Es wird spannend. Am Montagvormittag wurden mit einem großen Autokran die Stahlträger aus der Türmerstube ausgebaut, an denen während der Sanierung des Grafeneckart das Gerüst hing. Bis zum Monatsende, also bis Mittwoch, sollten auch das Gerüst und damit die verhüllenden Planen fallen. Wird den Würzburgern die neue Farbgebung gefallen? Doch bis sie das wissen, müssen sie sich noch ein wenig gedulden.
„Der Zeitplan hat sich ein wenig geändert“, sagt Rathaussprecher Christian Weiß auf Anfrage. Die ursprünglich für Ende Mai geplante Enthüllung des sanierten und farblich neu gestalteten Grafeneckart wird sich nun bis in den Juni hineinziehen. Es stünden noch Restarbeiten der Steinmetze und Maler an, so Weiß weiter. Wann genau die Planen entfernt würde, konnte er nicht sagen. Es bleibe jedoch bei dem Termin für das Bürgerfest am Samstag, 24. Juni, bei dem der Abschluss der Arbeiten ab 14 Uhr gefeiert wird.
Gebrochenes Weiß mit schilfgrünen Werksteinen.
Wie bereits berichtet, entschied sich der Bau und Ordnungsausschuss des Stadtrates im Januar dieses Jahres für eine hellere Farbgebung. Statt des bisherigen braunen Farbtones, wird sich der Grafeneckart jetzt künftig in einem gebrochenen Weiß präsentieren. Alle sogenannten Werksteinelemente werden in Schilf- oder Grünsandsteinfarbe gestaltet.
Der Ausschuss folgte mit der Entscheidung für die Grünsandsteinfarbe auch der Empfehlung des Landesamtes für Denkmalschutz. Dieses hatte ebenfalls die nun beschlossene Variante favorisiert, weil die rote Variante, wie zum Bauspiel am Dom, nur wenige hundert Meter entfernt, zu sehr an klerikale Gebäude erinnern könnte, hatte Stadtbaurat Christian Baumgart in der Sitzung erläutert.
De Lebensbaum wieder hergestellt.
Im April wurde mit der Farbgebung begonnen. Dabei wurde nicht einfach übermalt, sondern die Quaderung und Absetzung der Werksteinelemente blieb erhalten. Zeitgleich war der sogenannte Lebensbaum an der Fassade zum Vierröhrenbrunnen hin nach Originalbefunden wieder hergestellt worden, wie er einst war. Er soll als letztes enthüllt werden.
Auslöser der rund 1,6 Millionen teuren Sanierung des 55 Meter hohen Rathausturmes waren Putzteile, die im Jahr 2012 herabgefallen waren. Mittels Autokran und Hubsteigern war die Fassade des Grafeneckart daraufhin einer sorgfältigen Untersuchung unterzogen worden. Dabei wurde festgestellt, dass große Teile des Putzes hohl lagen, also keine Verbindung zum Untergrund mehr haben, und nur durch die Oberflächenspannung zusammen gehalten wurden. Diese wurden mit Drahtgittern gesichert.
800 Kilogramm schwere und 1300 Quadratmeter große Plane.
Im November 2015 dann begannen Arbeiter damit, ein Gerüst am Grafeneckart zu errichten. Dieses Gerüst, das nun wieder abgebaut wird, musste nicht nur die Arbeiter tragen, sondern auch eine 800 Kilogramm schwere und 1300 Quadratmeter große Plane, die für die Bauzeit vom Stadtgrafiker mit Motiven aus der Geschichte der Stadt gestaltet worden war.
Um das Gewicht von Plane und Gerüst zu tragen, mussten im Bereich der Türmerstube die vier starke Eisenträger durch die Fenster gesteckt werden, die an diesem Montagvormittag wieder entfernt worden waren. Sie hielten einen Teil des unteren Gerüstes mit der Plane, auch ruhte darauf das Gerüst, das zur Dacherneuerung hoch bis zur Spitze des 1180 erstmals urkundlich erwähnten Turmes reicht.
Goldene Kugel auf dem Turmdach.
Dort war Anfang Mai in einer „goldenen“ Kugel auf dem Dach als Zeitkapsel eine Gedenkschatulle platziert worden. Die Kugel enthält eine aktuelle Main Post vom Tage, eine Urkunde, eine Kopie des Sitzungsprotokolls des Stadtrates mit der Entscheidung über die Sanierungsmaßnahme sowie einen Satz aktueller Euromünzen. Oben drauf kam die Wetterfahne.