Im Zwei-Jahres-Rhythmus findet an der Mainschleife das Fährenfestival statt, bei dem sich die Winzergemeinden Fahr, Obereisenheim und Wipfeld zusammentun, um das Festival gemeinsam auszurichten. Die Gemeinden verbindet, dass sie jeweils eine Mainfähre ihr Eigen nennen können. Gefeiert wird an allen drei Orten gleichzeitig - immer am Mainufer mit Blick auf die jeweilige Fähre. Erfreulich ist, dass es den Veranstaltern wichtig ist, auch einen religiösen Impuls ins Programm einzubeziehen. In Obereisenheim nahm Pfarrer Brückner die Einladung gerne wahr und begrüßte zur gewohnten Gottesdienstzeit die Besucher am Mainufer bei strahlendem Sonnenschein. Dass sich auch der Obereisenheimer Posaunenchor auf die neue Gegebenheit einstellen kann, bewies er gleich zu Beginn. Nicht mit einem Choral, sondern einem Seemannslied stimmte der Chor unter der Leitung von Gottfried Krauß die Besucher auf die Andacht ein.
"Alles ist im Fluss, alles fließt", zitierte Pfarrer Brückner zu Beginn seiner Ansprache den Philosophen Heraklit. Durch die Adern eines jeden Menschen fließt das Blut und bei traurigen Anlässen fließen manchmal auch Tränen. Der Atem fließt, besonders beim Singen und in der Musik fließen die Töne. Und schließlich fließt auch das Wasser, was die Besucher hautnah ein paar Meter entfernt mitverfolgen konnten.
Ein Fluss kann als Sinnbild für das Leben gesehen werden, führt Herr Brückner weiter aus. Manchmal fließt er leicht plätschernd dahin, manchmal stürzt er dahin in Form von Stromschnellen, manchmal staut er sich und scheint fast stillzustehen, um dann mit gesammelter Kraft weiter zu strömen. Und schließlich erreicht der Fluss seine Mündung. Er fließt hinein in das unendliche Meer.
Am Ende des Gottesdienstes am Fluss bewies der Posaunenchor nochmals seine Wandelfähigkeit und erfreute die Besucher mit einem schwungvollen Nachspiel, das dazu einlud, den Blick noch einmal über den ruhig dahinfließenden Main schweifen zu lassen. Viele Besucher blieben nach dem Gottesdienst noch und wohnten dem anschließenden Festbetrieb bei. Sie genossen die Atmosphäre am Mainufer mit Blick auf die Fähre bei schönstem Sonnenschein und einer vielfältigen Bewirtung in netter Gesellschaft
Von: Annette Krauß (Kirchenvorsteherin, Kirchengemeinde Obereisenheim)
