
Es gibt Formulierungen, die sind vom Aussterben bedroht. Das Wörtchen „Entschuldigung“ zum Beispiel, wenn irgendein Dödel mir mit schweren Stiefeln schmerzvoll auf die Pumps tritt. Oder die Vokabel „Danke“, wenn ich den langhaarigen, gerade dem Main entstiegenen Schäferhund eines der antiautoritären Hundeerziehung huldigenden Mitbürgers einfange. Andere Begriffe hingegen halten sich hartnäckig, was daran liegen mag, dass sie unter Polizeischutz stehen. „Lichtbild“ gehört dazu. Der Ausdruck stammt aus den Anfängen der Fotografie im 19. Jahrhundert und kommt heutzutage nur noch in Presseberichten der Polizei vor, wo er auch gerne mal zum „Libi“ mutiert. Großer Beliebtheit bei unseren Ordnungshütern erfreut sich auch die Bezeichnung „Gliedvorzeiger“, die wegen ihrer Bildhaftigkeit keiner weiteren Erklärung bedarf. Ein wohl genährter Gliedvorzeiger namens „Opfer“ befand sich, für kurze Zeit, auch im sanierten Kiliansdom. Geschaffen vom Künstler Wieland Förster, mit 1,71 Metern nahezu lebensgroß – und zu allem Überfluss aus noch aus Bronze, einer Metalllegierung, die für ihre hohe Festigkeit und Härte gerühmt wird.
Nun ist er weg, der Nackerte. Das „Opfer“ ist ein Opfer der Pietät des Domkapitels geworden. Hoffentlich gibt es irgendwo noch ein Libi von ihm.
Autorin Gisela Schmidt liest am Freitag, 7. Dezember ab 18 Uhr beim „afternetwork“ im Kunsthaus Michel, Semmelstraße 47, zugunsten der Würzburger Tiertafel aus „Giselas heile Welt“. Karten gibt's an der Abendkasse.
das einen Blinddarm ähnelt ?!