"Man muss der Halle nicht nachtrauern", ist sich Franz Sauer als Mitveranstalter inzwischen sicher. Der Randersackerer Weinfrühling, der seit 1996 zu einer gut besuchten, lokalen Weinmesse gewachsen ist, war bis Corona in der Sonnenstuhl-Halle veranstaltet worden. Jetzt wird das Gala-Menü mit Weinverkostung in den Restaurants veranstaltet und hatte am Samstag Sauers Worten zufolge Gastronomen, Winzer und Gäste gleichermaßen glücklich gemacht. Der neue Weinfrühling im Altort, bei dem diesmal elf Winzer an vier Standorten die Jungweine und gereifte Spezialitäten präsentieren, hatte dagegen am Sonntag sein Debüt und überraschend viel Zuspruch.
Zu Recht, wie Harald Schlenker findet – ein Würzburger Weinsportfreund, der sich fachlich etwas weiter in die Weinwelt vertieft. Ihn hatte genau dieses Konzept überzeugt: "Eine Verkostung wie hier muss man suchen", lobt er. In nur vier Stationen diese Zahl an Winzern, die gute Auswahl an Weinen und den Jungwein – für ihn eine der ersten Veranstaltungen zum Verkosten – sie hatten den Weinfreund gelockt und qualitativ auch zufriedengestellt.
Große Besuchergruppen schlossen sich den Führungen an
Ein Schlendern mit dem Probierglas durch den Altort ist die Basis des Konzepts. Weinprinzessinnen und das Duo "Buffy und Böttger" machten es sonntäglich festlich. Den Führungen von Michaela Schneider und Franz Sauer hatten sich jeweils große Gruppen angeschlossen. Der unverbindliche Blick in Vinotheken und Probierstuben, die kleinen Einblicke in die Geschichte des Winzerortes und Extras wie Falco Winschels Kreation "Espresso Weinfrühling" zogen an.
Der Inhaber der "Röstfreunde" hatte Kaffees gemischt, die an Aromen erinnern, wie sie auch im Wein zu finden seien. Sauer richtet als Vorsitzender des Tourismusvereins den Weinfrühling zusammen mit den Winzern aus. Er weiß bereits, dass das nächste Mal ob des etwas geballten Ansturms großzügigere Räume, mehr Standorte oder auch der Umzug ins Freie drin sein müssen, wenn das Wetter die Leute so lockt.
350 zahlende Weinfrühling-Gäste mit dem Bändchen für den Rundgang sowie etliche Vinotheken-Besuchern waren am vergangenen Samstag in Randersacker. Da hatte beispielsweise auch Bruno Schmitt für die Vinothek der Trockenen Schmitts am Mainparkplatz Mitarbeiter nachfordern müssen, um das Gespräch mit den Weinfreundinnen und -freunden führen zu können, statt im Akkord Kostproben auszuschenken.
Ein schwieriger Jahrgang fand ein glückliches Ende
Aufs Ganze gesehen hat der Weinfrühling überzeugt – und auch der junge 2022er, von dem Stefan Bardorf sagt, dass er ein bisschen Geduld brauche, aber mit einer schönen Aromatik und nicht so viel Säure sehr schöne Weine gebracht habe. Der Wein wurde von der Fachzeitschrift vinum Weinguide als "Aufsteiger des Jahres 2023 für die Region Franken" ausgezeichnet. Schwere und ein hoher Alkoholgehalt war eine Befürchtung gewesen, letztlich aber sei es genau anders als gedacht und "die Verdrossenheit des Herbstes über einen schwierigen Jahrgang endete in einem strahlenden Lächeln bzw. strahlenden Weinfrühling", wie Kollege Bruno Arnold es poetisch ausdrückte.
Das strahlende Lächeln ist vor allem ob der touristischen Verzahnung der Veranstaltung sehr nötig und von weitreichender Konsequenz, hat der Weinfrühling doch stets die Personalstelle in der Randersackerer Tourist-Info finanziert. Das zwischenzeitliche Aus für den Weinfrühling in der Halle hatte im Herbst sogar zur Schließung der Tourist-Info geführt (wir berichteten) und das neue touristische Konzept für das ganze Maindreieck ins Stolpern gebracht. Inzwischen können die Öffnungszeiten wieder wie gehabt bedient werden, so Sauer.
Die Marktgemeinde war zwar nicht bereit gewesen, die Stelle zu übernehmen, aber sich zu beteiligen. Damit der Tourismusverein des Premium-Weinorts, der hauptsächlich von Winzern und Gastronomen getragen ist, die Teilzeitstelle weiter finanzieren kann, habe man sich unter Offenlegung der Finanzen auf einen Zuschuss in Höhe der Mitgliedsbeiträge geeinigt, gedeckelt auf 12.000 Euro pro Jahr, wie Sauer auf Anfrage erklärt. Damit könne man weiterarbeiten.