Die jährliche Herbstausstellung der Würzburger Galerie Ilka Klose hat meist einen aktuellen Titel, heuer in Anspielung auf die US-Wahl "Great Again – Art". Einladungen an ihre Künstlerinnen und Künstler hatte Klose natürlich schon vor dem 5. November ausgesprochen. Dass der Kandidat Trump mit seinem Slogan "Make America Great Again" siegen würde, wirkte sich am Samstagnachmittag nicht sichtlich negativ auf die Vernissage-Stimmung aus. Kein Wunder – die Kunst war mit ihren knapp 30 ausgewählten Exponaten wieder einmal groß im Haus Klose.
Sehr gut besucht und frei von langen Eröffnungsreden war die Vernissage. Viele der sieben Künstler trudelten im Lauf der ersten halben Stunde ein und wurden von ihrer Galeristin denn auch gleich in individuelle Gespräche gebracht. So auskunftsfreudig der Maler Dag Seemann über seine persönliche Wahrnehmungspsychologie, so der Bildhauer Faxe M. Müller über seine Technik. Während Seemann sieht, wie sich seine Alltagswahrnehmungen um mythologische Geschichten herum organisieren und im Atelier zu Gemälden werden, freut sich Kollege Müller, dass es ihm ein Corona-Stipendium ermöglicht hat, ein Computerprogramm fürs Planen seiner anspruchsvollen Schweißarbeiten zu entwickeln.
"Galerie Ilka Klose Projekt" konzentriert sich auf Pop-Art
Müllers Skulpturen und die Schellack-Farbtafeln von Waldemar Bachmeier bilden den abstrakten Gegenpol zum größeren Teil der Schau. Das sind Malereien, deren Kompositionen meist in einer Art collagehaften Denkens gründen und auch damit in der Tradition von Surrealismus und Pop-Art stehen. Zu letzterem Genre hat das Haus ja eine ausgewiesene Nähe, das "Galerie Ilka Klose Projekt" ist ganz darauf konzentriert.
Die Leipziger Schule repräsentiert Mathias Perlet, Jörg Döring und die bereits in den Vorjahren gefeierte Jiny Lan arbeiten in Düsseldorfer. Dabei regen nicht nur die Inhalte zum Grübeln an, sondern auch die Methode, mit der etwa Patrizia Casagranda die alten Zeitungsbild-Rasterstruktur aufgriff und daraus ihre reliefartigen "Sculptural Dot Paintings" entwickelte.
Bleibt das größte der "Great Again"-Exponate zu erwähnen: Ulrike Bolenz brachte es mit "Female Icarus" auf stolze vier Quadratmeter, wobei die beachtliche Tiefe dieser innovativen Fotoarbeit noch nicht eingerechnet ist. Bolenz mit ihrem Atelier bei Brüssel, Jiny Lan mit ihrer chinesischen Herkunft: Schon das gibt der Klose-Jahresausstellung internationalen Hauch. Erfrischend aber bereits, dass die Galeristin ihre Künstler nicht nur in Bayern, sondern besonders in Nordrhein-Westfalen sucht und findet.
Besuch nach Voranmeldung. Kontakt www.galerie-ilkaklose.de