zurück
Glosse: Über Warnwesten für Hühner
Unterfränkische Hühner       -  Unterfränkische Hühner
Foto: Victoria Bonn-Meuser | Unterfränkische Hühner
Claudia Schuhmann
 |  aktualisiert: 25.10.2017 03:28 Uhr

Von Helikoptereltern hat wahrscheinlich inzwischen jeder schon mal was gehört. Man versteht darunter Erziehungsberechtigte, die ihren Nachwuchs mit dem Auto bis auf den Schulhof kutschieren, ihn nur mit Fahrradhelm und Knieschonern aus dem Haus lassen und ihn ganz allgemein zu seinem eigenen Wohl lückenlos überwachen.

Denn Gefahren lauern allenthalben. Kinder werden überfahren, entführt, beleidigt, geschubst, benachteiligt, übergangen, angeschnauzt oder Krankheitskeimen und Umweltgiften ausgesetzt, und das will man als Eltern verständlicherweise nicht. Völlig neu war für mich hingegen die Erkenntnis, dass auch Tierhalter zur Helikopterisierung neigen können. Zwar ist mir noch nie ein Hund mit Helm begegnet, aber von Katzen mit Kamera am Halsband habe ich schon gehört – damit der Besitzer weiß, wo der kleine Stinker sich so rumtreibt.

Warnwesten für Hühner

Die Krönung aber kommt aus England, der Heimat des organisierten Tierschutzes, wo die „Königliche Gesellschaft zur Verhütung von Grausamkeiten an Tieren“ schon 1824 gegründet wurde. Dort sitzt der Erfinder der Warnweste für Hühner. Ja, Sie haben richtig gelesen. Auch in Deutschland wird inzwischen die Hühnerwarnweste vertrieben. Es gibt sie in neongelb, pink oder blau. Sie reflektiert hervorragend und gewährleistet, dass die Henne auch im Dunkeln gesehen wird.

Die Anwendung ist einfach: Man drückt die Flügel des Huhns vorsichtig durch die Ärmelöffnungen und befestigt die Weste vorne mit einem Klettverschluss. Angeblich hält die Weste auch schön warm, steigert dadurch das Wohlbefinden der Henne und gewährleistet so auch in der kalten Jahreszeit eine akzeptable Legeleistung. Zu allem Überfluss wirkt sie auch noch als Keuschheitsgürtel.

Umzäunung für den Hühnerstall

Primäres Ziel aber ist die Sicherheit der Henne. Im Dunkeln auf der Straße befindliche Hühner würden von Autofahrern rechtzeitig gesehen, schreibt der Hersteller auf seiner Internetseite. Ich finde die Idee super. Warum sollte man seine Henne schutzlos den Gefahren des Straßenverkehrs ausliefern, wenn mit einfachen Mitteln ihre Lebensspanne verlängert werden kann?

Aber hat die Sache nicht vielleicht auch einen Haken? Wenn Autofahrer die leuchtenden Hühner besser sehen können, dann gilt das vermutlich auch für den Fuchs und den Marder. Also, liebe Helikopter-Halter: Warnweste hin oder her – wenn Ihr Eure Hennen liebt, dann baut eine raubtiersichere Umzäunung für den Hühnerstall. Da drinnen können die Hennen jede Weste tragen, die ihnen gefällt. In gelb, pink oder blau.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Claudia Schuhmann
Schulhöfe
Tierschutz
Umweltgifte
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top