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WÜRZBURG
Gibt Investor das Hochhaus zurück?
Von unserem Redaktionsmitglied Holger Welsch
 |  aktualisiert: 18.04.2016 15:21 Uhr

„Der grüne Vorhang“, ein Sicherheitsnetz, umhüllt seit Jahren das alte Hochaus in der Augustinerstraße. Das 84 Jahre alte Gebäude, das wegen seines maroden Zustands seit 2005 leer steht, kann man dennoch nicht als Dauerbaustelle bezeichnen, denn es wird nicht gebaut.

Dass nichts vorangeht, liegt, wie die Main-Post erfuhr, an der fehlenden Unterschrift eines Nachbarn für den Sanierungsplan – und daran, dass sich der derzeitige Hausbesitzer und besagter Nachbar nicht über einen Kaufpreis einigen können.

Möglicherweise macht der Hochhausbesitzer, die Reichenberger Informica Real Invest AG, Ende des Jahres von seinem Rücktrittsrecht Gebrauch und die Stadt muss ihre Problem-Immobilie erneut zum Verkauf anbieten.

Nach einem 2006 abgesprungenen Investor und einem 2011 vom Verwaltungsgerichtshof gekippten Plan für ein neues Hochhaus an dieser Stelle schien im Sommer 2013 endlich ein Fortschritt in Sicht. Die Informica wollte das denkmalgeschützte Haus sanieren und Eigentumswohnungen einrichten. Der Bauausschuss befürwortete die entsprechende Baugenehmigung – unter der Maßgabe, dass alle Nachbarn zustimmen.

Die Eigentümer des gegenüberliegenden Hauses mit dem Club „Odeon“ verweigern die Unterschrift. Weil der Sanierungsplan nicht klar sei, ebenso wenig der Ablauf der Baustelle und mögliche Probleme künftiger Hausbewohner mit dem „Odeon“ nicht geklärt seien, sagt Immobilienvermarkter Rudolf Singer. „Da gibt es noch viele Fragezeichen.“ Singer ist Odeonhaus-Miteigentümer und Odeon-Mitbetreiber.

Alle Fragen wären wohl beantwortet, hätten sich Singer und seine Partner mit Friedrich Schwab, Vorstand der Informica Real, über einen Kaufpreis für das 33 Meter hohe Sanierungsobjekt geeinigt. Denn Schwab, dessen Gesellschaft das Haus ursprünglich sanieren wollte, würde auch verkaufen – mit rechtskräftiger Baugenehmigung versteht sich.

Ämterhochhaus soll Hotel werden

Und Singer bekundet Kaufinteresse, wobei er eine etwas andere Nutzung plant – nach Main-Post-Informationen ein Hotel. Bei solch einer Umnutzung müsste das Genehmigungsverfahren allerdings neu aufgerollt werden, da für den Hotelbetrieb beispielsweise stärkere statische Anforderungen bestehen als für die Wohnnutzung.

Monatelang zogen sich die Verhandlungen hin. Ergebnis: „Das Angebot war unannehmbar“, sagt Schwab. „Wir haben ein gutes Angebot gemacht und hätten weit mehr als den doppelten Kaufpreis der Informica an die Stadt bezahlt“, sagt Singer. Zahlen nennt keiner.

Herrscht derzeit Stillstand auf der Verkaufsebene, gibt es nun einen weiteren Schauplatz im Nachbarschaftsstreit. Die Stadt hat dem „Odeon“ für Veranstaltungen im ersten Obergeschoss eine Genehmigung erteilt. Dagegen hat nun der Hochhaus-Nachbar Informica Klage eingereicht. „Wegen möglicher Lärmbelästigung unserer künftigen Mieter“, sagt Schwab. Beobachter können darin auch ein taktisches Vorgehen erkennen: Krieg ich von Dir die Unterschrift, ziehe ich meine Klage zurück.

Schwab unterstellt dagegen Singer, die Unterschrift nur deshalb zu verweigern, um eventuell günstiger an die Immobilie zu kommen. Das bestreitet Singer, der sich ohnehin wundert: „Denn eigentlich waren wir uns schon mal einig.“ Er und seine Partner jedenfalls seien nach wie vor am Kauf interessiert und „jederzeit gesprächsbereit.“

Was sagt die Stadt? Stadtbaurat Christian Baumgart – „das ist eine komplexe Kiste“ – bestätigt ein Gespräch mit beiden Parteien und bedauert, dass „die zufriedenstellende Lösung“, die man gefunden zu haben glaubte, „bisher nicht eingetreten ist“. Dass die Stadt eingreifen könne, verneint Baumgart. „Uns sind die Hände gebunden.“

Das sieht Bauherren-Vertreter Schwab anders. Die Stadt könne trotz fehlender Unterschrift die Baugenehmigung erteilen – mit dem möglichen Risiko, dass dagegen geklagt wird. Viel Zeit zum Handeln bleibt offenbar nicht mehr. Schwab sagt, die Informica habe ein Rücktrittsrecht vom Kauf, wenn man bis Ende des Jahres kein Baurecht bekomme. Falls dieser Fall eintritt, werde er das Gebäude zurückgeben.

 
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  • ...verwechselt gerne Äpfel mit Birnen! Flutlicht und Augustinerhochhaus zu vergleichen, entbehrt jedweder Sachkenntnis. Das sogenannte Hochhaus ist eine Baracke. Das Kickers-Stadion erleuchtet den Dallenberg. Hoffentlich geht denen, die dort gegen das Flutlicht klagen wollen, rechtzeitig ein Licht auf.
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  • schuema@web.de
    die Historie von Herrn Schwab kennt, wird sich nicht wundern.
    Ich frage mich aber, zu welchem Preis die Informica das Haus an die Stadt zurückgeben kann, wenn Herr Singer das Doppelte des seinerzeitigen Kaufpreises geboten hat. Ist da etwa der Bauverwaltung nochmal ein Lapsus unterlaufen?
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  • Hingucker
    wegen -einem- nicht genehmigt, aber wie ist das beim Flutlicht? Sind da nicht mehrere dagegen?;-)
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  • info@softrie.de
    1. will das odeon das Gebäude für Eigenbedarf
    2. verstehe ich nicht, dass aus solchen Gründen sowas nicht geben kann
    3. das ist eine profane Sache, jeder gehört geschlagen, dies zu verhindern.
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