„Bulle“ war gestern. Heute sind die Schimpfworte, mit denen Unterfrankens Polizeibeamte bedacht werden, schlimmer. „Wir müssen uns fast täglich Beleidigungen wie „Hurensohn“ oder „Arschloch“ anhören; Kolleginnen werden als „Schlampe“ tituliert“, sagt der Schweinfurter Polizeikommissar Thorsten Grimm, Mitglied im bayerischen Landesvorstand der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG).
Nicht nur in Großstädten wie Berlin oder München, sondern auch im Regionalmetropolen wie Würzburg und Schweinfurt ist laut dem Polizeigewerkschafter der Ton in den letzten Jahren deutlich „rauer“ geworden. Was Grimm beschreibt, bestätigt für die Konkurrenzgewerkschaft Thomas Bentele, der stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Bayern. „Wir sehen eine Verrohung; wir sehen zunehmende Respektlosigkeit“, sagt Bentele. Die Verrohung hält er für ein „allgemein gesellschaftliches Phänomen“, dessen Ursachen „dringend erforscht werden müssten“.
Schwere Verletzungen
Unterfrankens Polizeibeamte sind aber nicht nur einen raueren Ton, sondern immer öfter körperlichen Angriffen ausgesetzt. Während im Jahr 2013 insgesamt 173 unterfränkische Beamte im Dienst durch Gewaltakte körperlich verletzt wurden, waren es im Jahr 2017 Grimm zufolge schon 283 Beamte (November- und Dezemberzahlen geschätzt). Ende November hat beispielsweise in Geldersheim (Lkr. Schweinfurt) ein Mann einen Beamten angegriffen. Im Oktober trat in Würzburg ein Mann bei einer Bushaltestellen-Kontrolle nach einem Beamten; in Gerolzhofen (Lkr. Schweinfurt) gingen im Oktober Verdächtige bei der Kontrolle ihrer Wohnung auf die Beamten los und verletzten sie so schwer, dass sie ihren Dienst nicht mehr fortsetzen konnten.
Bayernweiter Trend
Die Entwicklung in Unterfranken spiegelt einen bayernweiten Trend wieder, den Bayerns Innenminister Joachim Hermann (CSU) „mit größter Sorge“ sieht.
Bei der Vorstellung des Lagebilds für 2016 hatte Hermann im August dieses Jahres berichtet, dass Polizeibeamte immer häufiger beleidigt, bespuckt, bedroht, geschlagen oder in lebensbedrohliche Situationen gebracht würden und dass das Gewaltniveau bei diesen Angriffen „teils extrem“ sei. In der Konsequenz befürworten nicht nur Bayerns Innenminister, sondern auch die Vertreter beider Polizeigewerkschaften eine bessere Ausrüstung der Beamten. „Wir wollen den Taser; wir als Polizeigewerkschaft wünschen ihn uns auch im Streifendienst“, sagt Grimm.
Mit Taser ist eine Elektroschockpistole gemeint, die im Polizeigebrauch „Distanzimpulsgerät“ heißt und sowohl in den USA wie auch in England bereits im Gebrauch ist. In Bayern wurde sie von Spezialeinheiten bereits getestet. Anders als die Deutsche Polizeigewerkschaft hält aber die Gewerkschaft der Polizei den Einsatz des Tasers im Streifendienst für problematisch. „Mit dem Taser setzt man einen Verdächtigen nur für fünf Sekunden außer Gefecht“, sagt Bentele. Das Gerät sei für eine Zwei-Personen-Streife kaum gefahrlos zu händeln.
Forderungen nach der Bodycam
Einigkeit herrscht bei den Gewerkschaftlern in der Forderung nach der Bodycam. Dabei handelt es sich um eine kleine Kamera, die Beamte am Körper tragen und an gefährlichen Orten und bei kritischen Einsatzsituationen einschalten können. In Bayern werden die Minikameras seit einem Jahr in Rosenheim, Augsburg und München getestet, unter anderem von Streifenbeamten.
„Damit wollen wir diejenigen besser schützen, die tagtäglich für unsere Sicherheit ihren Kopf hinhalten“, hatte Bayerns Innenminister zu Beginn der Pilotphase gesagt. Aufgrund der deutlich erkennbaren Videoüberwachung erhofft sich Herrmann eine höhere Hemmschwelle, Polizeibeamte anzugreifen.
Dass die Gewalt auch in Unterfranken in den letzten Jahren generell zugenommen hat, lässt sich auch an der hohen Zahl der Polizeieinsätze ablesen. Zahlen der Deutschen Polizeigewerkschaft zufolge liegt die Zahl der Einsätze für 2016 (die Zahlen für 2017 sind noch nicht verfügbar) bei 175000 Einsätzen – eine Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren. „
Wir haben weiterhin das Phänomen, dass zunehmend Einsätze mit zwei oder mehreren Streifen angefahren werden müssen aufgrund erhöhter Gefährdungslagen“, teilt Gewerkschafter Grimm mit. Gleiches bestätigt Bentele für ganz Bayern. Zu gewissen Einsätzen, etwa bei Disko-Schlägereien oder Streits in Asylunterkünften, werde aufgrund vorliegender Erfahrungen nicht nur eine Streifenbesatzung geschickt. Bentele: „Da rufen wir jede Streife, die verfügbar ist“.
Über diese Repektlosigkeit klagen aber auch schon Erzieherinnen in der Kita und Lehrer.
Und dann auf einmal wundern wir uns und machen große Augen, dass niemand mehr Respekt vor der Polizei hat. In den Ländern wo die herkommen steht jahrelange Kerkerhaft auf Polizistenangriffe. Die lachen doch über Bodycams zur Abschreckung!
Und wir lustiges Völkchen haben auch schon eine Lösung parat: Wir brauchen mehr Polizeikräfte! Da sind sich alle Parteien einig. Alle die Parteien, die durch ihren jahrzehntelangen Irrglauben an das Gute diese Zustände erst ermöglich haben!
Und morgen bekommen wir wieder erzählt dass das genaue Gegenteil der Fall ist.