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Würzburg
Grippeimpfung: Unterfrankens Apotheker befürchten Engpass
Es ist paradox: Im Corona-Jahr sollen sich mehr Leute als sonst impfen lassen. Doch sollten sie das wirklich tun, reicht der Impfstoff nicht für alle.
Ärzte und Gesundheitspolitiker haben mit Blick auf Corona zur Grippeimpfung aufgerufen. Aber wenn alle Risikopatienten dem Aufruf folgen würden, reicht die bestellte Menge an Grippeimpfdosen nicht.
Foto: Sebastian Gollnow, dpa | Ärzte und Gesundheitspolitiker haben mit Blick auf Corona zur Grippeimpfung aufgerufen. Aber wenn alle Risikopatienten dem Aufruf folgen würden, reicht die bestellte Menge an Grippeimpfdosen nicht.
Gisela Rauch
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:52 Uhr

Reichen die bestellten Grippeimpfdosen in der anstehenden Saison aus oder gibt es einen Engpass? Das ist die Frage, die Unterfrankens Apotheker gerade beschäftigt. "Ich habe heuer so viele Einzel-Impfdosen bestellt wie in den vergangen Jahren", sagt Wolfgang Schiedermair, Inhaber der Glocken-Apotheke in Würzburg. Normalerweise sei er gut darin, den Bedarf an Grippeimpfungen abzuschätzen, weil ihm die meisten Ärzte genau die Impfstoffmenge meldeten, die sie brauchten. Zusätzlich ordert er noch 15 Prozent obendrauf –  für die Ärzte, die sich verspätet rühren.

"Üblicherweise liege ich dann richtig mit meiner Bestellung", sagt der erfahrene Apotheker, der auch Sprecher des Bayerischen Apothekerverbands für Würzburg ist. Wenn Schiedermair aktuell allerdings zweifelt, ob die bestellten Impfdosen auch wirklich reichen, dann liegt das nicht dran, dass er schlecht geschätzt hätte, sondern an Corona.

Grippeimpfstoff lässt sich nicht auf die Schnelle nachproduzieren

"Das Problem ist, dass wir Apotheker wegen der sehr langwierigen Impfstoff-Produktion die Bestellungen für den Grippeimpfstoff schon sehr früh im Jahr aufgeben müssen. Spätestens im März oder im April haben die Hersteller ihre Bestell-Deadline", berichtet Schiedermair. Jedoch sei in diesem März, als die Ärzte die Impfstoffmenge ordern und die Apotheker sie bestellen mussten, die Dramatik der Corona-Pandemie noch nicht absehbar und einschätzbar gewesen.

Der Würzburger Apotheker Wolfgang Schiedermair, Inhaber der Glocken-Apotheke, musste die Bestellungen für den Grippeimpfstoff im Frühjahr abgeben. Damals sei die Dramatik der Corona-Pandemie noch nicht absehbar gewesen. 
Foto: Patty Varasano | Der Würzburger Apotheker Wolfgang Schiedermair, Inhaber der Glocken-Apotheke, musste die Bestellungen für den Grippeimpfstoff im Frühjahr abgeben.

"Und jetzt hören die Leute von ihren Hausärzten, von Gesundheitspolitikern und von Gesundheitsminister Jens Spahn persönlich, dass sie sich in diesem Herbst unbedingt impfen lassen sollen", sagt Schiedermairs Kollege Christian Machon, Sprecher des Apothekerverbands für die Rhön. Aufrufe zur Grippeimpfung gebe es zwar jedes Jahr; oft würden sie ignoriert, sagt Machon. In diesem besonderen Jahr könne es aber durchaus sein, dass mehr Menschen als sonst der Impfempfehlung folgten. Machon: "Und dann haben wir einen Engpass!" Denn auf die Schnelle sei es unmöglich, Grippeimpfstoff nachzuproduzieren.

Der Aufforderung zur Grippeimpfung in der Coronazeit liegt folgender Gedankengang zugrunde: Wer sich impfen lässt, erkrankt nicht und belastet damit das in der Pandemiezeit ohnehin schon strapazierte Gesundheitssystem nicht. Außerdem weisen Grippekranke ähnliche Symptome auf wie Coronakranke, was eine sehr schnelle Diagnostik verlangt. Nicht zuletzt ist Grippe nicht ungefährlich; auch Grippeerkrankungen können Lungenentzündungen nach sich ziehen und intensivmedizinische Behandlung notwendig machen.

Grippe belastet den Körper. Hohes Fieber, Husten, Halsweh, Schnupfen und Gliederschmerzen können auftreten. Die Symptome ähneln denen von Corona, weshalb Ärzte die Gleichzeitigkeit von Grippewelle und Corona fürchten. 
Foto: Maurizio Gambarini, dpa | Grippe belastet den Körper. Hohes Fieber, Husten, Halsweh, Schnupfen und Gliederschmerzen können auftreten. Die Symptome ähneln denen von Corona, weshalb Ärzte die Gleichzeitigkeit von Grippewelle und Corona ...

In den vergangenen Jahren war Impfbereitschaft niedrig

"Uns Hausärzten würde es gerade im Corona-Jahr natürlich helfen, wenn wir durch mehr Impfungen in den Praxen weniger Grippefälle hätten", sagt Hausarzt Christian Pfeiffer aus Giebelstadt, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung für Unterfranken. Pfeiffer hat heuer mehr Grippeimfstoff bestellt als sonst, weil er hofft, dass mehr Patienten zum Impfen gehen. "Aber natürlich ist die Situation paradox. Wenn die Leute diesmal auf uns Ärzte hören und impfbereiter sind, haben wir Impfstoffmangel." In vergangenen Jahren war die Impfbereitschaft der Deutschen niedrig. Laut Techniker-Krankenkasse wollten 2019 nur etwa zehn Prozent der Deutschen die Grippeimpfstoff-Spritze haben.

Risikopatienten sind Ältere, Schwangere oder chronisch Kranke

Die Frage, ob den Deutschen ein Grippeimpfstoff-Engpass bevorsteht, wird aktuell auch bundesweit besorgt diskutiert. Rein rechnerisch wären schon 40 Millionen Impfdosen nötig, wenn sich allein alle Risikopatienten – Ältere über 60 Jahre, Schwangere, und Chroniker mit Asthma, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen – sowie das gesamte medizinische Personal heuer impfen ließen. Mit Blick auf diese Rechnung empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO)deshalb ungeachtet der Corona-Pandemie nicht die Impfung für die gesamte Bevölkerung. "Wenn wir jetzt eine Impfung für die gesamte Bevölkerung empfehlen würden, dann würden wir sozusagen Impfstoff absaugen, und die Gruppe, die eigentlich geimpft werden soll, hätte nicht genug Impfstoff", lässt sich STIKO-Chef Thomas Mertens von RTL zitieren.

15 Millionen Impfstoffdosen sind geprüft und ausgeliefert

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) zufolge sind in Bayern in den letzten Jahren im Schnitt rund 1,5 Millionen Impfdosen für die Grippeimpfung abgerufen worden. Darüber hinaus habe man in diesem Jahr extra Kapazitäten gesichert: "Wir haben nochmal 350000 Impfdosen als Freistaat Bayern besorgt, das sind knapp 25 Prozent Steigerung",  so Huml gegenüber der Presse in München. Auch der Bund hat aufgerüstet. Laut einer Sprecherin des Paul-Ehrlich Instituts, des Bundesinstituts für Impfstoffe in Langen, wird damit gerechnet, dass die Hersteller für den deutschen Bedarf heuer insgesamt 26 Millionen Impfdosen, also 4,5 Millionen mehr als in Vorjahr, liefern können.

'Wir haben nochmal 350000 Impfdosen als Freistaat Bayern besorgt, das sind knapp 25 Prozent Steigerung', sagt Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU).
Foto: Sven Hoppe | "Wir haben nochmal 350000 Impfdosen als Freistaat Bayern besorgt, das sind knapp 25 Prozent Steigerung", sagt Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU).

Aktuell sind von den erwarteten 26 Millionen Impfstoffdosen bereits rund 15 Millionen geprüft und ausgeliefert worden. Auch der Würzburger Apotheker Wolfgang Schiedermair hat rund Dreiviertel seiner Bestellung von "mehreren hundert Dosen" bereits erhalten und gelagert. Aber eine Prognose, ob sein Vorrat reicht, wagt der Apotheker nicht: "Wie die Leute reagieren, lässt sich absolut nicht vorhersagen."

Grippeimpfstoff 2020/21

Da in jeder Influenzasaison andere Viren kursieren, müssen die Impfstoffe jedes Jahr an die Virus-Varianten angepasst werden. Die Weltgesundheitsorganisation und die Europäische Arzneimittelagentur sprechen dazu jährlich Empfehlungen aus, die die Basis für die Herstellung der Grippeimpfstoffe für die Saison bilden. Für 2020/21 stehen laut Paul-Ehrlich-Institut insgesamt sieben tetravalente Impfstoffe zur Verfügung (Afluria, Flucelvax, Fluenz, Influsplit, Influvac, Vaxigrip und Xanaflu).
Tetravalent bedeutet, dass die Impfstoffe gegen vier Erreger wirksam sind. Bis 2018 waren die Grippeimpfstoffe für Kassenpatienten in der Regel nur trivalent, also dreifachwirksam. Erst seit 2018 bekommen auch Kassenpatienten den Vierfachimpfstoff ohne Zuzahlung.
Das Paul-Ehrlich-Institut erwartet im Corona-Jahr die Auslieferung von rund 26 Millionen Grippeimpfdosen für den deutschen Markt.  Einige der Impfstoffe sind auch für Säuglinge oder Kleinkinder geeignet, andere (wie Fluad) richten sich speziell an die ältere Bevölkerung.
Weil Grippeimpfstoff ein "Totimpfstoff" ist und somit keine vermehrungsfähigen Erreger enthält, werde er in der Regel gut vertragen, sagt der unterfränkische Sprecher der kassenärztlichen Vereinigung, Dr. Christian Pfeiffer aus Giebelstadt. Dennoch solle man sich am Tag der Impfung schonen. Grundsätzlich können nach einer Grippeimpfung leichte Impfnebenwirkungen wie Mattigkeit oder ein "schwerer Arm" auftreten.
grr
 
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  • C. H.
    Ok, mal laut nachgedacht.

    Angeblich haben wir dank der Maßnahmen gegen das supergefährliche CoVid19-Virus nur ~10.000 Tote in Deutschland.

    Da sollte man von der Influenza auch ohne Impfung so rein gar nichts merken.
    Schon gar keine ~26000 Tote wie beim letzten Mal...
    Die Coronamaßnahmen müssten doch so nebenbei supertollgenial gegen Influenza wirken...
    Oder ist die ganze Maskerade am Ende nutzlos, wie zahlreiche Top-Mediziner immer wieder betonen...
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