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Kist
Gipsabbau: Kein Lkw soll durch Kist fahren
Bis zum Waldrand am Horizont und links davon erstreckt sich das geplante unterirdische Abbaugebiet der Firma Knauf in Altertheim.
Foto: Matthias Ernst | Bis zum Waldrand am Horizont und links davon erstreckt sich das geplante unterirdische Abbaugebiet der Firma Knauf in Altertheim.
Matthias Ernst
 |  aktualisiert: 07.05.2021 02:14 Uhr

Auf den neusten Stand in Sachen Gipsabbau in der Altertheimer Mulde wollte Bürgermeister Volker Faulhaber (SPD) den Kister Gemeinderat bringen. Wie mehrfach berichtet, plant die Firma Knauf in dem Gebiet nordöstlich von Oberaltertheim unterirdisch sogenanntes Anhydrit abzubauen und per Lkw nach Iphofen zur Weiterverarbeitung zu transportieren.

Während der Betriebszeit von 6 bis 22 Uhr von Montag bis Samstag plant man in Spitzenzeiten mit Transportfahrten alle sechs Minuten; und das für die nächsten 130 Jahre. Geplant sei, die Lkws über die Anschlussstelle Gerchsheim der A 81 und anschließend auf die A 3 zu leiten. Anders als in der veröffentlichten Grafik vom 17. April dieses Jahres eingezeichnet wurde der Gemeinde laut Bürgermeister zugesichert, dass "kein Lkw durch Kist fährt". Die Gemeinde sei durch die Lage an zwei Autobahnen mehr als geplagt vom täglichen Verkehr und jeder zusätzliche Lkw soll daher vermieden werden.

So wie hier in der Barbarossahöhle bei Bad Frankenhausen sieht das Material aus, das die Firma Knauf in der Altertheimer Mulde abbauen möchte. In Kist fürchtet man zusätzlichen Lkw-Verkehr durch die Gemeinde.
Foto: Matthias Ernst | So wie hier in der Barbarossahöhle bei Bad Frankenhausen sieht das Material aus, das die Firma Knauf in der Altertheimer Mulde abbauen möchte. In Kist fürchtet man zusätzlichen Lkw-Verkehr durch die Gemeinde.

Keine private Autobahnauffahrt

Aktuell laufe noch das Raumordnungsverfahren und die Gemeinde Kist hatte rechtzeitig mehrere Vorschläge unterbreitet, wie man der Transportschlange Herr werden könne. "Mir wäre am liebsten die Auffahrt bei Waldbrunn gewesen", gibt Bürgermeister Faulhaber zu. Das hatte aber Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) mit dem Hinweis auf einen Präzedenzfall in Sachen private Auffahrt auf eine Bundesautobahn untersagt.

Auch die aus Kist stammende Idee einer Bahnanbindung an die Frankenbahn sei noch nicht vom Tisch, antwortete er auf Nachfrage von Jochen König (CSU), ebenso wie die Auffahrt der Lkws an der Anschlussstelle Helmstadt, wie sie seinerzeit im Wahlkampf Stephan Spall (CSU) angeregt hatte. Genau wegen dieser alternativen Möglichkeiten dauere das Raumordnungsverfahren auch so lange, führte dazu der Bürgermeister aus.

Lkw-Fahrverbot vorgeschlagen

Er will nochmal persönlich Kontakt mit der Familie Knauf aufnehmen, damit hier eine verbindliche Zusage gemacht wird, dass kein Lkw mit dem Rohmaterial durch Kist fährt. "Am besten wäre ein Lkw-Fahrverbot ab der Anschlussstelle Gerchsheim", forderte Manfred Spiegel (SPD). Doch dies sei nicht sehr wahrscheinlich, nahm ihm Volker Faulhaber gleich wieder den Wind aus den Segeln. Schließlich sei die Straße durch Kist eine offizielle Umleitungsstrecke bei Staus auf der Autobahn.

Abbau von Anhydritgestein

In der Altertheimer Mulde möchte die Firma Knauf sogenanntes Anhydrit-Material abbauen. Wer sich einmal über diese Gesteinsform informieren möchte, kann dies im Südharz tun. In der Barbarossahöhle bei Bad Frankenhausen befindet sie eine von weltweit nur zwei existierenden Schauhöhlen mit Anhydritgestein. Hier kann man auch sehen, was passiert, wenn dieses Material sich mit Wasser verbindet. Es bildet schuppige Strukturen aus, die für eine hochwertige Verarbeitung ungeeignet sind. Allein deshalb werde man alles unternehmen, damit kein Wasser in das Abbaugebiet eindringt, hatte schon 2018 Knaufs Chefgeologe Professor Matthias Reimann bei einer Bürgerversammlung in Unteraltertheim erklärt.

 
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Kommentare
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  • Neigeschmeckter
    Herr Ernst, bitte machen Sie Ihre Hausaufgaben. Laut vorherigen Artikeln (die unter anderem auch von Ihnen geschrieben wurden) ist von einem untertägigen Gipsabbau die Rede, wie kommen sie nun auf Anhydrit?
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  • jhuller@gmx.de
    Aus Anhydrit kann man Gips herstellen.

    https://www.gips.de/wissen/rohstoffe/gips-und-anhydritphasen/
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  • rasputin32
    Wenn dieses Projekt zum tragen kommt, sollten alle Hebel genutzt werden um die Behelfszufahrt bei Waldbrunn auf die A3 zu nutzen.
    Für jede Ladung würde das leer/voll die Fahrstrecke um 8-10 km verkürzen.
    Nicht nur Bevölkerung und Straßen, auch Umwelt und Klima würden durch die hohe Anzahl der LKWs gewaltig profitieren.
    Wenn Scheuer Angst vor einem Präzedenzfall hat, soll er mal nach Brandenburg schauen.
    Tesla baut nur auf diese Art.
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  • jhuller@gmx.de
    Scheuer ist Autominister, nicht Gipsminister. Daher juckt ein Gipswerk weniger als ein Autowerk. Viel Verkehr ist gut für Hr. Scheuer, viel Verkehr bedeutet viel Macht für den Verkehrsminister.
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  • fabian-koenig@t-online.de
    Sehr richtig. Außerdem dürfte Scheuer nach der Wahl im September die längste Zeit Verkehrsminister gewesen sein - endlich!
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