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OCHSENFURT/MANNHEIM
Gewinneinbruch bei Südzucker
Die Südzucker AG mit Sitz in Mannheim und Werk in Ochsenfurt (Kreis Würzburg) hat mit schlechten Nachrichten zu kämpfen.
Was ist die Rübe noch wert? Die Südzucker AG hat ihre Gewinnprognose deutlich verfehlt. Direkte Auswirkungen auf den Fabrikstandort Ochsenfurt im Landkreis Würzburg (Foto) werden allerdings noch nicht befürchtet.
Foto: Daniel Karmann, dpa | Was ist die Rübe noch wert? Die Südzucker AG hat ihre Gewinnprognose deutlich verfehlt. Direkte Auswirkungen auf den Fabrikstandort Ochsenfurt im Landkreis Würzburg (Foto) werden allerdings noch nicht befürchtet.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 10.04.2015 17:38 Uhr

Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden die eigenen Gewinnprognosen verfehlt. Im Unternehmen rechnet man auch im laufenden Geschäftsjahr mit einem weiteren Rückgang des Konzernergebnisses.

Wie der größte europäische Zuckerproduzent am Freitag mitteilte, sei dies vor allem auf die unbefriedigende Erlössituation auf dem Zucker- und Ethanolmarkt zurückzuführen. Direkte Konsequenzen für den Fabrikstandort Ochsenfurt habe dies nicht, so Konzernsprecher Dominik Risser gegenüber unserer Redaktion.

Der Konzernumsatz ging demnach um 700 Millionen auf 6,8 Milliarden Euro zurück. Vor Monaten war noch mit einem Umsatz von sieben Millionen Euro gerechnet worden. Das operative Ergebnis sank von 622 auf 180 Millionen Euro. Im Geschäftsjahr 2015/16 geht der Konzern von einem weiteren Rückgang des Umsatzes auf sechs bis 6,5 Milliarden Euro aus und von einen Erlös zwischen 50 bis 150 Millionen Euro.

Den Preisverfall beim Zucker führt Konerzsprecher Risser auf das größere Mengenangebot innerhalb der Europäischen Union zurück. Die EU-Kommission habe größere Mengen europäischen Zuckers für den Nahrungsmittelsektor freigegeben. Gleichzeitig sei mehr Zucker nach Europa importiert worden.

Beeinflusst wird das Marktumfeld für das Kernsegment Zucker vor allem durch den bevorstehenden Fall der EU-Zuckermarktordnung. Die bisher festgelegten Produktionsquoten und der damit verbundene Mindestpreis für Zuckerrüben fällt 2017 weg. „Europa hat dann den am wenigsten regulierten Zuckermarkt weltweit“, sagt Konzernsprecher Risser.

Weltweit steigt die Nachfrage nach Zucker zwar stetig um rund drei Prozent pro Jahr. Ausgelöst durch wechselnde Erträge in den Haupterzeugerländern schwankt der Weltmarktpreis aber relativ stark. Nach 2017 schlagen diese Schwankungen ungebremst auf den europäischen Markt durch. „Das Geschäft wird unsicherer und volatiler“, so Risser.

Einstellungsstopp erlassen

Südzucker bereitet sich darauf mit einem Restrukturierungs- und Sparprogramm vor, um innerhalb der gesamten Produktionskette wirtschaftlicher zu werden, sagt der Konzernsprecher. Die Schließung deutscher Standorte sei dabei aber kein Thema. Bislang sei lediglich ein Einstellungsstopp für den Verwaltungsbereich erlassen worden. „Das Sparprogramm betrifft natürlich alle Zuckerfabriken“, so Risser, „da gehört auch Ochsenfurt dazu.“

Ein zweites Sorgenkind des Konzern ist die ins Tochterunternehmen CropEnergies ausgelagerte Ethanolsparte. Die schleppende Umsetzung der Klimaziele und Importe von Ethanol aus den USA, das über Norwegen in die EU gelangt, hätten hier das Geschäft verhagelt. Ausgehend von den politischen Vorgaben zur Reduzierung der Treibhausgase habe Südzucker Kapazitäten für die Ethanolherstellung aufgebaut, so der Sprecher. Die Nachfrage nach dem Bio-Treibstoff bleibe bislang weit hinter den ursprünglichen Erwartungen zurück.

Wirtschaftliche Vereinigung Zucker kritisiert die EU

Das Wirtschaftsjahr 2014/15 geht als Rekordjahr in die Annalen der deutschen Zuckerwirtschaft ein. Wie die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker (WVZ) mitteilt, weist der Schlussbericht eine Zuckererzeugung von 4,49 Millionen Tonnen aus, das ist ein Anstieg um rund eine Million Tonnen bzw. 31 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Der Zuckerertrag erreichte 13,3 Tonnen pro Hektar. Die Rübenanlieferung stieg um knapp 36 Prozent auf 28,9 Millionen Tonnen, während der Zuckergehalt der Rüben mit 17,33 Prozent nur unwesentlich unter dem Vorjahreswert lag. WVZ-Vorsitzender Hans-Jörg Gebhard kritisierte unterdessen laut einer Pressemitteilung die EU: Es sei nicht hinnehmbar, dass die Union der Zuckerwirtschaft eine weltweit einmalige Liberalisierung des Marktes abverlangt, ihr aber in der schwierigen Lage jegliche Unterstützung verweigere. Angesichts der dramatischen Situation habe man große Hoffnung in die vor wenigen Wochen vom Agrarministerrat initiierte Expertengruppe gesetzt. Sie soll vor dem Hintergrund der 2017 auslaufenden Quotenregelung Vorschläge erarbeiten, mit denen der aktuellen Entwicklung entgegengewirkt werden kann. „Leider ist das Ergebnis der ersten Sitzung absolut enttäuschend. Die Kommission hat alle konstruktiven Vorschläge der Mitgliedstaaten zurückgewiesen“, so Gebhard. Die Mitgliedstaaten hätten deutlich gemacht, dass es kurzfristig realisierbare Maßnahmen zur Unterstützung der Zuckerwirtschaft gibt. Dazu gehöre auch die Beihilfe zur privaten Lagerhaltung. Außerdem müsse eine Ausweitung der Exportmöglichkeiten diskutiert werden. Text: ben

 
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    Wann endlich wird auch mal über die äußerst schädliche Wirkung des Zuckers gesprochen. Zig Tausend Tote jedes Jahr weil versucht wird Zucker in allen möglichen Lebensmittel zu verstecken. Wir alle zahlen für den Zucker doppelt. Einmal wird der Anbau immer noch subventioniert und zum anderen zahlen wir für die immensen Schäden die der Zucker anrichtet über unsere Krankenkassenbeiträge. Ochsenfurt wird langfristig ohne Zuckerfabrik leben müssen. Die Weichen dafür sind jetzt zu stellen.
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    ... den viele werden durch hohen Zuckerverbrauch krank ! (Monosacharide = schädlich)
    Schlechte Zähne, Übergewicht, Zuckerkrank, Vitaminmangel... usw.
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