„Für meine Kunstberatung brauche ich ständig etwas an den Wänden“, sagt Ilka Klose, die fernab von Publikumsströmen in Heidingsfeld ihre Galerie betreibt. Als Kunsthändlerin sitzt sie dort nicht im Sessel und wartet auf ästhetisch gestimmte Passanten. Ihre Käufer sind vielmehr Sammler zeitgenössischer Kunst, die den Weg in die Lehmgrube bewusst wählen, oder Menschen, die ein Konzept suchen, nach dem sie ein Büro, eine Kanzlei oder Villa ausstatten können. Wie das geht, erklärte Ilka Klose bei ihrem 20. Galeriegeburtstag gern in jener Ruhe, die eintrat, nachdem an die 200 Gäste gratuliert hatten.
Darunter befand sich – wie bei mancher Vernissage am Leitengraben – Oberbürgermeister Georg Rosenthal. Er stellte fest, dass das Kunsthaus in den vergangenen 20 Jahren zu einer Institution geworden sei, die die Kunstszene in der Stadt sehr beeinflusst habe. Ein „gutes Gespür für avantgardistische Kunst“ attestierte er der Diplom-Kauffrau.
Stimmige Zusammenstellung
Vier Vertreter von Gegenwartsströmungen stellte die Hausherrin denn auch bei der Feier vor: Renate Neusers psychedelische Figuren, Wahrnehmungs-reflektierende Glasscheiben-Plastiken von Gerda Schlembach, Balgenkamera-Fotocollagen von Thomas Zika und Bernard Lokais Malerei mit expressivem Pinselstrich. In sich ist diese Zusammenstellung stimmig, aus ihr wurden gleich am Abend der Eröffnung mehrere Stücke gekauft – unter anderem von Kunden der allerersten Stunde, die aus Wuppertal, Leverkusen und Starnberg angereist waren.
„Außer den Sammlern habe ich auch die Sponsoren eingeladen, die mit zu meinem Erfolg beigetragen haben“, erläuterte Ilka Klose die Gästeliste. Und das Geheimnis ihres Langlebigkeit in der Stadt: „Ich konnte mich am Ort bis heute so gut halten, weil ich überregional bekannt bin.“
Begonnen hat alles, als sie 1989 nach einem mehrjährigen US-Aufenthalt aus New York zurückkam. Dort hatte sie Kontakte zu international bekannten Künstlern geknüpft und konnte gleich Arbeiten von überseeischem Renommee vorstellen. Einige Jahre lang vertrat sie neuere Maler, Fotografen und Bildhauer auf Messen, um sie aufzubauen. Das ist ihr inzwischen aber „zu aufwendig“. Ihr genügt es, mit Kollegen in Netzwerken zusammenzuarbeiten.
Der Stil der Galerie Ilka Klose ist modern, die vertretenen Künstler haben meist ein Akademiestudium absolviert; noch lieber als mit Schülern kooperiert die Inhaberin allerdings mit Kunsthochschul-Professoren. Denn sie versteht sich nicht als Nachwuchsfördererin; allerdings weiß sie genau, welcher ihrer Künstler in der laufenden Gemeinschaftsausstellung noch ein bisschen mehr Publizität vertragen kann. In diesem Rahmen sucht Klose „immer nach neuen Dingen, die für meine Galerie noch nicht da gewesen sind. Ich liebe meine Galerie so sehr, weil ich das große Glück habe, ein Repertoire zeigen zu können und nicht zu Spezialisierungen gezwungen bin.“
Würde sie sich auf einen Bereich der Gegenwartskunst kaprizieren, verlöre sie manchen Sammler. Außerdem braucht sie Vielfalt für Ihre Beratung. Die funktioniert nämlich in Form von Auswahlphasen. Ilka Klose zeigt ihrem Interessenten verschiedene Beispielarbeiten, die so lange verworfen werden, bis sich die in Frage kommende Stilrichtung allmählich abzeichnet. Dann entscheidet sie mit dem Klienten, ob sie einen Auftrag direkt vergeben oder ob ein Wettbewerb ausgeschrieben wird. Letzteres geschah beispielsweise bei der Ausstattung des Krick-Gebäudes in Eibelstadt – eine der seltene hiesigen Klose-Konsultationen.
„Kunstszene Rhein-Ruhr“ hängt bis 16. Januar. Geöffnet nach Vereinbarung unter Tel. (09 31) 7 84 16 30