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WÜRZBURG
Giselas heile Welt: Wahlfaule Würzburger
Giselas heile Welt:  Von Lidl lernen       -  _
Gisela Schmidt
Gisela Schmidt
 |  aktualisiert: 18.03.2014 18:40 Uhr

So, nun wissen wir es. Die eine Hälfte der Würzburger will, dass alles so bleibt wie es ist. Der anderen Hälfte geht es ganz geschmeidig am Allerwertesten vorbei, wer die Geschicke unserer Stadt lenkt.

Nun könnten wir natürlich über diese Ignoranz lamentieren. Das tun wir aber nicht, weil wir es mit dem Schriftsteller Wilhelm Raabe halten, der in seinem Roman „Horacker“ feststellt hat, dass „durch albernes Geheule nie was in der Welt gebessert“ wird. Wir verkneifen es uns auch, den wahlfaulen Würzburgern mitzuteilen, dass in anderen Ländern Menschen ihr Leben riskieren, um frei wählen zu dürfen. Schließlich wissen wir, dass es Spinat verschmähenden Kindern völlig wurscht ist, dass in Indien viele ihrer Altersgenossen verhungern.

Lieber richten wir unseren Blick auf die virtuelle Welt. Im sozialen Netzwerk Facebook sind fast 30 Millionen Deutsche unterwegs. Sie signieren Petitionen für die „Kastration von Kinderschändern“ und das „lebenslange Wegsperren von Tierquälern“. Sie beteiligen sich, sofern es ein iPad oder eine Spielkonsole zu gewinnen gibt, an der Wahl des „niedlichsten Babys“, der „schönsten Katze“ und des „besten Sportwagens“. Sie wissen, was Journalisten, Ärzte, Lehrer und Richter alles falsch machen und dass Autos der Marke BMW zwingend tiefer gelegt werden müssen. Sie fordern den Stopp sämtlicher Entwicklungshilfe-Projekte, Einreiseverbote für Arme und die Abschaffung der Europäischen Union.

Bestimmt sind unter diesen meinungs- und entscheidungsfreudigen Millionen auch ein paar wahlfaule Würzburger. Bestimmt könnte man sie via Facebook und mit der Verlosung eines Smartphones an die Wahlurnen locken. Aber vielleicht ist es auch gar nicht so schlecht, wenn manche Leute nicht wählen.

 
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Kommentare
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  • konziliant
    Grundsätzlich ist es erfrischend zu lesen wie Alltagsgeschehen glossiert werden. Doch wenn die Journalistin nur kritisiert ohne eine konstruktive Hilfestellung anzubieten, muss sie sich über die Resultate nicht wundern. So geschehen in Giselas heile Welt vom 11.03. wo das Wahlsystem als aufwändig und kompliziert dargestellt wurde und Wahlberechtigte nicht gerade ermutigt zur Wahl zu gehen. Gerade Rheinländerinnen haben sich bisher abgehoben, in dem sie nicht alles so bierernst gesehen haben und motivierend sind. Aber diese können sich offenkundig schneller als erwartet als Fränkinnen nach dem Motto "nicht geknört ist genug gelobt" integrieren.
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  • Der Kommenar von Gisela trifft ins Schwarze. Bei einer Wahlbeteiligung von 45 Prozent und einem Altersdurchschnitt von 55 Jahren bei den Stadträten ist dies eine Ohrfeige an die Demokratie. Vor dem Alter voller Respekt, aber ab 65 sollte man den Jüngeren Platz machen. Aber nein , Würzburg hat sich für die alt Bekannten entschieden. Was ist da los ? Bundespolitik kann man nur bedingt mitgestalten. Aber Stadtpolitik ist beeinflussbar. Schade - wieder eine Erneuerung für Würzburg verpasst. Besten Gruss der Brückenmichel
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  • kej0018@aol.com
    ... wenn nur noch die Jüngeren antreten, könnte es passieren, daß die wahlbeteiligung noch tziefer sinkt. Wenn ich mich so umhöre, beschleicht mich das Gefühl, daß die Nicht-Wähler überwiegend in der der Klasse der Unter-50iger zu suchen ist. Da die Altersklasse über die abgegebenen Wahlscheine analysierbar ist, würde mich ein Ergebnis ebenso interessieren wie die Wahlbeteiligung nach Stimmbezirk..
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  • rkwue
    Zustimmung zu allem geschriebenen
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  • kej0018@aol.com
    ... der den Nagel auf den Kopf getroffen hat und der mit fünf Sternen bewertet wird. Danke, Frau Schmidt!
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  • Lonicerus
    Sehr treffend formuliert! zwinkern
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