlosigkeit.
Richtiges Verhalten: Wenn Sie krank sind, sollten Sie zu Hause bleiben. Wenn ein Arzt konsultiert wird, sollte dies zunächst telefonisch erfolgen, um das Ansteckungsrisiko im Wartezimmer zu verringern. Mit einfachen Hygienemaßnahmen können Sie dazu beitragen, das Er- krankungsrisiko für sich selbst und Ihre Umgebung zu senken: regelmäßiges Händewaschen mit Wasser und Seife; Hände vom Gesicht fern halten, Berührungen von Mund, Nase oder Augen mit den Händen vermeiden; beim Husten und Niesen von anderen Personen Abstand halten und am besten ein Einmaltaschentuch verwenden, das dann entsorgt wird; wenn kein Taschentuch zur Verfügung steht, in die Armbeuge husten oder niesen; engen Kontakt zu erkrankten Personen vermeiden; wer zu Hause versorgt wird, sollte sich nach Möglichkeit in einem abgetrennten Raum aufhalten; mehrmals täglich sollte man fünf bis zehn Minuten stoßlüften. Quelle: Staatliches Gesundheitsamt
Ja, und dann sagt einem die Sprechstundenhilfe bloß "Tja, da müssen Sie in die Praxis kommen. Aber bringen Sie Wartezeit mit, wir haben keine Termine mehr frei und es wird wohl etwas dauern..."