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WÜRZBURG/BERLIN
Goldene Lola: Ein Würzburger und höllisch gute Filmmusik
Von unsere Mitarbeiterin Ursula Düring
 |  aktualisiert: 29.06.2012 12:03 Uhr

Seit ein paar Monaten lebt der Musiker Lorenz Dangel Seite an Seite mit einer besonderen Frau. Im April hat die Deutsche Filmakademie im Berliner Friedrichstadtpalast dem 1977 in Würzburg geborenen und aufgewachsenen Single nämlich die „Lola“ verliehen. Die „Lola“ ist mit insgesamt drei Millionen Euro Preisgeld die höchstdotierte Auszeichnung in der deutschen Filmindustrie. Mit diesem Deutschen Filmpreis wurde er in der Sparte „Beste Filmmusik“ für seine Arbeit an dem Genre-Film „Hell“ des jungen Regisseurs Tim Fehlbaum geehrt.

Musik spielt schon immer eine große Rolle im Leben des Lorenz Dangel. Aus einer Musikerfamilie stammend, spielt er Klavier und Kontrabass, legt sein Abitur am Matthias-Grünewald-Gymnasium in Würzburg ab. Für die Eltern Rudolf Dangel und Dr. Frohmut Dangel-Hofmann (über Würzburg hinaus bekannte Musiker und Musikwissenschaftler), für die Schwester Friederike Sophie, mittlerweile gelernte Geigenbauerin in Basel, und für Bruder Christoph, heute Solocellist namhafter Orchester (u. a. Kammerorchester Basel und Balthasar Neumann Ensemble) gehört Musizieren zum Alltag.

„Die Kammermusik war nicht unbedingt meins.“

Lorenz Dangel Musiker

„Ich komme zwar von der Klassik. Aber die Kammermusik war nicht unbedingt meins. Schon als Schüler habe ich gern improvisiert, mit meinem Vater gemeinsam an unseren zwei Klavieren musikalischen Blödsinn gemacht“. Dangel erinnert sich gern an diese Zeit. „Mit Sicherheit war der Musikzweig im Grünewald mit verantwortlich dafür, dass Musik im Mittelpunkt meiner Welt stand“.

Lorenz Dangel, zeitweise Stimmführer des Bundesjugendorchesters, studiert nach Abitur und Zivildienst bei den Johannitern Kontrabass und Komposition an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin, da sein damaliger Kontrabasslehrer dort lehrt. Anschließend übersiedelt Dangel nach München, um seine Studien im Fach Komposition für Filmmusik an der dortigen Hochschule für Musik und Theater fortzusetzen, bevor er den Studiengang Komposition am Royal College of Music in London belegt. Nach Beendigung aller Lehrjahre, die der junge Musiker sämtliche mit Auszeichnung beschließt, schlägt Dangel sein Domizil 2005 endgültig in Berlin auf.

„Nach Würzburg komme ich leider viel zu selten, vielleicht zwei- bis dreimal im Jahr“, erzählt der Preisträger am Telefon, der in seiner Heimatstadt zuletzt öffentlich aufgetreten ist, als er die Laudatio für den Filmregisseur Benjamin Heisenberg zur Verleihung des Kulturförderpreises 2010 der Stadt im Mainfranken Theater gehalten hat. Wer einen Blick auf seine Webseite mit seiner Vita wirft, wundert sich darüber nicht bei Lektüre einer langen Liste an bereits veröffentlichten Arbeiten und Kompositionen. „Ja, ich arbeite gern, ich bin ein Workoholic“, lacht Dangel. Seine Aktivitäten erstrecken sich von Oper, Orchestermusik über Filmmusik in alle Sparten der Musik. „Es ist egal, ob ich für Film oder Oper komponiere. Ich will da und dort mit meiner Musik vor allem eine direkte emotionale Wirkung erreichen“. Dass das in Kombination mit den Bildern eines Films passieren kann, erfordert sorgfältige Beschäftigung mit dem Filmthema. Im Programmheft zur diesjährigen „Lola“-Verleihung ist zu lesen, dass Dangels Kompositionen sich „hervorragend an die Ästhetik des Films „Hell“ anpasst . . . Die Musik ist unheimlich, erschreckend und Furcht einflößend“. Die Sorgfalt, mit der Dangel versucht, Aura und Atmosphäre in Tönen auszudrücken, hat sich demnach in einer gelungenen und ausgezeichneten Arbeit niedergeschlagen.

„Ja, ich arbeite gern, ich bin ein Workoholic.“

Lorenz Dangel Musiker

Noch hat die „Lola“ keinen festen Platz in Dangels Zuhause. Aber der Musikmagier freut sich natürlich riesig über die glänzende Schlanke. Trotzdem bemüht er sich, den Preis richtig einzuordnen, weder Arbeitsstil zu ändern noch Eigenwahrnehmung aus den Augen zu verlieren. „Ich habe viel investiert. Aber ich weiß, es hätte auch andere treffen können“, konstatiert er bescheiden – und klug. Mit ihm nominiert waren schließlich auch Oli Biehler für die Musik zu „Der Albaner“ und Timo Hietala mit der Musik zu „Fenster zur Sonne“.

In dieser Erkenntnis möchte der junge Künstler sehr bewusst mit der Auszeichnung umzugehen. „Sie ist natürlich hilfreich bei der Karriere. Ich habe ein ganz anderes Standing in der Branche. Aber ich will achtsam bleiben. Das heißt aber nicht, dass ich diesen Erfolg nicht genießen kann“. In Zukunft wird Lorenz Dangel sein Profil schärfen, prüfen, ob er sich eine Ablehnung von Angeboten leisten kann. Außerdem wird er sein Standbein im Bereich „Neuer Musik“ ausbauen.

Und er hat sich zum Ziel gesteckt, auf internationaler Ebene mitzumischen. Deshalb ist er zum diesjährigen Filmfest nach Cannes in Frankreich gereist.

 
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