
"Mitmensch Gott. Mystische Spiritualität für heute" war der etwas sperrige Titel eines Vortrags von Johannes Schleicher im Pfarrzentrum St. Andreas Ochsenfurt. Doch das, was der Theologe und Buchautor den knapp 40 Zuhörerinnen und Zuhörern erläuterte, war lebensnah und für ihn selbst lebensverändernd. "Mystische Spiritualität macht Menschen selbstbewusst und mündig, da sie uns zusagt, dass Gott in uns allen wohnt und im Alltag erfahrbar ist", erklärte er.
Der Referent stellte fest, dass "viele Menschen Angst vor dem Wort ‚Mystik‘ haben." Dabei gehe es lediglich um ein "Schauen nach innen, in die eigene Tiefe". Ein Mystiker ist demnach ein Mensch, der "vom bloßen Glauben und den dazugehörigen Systemen zur inneren Erfahrung übergegangen ist, der also nicht Gott sucht, sondern sich von ihm gefunden weiß."
Schleicher bezeichnete Mystik als "Leben im Bewusstsein, dass Gott in den Herzen aller Menschen lebt, und zwar im konkreten Alltag". Für Gott und den Glauben sei nichts zu banal, und es brauche "erst recht keine Sonderwelt der Religion dafür". Für ihn ist "Mystik eine Haltung, die mich aus engen dogmatischen und moralischen Vorstellungen befreit hat."
Nach seinen Worten wurde im Lauf der Kirchengeschichte aus dem Glauben ein kirchlich verwaltetes System. Dabei habe man vergessen, dass "der Glaube eigentlich ein Beziehungsgeschehen ist". Und weiter: "Das Christentum ist ein Lebensstil und keine Dogmensammlung oder moralische Anstalt". Religion sei vielfach ein Mittel, um "aus der Leere in eine Scheinwelt zu flüchten".
Schleicher berief sich auf die Bibel ebenso wie auf eine lange Reihe von MystikerInnen bis zum heutigen Tag. Das Weihnachtsfest, bei dem die Menschwerdung Gottes gefeiert wird, hat für ihn die Botschaft: "Es ist gut, Mensch zu sein. Es ist gut, dass wir so sind, wie wir sind". Die Zusage Jesu im Evangelium: "Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt" mache zudem mutig und selbstbewusst. "Die Gegenwart Gottes in jedem Menschen hat für mich Hand und Fuß", so der Theologe.
Der Vortragsabend wurde von der KLB, dem Pastoralen Raum Ochsenfurt und dem Referat Geistliches Leben der Diözese Würzburg veranstaltet.
Von: Walter Sauter (Öffentlichkeitsarbeit, KLB Würzburg)

Er möchte un jedes Herz einziehen wenn wir das begehren!
Lieber Gruß Martin Dobat