Es hat sich inzwischen eingebürgert sie eine „Schatzkiste“ zu nennen, die eiserne Truhe aus dem 18. Jahrhundert, die im August bei Bauarbeiten in einem Keller des Juliusspital-Weinguts entdeckt worden ist. Ob die Truhe tatsächlich einen „Schatz“ enthält, ist derzeit noch völlig unklar.
Denn bislang weiß niemand über ihren Inhalt Bescheid. Es ist auch noch gar nicht klar, ob sich überhaupt irgendwelche Gegenstände in ihr befinden. Denn bisher fehlt es an einem passenden Schlüssel, um die Truhe zu öffnen. In der kommenden Woche aber soll die Truhe ihr Geheimnis preisgeben. Denn dann soll das Fundstück – ein genauer Termin steht noch nicht fest – von Juliusspital-Medizinern endoskopisch untersucht werden.
Mit endoskopischen Verfahren können beim Menschen kleine Kameras in den Körper eingeführt werden, die dann Bilder vom Körperinneren nach außen liefern. Bei der Truhe ist zunächst einmal geplant, die Schlüssellöcher zu untersuchen, um zu erfahren, wie ein passender Schlüssel aussehen müsste. Man werde aber auch versuchen mit der Kamera so weit wie möglich in das Innere der Truhe vorzudringen, um eventuell etwas über ihren Inhalt zu erfahren, erklärte Christoph Jäger vom Juliusspital-Weingut auf Anfrage dieser Redaktion.
Endoskopie und Schlüsseltest
Die etwa 80 Kilogramm schwere Truhe ist mit zwei Schlössern gesichert. Im Zusammenhang mit der endoskopischen Überprüfung, sollen auch die etwa 20 Schlüssel ausprobiert werden, die bislang beim Juliusspital eingegangen sind.
In den letzten Tagen genoss die Truhe und ihr möglicher Inhalt im Weingut nicht die höchste Priorität, da man mit größter Intensität mit der Weinlese beschäftigt war. Die soll in dieser Woche zu Ende gehen, und dann will man daran gehen, das Geheimnis des historischen Fundstücks zu lüften.
Erinnerung an Tresorfund
Die so genannte Schatztruhe im Juliusspital weckt Erinnerungen an einen ähnlichen Fall, der sich beim Bau der Fußgängerzone in der Eichhornstraße ereignete. Damals wurde bei Bauarbeiten ein verschlossener Tresor gefunden, der sich ebenfalls nicht öffnen ließ. Weil Teile der Fußgängerzonen-Baustelle im mittelalterlichen Kern von Würzburg lagen, wurden dort im Sommer 2015 auch archäologische Grabungen durchgeführt. Mit großem Erfolg übrigens: Man fand Reste eines mittelalterlichen Portals, fast vollständig erhaltene Brückenbögen, eine Brunneneinfassung sowie jede Menge Keramik und Scherben.
Am Ende blieb nur Rost
Und schließlich grub ein Baggerfahrer im Juli 2015 an der Ecke Spiegel-/Eichhornstraße aus zwei Metern Tiefe einen verrosteten Tresor aus. Es gab unter Zeitzeugen und den Nachkommen früherer Anwohner allerhand Spekulationen über den möglichen Inhalt der rostigen Kiste. Ende Oktober 2015 wurde der geheimnisvolle Tresor schließlich vor Medienvertretern und Würzburger Bürgern mit einer Flex geöffnet. In ihm befand sich – nichts außer Rost.