Das Stöhnen der Gefolterten, die Schreie der Frauen auf dem Scheiterhaufen gingen Friedrich Spee (1591 – 1635) nahe. Der Jesuit hatte in Würzburg Philosophie studiert und soll in der Zeit von 1623 – 1628 als Beichtvater im „Hexenturm“ gewirkt haben. Dies alles ließ ihm keine Ruhe und so veröffentlichte er 1631 anonym die Schrift „Cautio Criminalis“. Er bestritt, dass Geständnisse unter der Folter verlässlich seien und man von der Unschuld der verbrannten Frauen ausgehen müsse. Im gleichen Jahr wurde auch seine Tante Anna Spee von Langenfeld als „Hexenkönigin“ hingerichtet.
Jeder Würzburger kennt wohl den Hexenturm am Geschwister-Scholl-Platz. Er war Bestandteil der einstigen Stadtmauer und ist genau genommen nicht einmal original. Beim Bombenangriff im März 1945 wurde er so stark zerstört, dass er bis auf den Sockel abgerissen werden musste, bevor man ihn weitgehend originalgetreu wieder aufbauen konnte.
Einer der vielen Irrtümer
Dass vor allem im Mittelalter Hexen verfolgt und verbrannt wurden, ist einer der vielen Irrtümer über jene Zeit, der sich aber hartnäckig hält. Tatsächlich erlebte die Verfolgung von Personen, die als Hexen oder Hexer bezeichnet wurden, in der frühen Neuzeit ihren Höhepunkt, und dauerte vom späten 15. Jahrhundert bis Mitte des 18. Jahrhunderts. Missernten, Hungersnöte und die Pest in ganz Europa führten zu einer Verunsicherung, die die Frage nach Schuldigen aufkommen ließ.
Zwar kam es auch früher in Würzburg schon zu Verurteilungen, doch erst im 17. Jahrhundert nahm die Verfolgung und deren Intensität zu. In die letzten Regierungsjahre des Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn (1545 – 1617) fallen die ersten spektakulären Prozesse. Dabei ist der Fürstbischof keineswegs nur als Förderer der Hexenverfolgung zu sehen, wie der Historiker Robert Meier herausgefunden und in der Polemik „Julius Echter als Hexenretter“ veröffentlicht hat. Er hat den Druck, der aus den Gemeinden ausgeübt wurde, abzuwehren, zumindest abzumildern versucht. Gleichwohl ließ er Hexenverbrennungen zu. Schlimmer wurde es unter seinen Nachfolgern, insbesondere unter Johann Gottfried von Aschhausen und Philipp Adolf von Ehrenberg. Er ließ in Gerolzhofen sogar Verbrennungsöfen bauen, um die Hinrichtungen zu rationalisieren.
Die Qualen der Folter brachten viele Geständnisse und weitere Beschuldigungen. Bald waren Serienprozesse an der Tagesordnung. Ein altes Dokument aus dem Jahr 1629 – „Verzeichnis der hexen-Leut, so zu Würzburg mit dem Schwert gerichtet und hernacher verbrannt Worden“ – gibt eine grausige Statistik. Es beginnt mit dem „ersten Brandt“ bei dem lediglich vier Personen hingerichtet wurden („Die Lieblerin. Die alte Anckers Wittwe. Die Gutbrodtin. Die dicke Höckerin.“) und endet mit dem „neunundzwangisten Brandt“, bei dem sieben Personen ums Leben kamen.
Letzte Hinrichtung im Jahr 1749
Insgesamt listet dieses Verzeichnis 158 Personen auf, die als Hexe und Hexer in Würzburg sterben mussten. Am Ende steht als Nachtrag: „Bisher aber noch viel unterschiedliche Brände gethan worden.“ Obwohl man mehrere Verbrennungsorte vermutet, gilt für die meisten Fälle der Hinrichtung der Marktplatz vor der Marienkapelle als gesichert.
Ein Ende fand diese massive Hexenverfolgung erst unter Fürstbischof Philipp von Schönborn, der im Jahr 1642 seine Regentschaft antrat. Vereinzelt kamen Verurteilungen aber noch vor. Die letzte Hinrichtung gab es im Jahr 1749. Maria Renata Singer von Mossau, Tochter eines kaiserlichen Offiziers, war Nonne und wurde wegen ihres lobenswerten Verhaltens Subpriorin des Klosters Unterzell. Vermutlich aus Neid und Missgunst wegen ihres Fleißes wurde sie der Hexerei bezichtigt, verhaftet, hochnotpeinlich verhört und, nachdem sie Teufelsbuhlschaft, Schadzauber, Mäusemachen, Verunehrung einer Hostie und anderes gestanden hatte, zur lebendigen Verbrennung verurteilt.
Karl Philipp von Greiffenclau, gerade erst Fürstbischof geworden, milderte das Urteil ab. Die Enthauptung fand auf der Festung Marienberg durch den Kitzinger Scharfrichter statt. Ihr Kopf, auf eine Stange gesetzt, wies zur Abschreckung Richtung Unterzell, während ihr Körper auf einem Scheiterhaufen bei Waldbüttelbrunn brannte.