Fast 17 Monate nach dem tödlichen Schuss auf den Polizeischüler Julian K. in Würzburg soll am 14. Juli der Prozess gegen den Schützen vor dem Amtsgericht beginnen. Wegen fahrlässiger Tötung muss sich ein Polizeischüler vor dem Jugendschöffengericht verantworten, der Stubenkamerad und Freund des Getöteten war. Der Prozess hatte - wie viele andere - in der Hochphase der Corona-Bekämpfung im April verschoben werden müssen.
Mit Dienstwaffe auf Kollegen geschossen
Wie es am 28. Februar 2019 zu dem tödlichen Vorfall in der Kaserne der Bereitschaftspolizei in Würzburg kam, scheint weitgehend geklärt. Der Polizeischüler soll einen Kollegen versehentlich mit seiner Dienstwaffe in der Kasernenstube im Würzburger Stadtteil Zellerau erschossen haben. Nach dem Wachdienst soll er seine Waffe nicht ordnungsgemäß entladen haben, eine Patrone blieb im Lauf. Vor dem nächsten Wachdienst soll er ahnungslos mit der geladenen Waffe auf den Stubenkameraden gezielt haben.
Ein anderer Beamter hörte den Schuss und eilte zu den jungen Männern in den Raum, wo er den einen lebensgefährlich verletzt, den anderen unter Schock fand. Der angeschossene Polizeischüler erlag später in einem Krankenhaus seinen Verletzungen.
Mehrere Fehler?
Wie es dazu kam, wird im Prozess zu klären sein. Der Staatsanwalt sagte dazu: "Der Anklage zufolge ist der tödliche Verlauf des Geschehens als Folge eines mehrfachen persönlichen Versagens des Beschuldigten aus dem Landkreis Schweinfurt zu bewerten."
Anwalt Jürgen Scholl sagt im Auftrag der Familie des Getöteten: "Wir wollen alle Ursachen lückenlos und gründlich aufgeklärt haben." Scholl hat eine achtseitige Stellungnahme an die Staatsanwaltschaft geschickt und die Sicht der Eltern geschildert. "Für die Eltern", betont er, "ist es eine große Belastung", da sie immer noch nicht genau wüssten, warum es passierte und ob der tragische Tod ihres Sohnes hätte verhindert werden können.
Die Eltern haben viel Fragen: Wie laufen die Kontrollen innerhalb der Kaserne, wenn nach Dienstschluss die Waffen zurückgegeben und die Magazine im Tresor gelagert werden? Wie war es möglich, dass sich noch eine Patrone im Lauf befand? Welche Mitverantwortung tragen die Polizisten in Ausbildung, die am Nachmittag und Abend das Magazin des Angeklagten entgegennahmen und ihm später wieder aushändigten? Warum wurde diese Kontrolle nicht von Ausbildern gemacht?
Eine weitere Frage für Scholl ist auch, ob für den Angeklagten tatsächlich Jugendstrafrecht zur Anwendung kommen sollte. Dies hat Auswirkungen auf das Strafmaß. Aus Scholls Sicht kann ein junger Polizist in Ausbildung, der bereits im Streifendienst tätig war, keine Reifeverzögerung haben. Außerdem könne man in dem Fall nicht von einem jugendtypischen Verhalten sprechen.
Zwischenfälle mit der neuen Dienstwaffe in ganz Bayern
Die Eltern des Getöteten stellen sich weitere Fragen: Nach Recherchen dieser Redaktion vor einem Jahr hatte es zum damaligen Zeitpunkt bayernweit acht Zwischenfälle mit der erst im Herbst 2018 ausgegebenen neuen Dienstwaffe der Polizei gegeben. Unter anderem hatte sich nur wenige Tage vor dem tödlichen Zwischenfall bei einem Bereitschaftspolizisten in der Würzburger Kaserne ein Schuss aus seiner Pistole gelöst, der ein Fenster durchschlug. "Warum wurden organisatorisch aus diesem Vorfall nicht sofort Konsequenzen innerhalb der Kaserne gezogen?", fragt Scholl. Am Wichtigsten aus Sicht der Eltern: Wieso durfte die Waffe mit auf die Stube genommen werden?
Diese Fragen sollen ab dem 14. Juli vor dem Amtsgericht Würzburg beantwortet werden.
Sein Kollege hat die Waffe auf Ihn gerichtet.
Und er hat abgezogen.
Das ist ein Verstoß gegen alle Regeln!
Da gibt es keinen anderen schuldigen....
Bei der Bundeswehr wurde die Ausbildung an der Waffe zu meiner Zeit äusserst Gewissenhaft betrieben. Wer hier irgendwelchen Blödsinn gemacht hat, und sei es nur mit der zerlegten Waffe herfumfuchteln, der hatte sofort den sprichwörtlichen Satz heisse Ohren, da knallte die Ohrfeige lauter als die Pistole. Oder er bekam was auch immer der Ausbilder greifen konnte an den Kopf geworfen. Auf das es alle lernen! Und sie haben es gelernt!
Heute bekommt man ja gleich ein Trauma, wenn man man scharf vom Ausbilder anfahren wird und ist dann erst mal ne Woche krank. So funktioniert das aber in solch einem kritischen Bereich nicht!
Laxer Umgang mit einer Schusswaffe tötet. Kameraden, unschuldige Zivilisten oder auch einen selbst.
Sucht mal im Archiv nach Jägern, die sich selbst erschossen haben...
Wird so ein Unfall so oder so ähnlich wieder passieren? Leider ja, Menschen eben.