Faschingsprinz kann jeder, der das närrische Treiben und das Bad in der Menge liebt? Wenn Sie das glauben, dann sind Sie aber schief gewickelt. Ein Faschingsprinz muss ein wahres Konditionsmonster sein, denn im Verlauf einer Session wird er mit zunehmender körperlicher Belastung konfrontiert.
Dem letzthin bei uns in der Redaktion zu Gast weilende Faschingsprinzen aus Giebelstadt beispielsweise hingen Sessionsorden mit einem Gesamtgewicht von sage und schreibe zweieinhalb Kilogramm um den Hals. Stellen Sie sich das mal vor: Das wäre der Inhalt von fünf Flaschen Bier! Stoisch und ohne mit der Wimper zu zucken trug der Mann diese Last. Da fragt man sich schon, wie der das macht. War er vielleicht vorher in einem vom Fastnachtsverband angebotenen Hochgebirgs-Trainingslager, wo speziell die Hals- und Nackenmuskulatur auf die zu erwartende Tortur vorbereitet wird?
Orden light aus Aluminium?
Nun ist der Faschingsprinz aus Giebelstadt eine stattliche Erscheinung, und man traut ihm zu, die Extremsportart "Ordentragen" betreiben zu können, ohne bleibende gesundheitliche Schäden befürchten zu müssen. Aber es gibt ja auch zierlichere Gestalten, für die ganz bestimmt keine Faschingsorden "light", etwa in halb so groß und aus Aluminium, angefertigt werden.
Diese Faschingsprinzen müssten doch am Ende der Session eigentlich mit ihren Kräften völlig am Ende sein. Dauerkopfschmerzen, eine krumme Körperhaltung, nächtliche Nackenkrämpfe, kein Gefühl mehr in den Fingerspitzen - wie erholt man sich davon? Vielleicht kennen sich die Krankenkassen, vorwiegend die im Rheinland ansässigen, mit passenden Reha-Angeboten aus?
Besser leben mit der Ordens-App
Oder Wellnesshotels? Ja, genau. Die haben bestimmt was auf Lager, sowas wie die "Aschermittwochs-Auszeit" mit täglicher Sprudelmassage im Sekt-Whirlpool, das "Entthronisierungs-Special" zum langsamen Abtrainieren mit immer weniger Orden, oder auch den "Muskelkater-Auszugsmarsch" sowie das Day-Spa-Angebot in der Böllerschützen-Sauna mit beruhigenden Büttenreden im Hintergrund.
All das könnten sich die Narren freilich auch ersparen. Nicht umsonst leben wir im digitalen Zeitalter. Was spricht denn dagegen, die Faschingsorden nicht mehr in der analogen Umhängeform, sondern einfach digital aufs Smartphone zu übermitteln? Mit einer für alle Faschingsvereine zugänglichen Ordens-App zum Beispiel. Dann hätten die Faschingsprinzen alle Orden, der ihnen verehrt werden, auch noch schön alphabetisch sortiert, ganz einfach jederzeit zum Angucken auf ihrem Handy zur Verfügung. Ohne Kopfschmerzen und Muskelkrämpfe.