Am Vormittag bringt Sybille Gunz Schülerinnen der St.-Ursula-Schule in Würzburg Deutsch und Französisch bei, abends kreiert sie zu Hause in Ochsenfurt ihre einzigartigen Marmeladensorten. Kiwi mit Prosecco, Kürbis mit Amaretto und Mandelplättchen, Mirabelle mit Wachauer Marillenlikör, Erdbeere mit Limone, Stachelbeere und Ingwer– rund 100 Fruchtkreationen hat Sybille Gunz in diesem Jahr für den Schul-Weihnachtsbasar vorbereitet.
Schon im Juni hat sie angefangen, die Gläser zu füllen. Inzwischen sind es 800 geworden. In 40 Kisten verpackt, stehen sie gestapelt bei ihr zu Hause. Am Samstag werden sie das Leben der Weihnachtsbasarbesucher der Ursulinen versüßen und das der Menschen in den Notregionen vereinfachen, denn der Erlös geht nicht nur an die St.-Ursula-Schule, sondern auch an Schulprojekte in Brasilien, Ägypten und auf den Philippinen.
Schon seit mehreren Jahren macht Sybille Gunz bei dem Basar mit. Jahr um Jahr sind es mehr Gläser geworden, und mehr Sorten, die sie sich ausgedacht hat. Auch in diesem Jahr hat sie eine neue Kreation im Sortiment – schwarze Johannisbeere mit Cranberries und Creme de Cassis.
Nach Rezept zu kochen ist nichts für die Lehrerin aus Ochsenfurt: „Durch die lange Erfahrung weiß ich, was ich kombinieren kann; dass zum Beispiel etwas Süßes noch ein bisschen Säure braucht.“ Ihre Marmelade versucht Sybille Gunz besonders fruchtig zu machen. „Ich verwende keine Konservierungsstoffe und nehme immer doppelt so viel Früchte wie Zucker,“ verrät Gunz.
Ihre erste Marmelade hat sie vor 20 Jahren gekocht. „Ich bin dazu gekommen, wie die Jungfrau zum Kind,“ witzelt sie. „Während eines Austauschjahrs in Frankreich hat ein Medizinstudent aus unserer Clique ein Glas selbst gemachter Marmelade auf den Tisch gestellt“, erzählt sie. „Und meinte, Marmelade zu kochen, sei das Einfachste auf der Welt.“
Dass sie sich in der Küche von einem jungen Mann etwas vormachen lassen musste, wollte sie ganz schnell ändern. Schon bald füllte sie ihr erstes Glas und kann heute nur bestätigen: „Das ist wirklich das Einfachste!“
Während der Ferien, am Wochenende, tagsüber, abends oder sogar nachts – für die Marmelade findet Sybille Gunz immer Zeit: „Das ist meine Leidenschaft. Und ich weiß, dass ich damit etwas Gutes tun und den anderen helfen kann.“ Eine Lieblingssorte hat sie nicht. Und inzwischen isst sie ihre Marmelade nicht mal mehr besonders gern. „Wenn man so oft welche macht, ist einem ein Salamibrot irgendwann einfach lieber,“ sagt sie.
Ihrer Freude am Marmelade kochen tut das keinen Abbruch, zumal sie dabei bestens entspannen kann. „Als Lehrerin muss ich viel korrigieren. Und das ist eine sehr kopfbetonte Arbeit.“ Da sei das Schnibbeln der Früchte genau das Richtige, um abzuschalten. „Wenn ich dann noch sehe, was ich alles produziert habe, bin ich glücklich.“
An der Marmeladenproduktion für den Weihnachtsbasar ist Gunz nicht alleine beteiligt. Beim Kochen hilft ihre Mutter. Die Schlehenmarmelade, die sie macht, wird am besten verkauft, so Gunz. Leere Gläser bringen ihre Kollegen und Bekannte das ganze Jahr über vorbei.
Manche Früchte, wie Erdbeeren, Gelbe Süßkirschen, Johannisbeeren oder Stachelbeeren erntet sie in ihrem eigenen Garten. Viele bekommt sie aber auch von den Freunden geschenkt. Auch die Stoffdeckchen, die die Gläser verschönern, werden extra angefertigt. „Sie stammen von der Mutter meiner Ex-Schülerin, obwohl das Mädchen gar nicht mehr an der Schule ist,“ erzählt Gunz.
Zu haben sind die Marmeladen beim Weihnachtsbasar der St.-Ursula-Schule am Samstag, 7. Dezember, von 11 bis 15 Uhr. Für 2,50 Euro kann man sich mit einem der 800 Gläser nicht nur den Alltag versüßen, sondern auch Menschen im Not helfen.