Ab 1935 wurde der Galgenberg, wo seit 1830 Soldaten exerziert und geschossen hatten, in einen großen Fliegerhorst verwandelt. Einige der damals errichteten Gebäude sind 2018 Teil der Landesgartenschau.
Im Dritten Reich änderte das Hubland sein Gesicht vollständig. Bisher war es ein offener Truppenübungsplatz gewesen, wo auch die Schülerinnen und Schüler der 1924 eröffneten Fliegerschule, unter ihnen 1929 die später berühmte Elly Beinhorn, auf einer improvisierten Graspiste starteten und landeten.
Wo ehedem vor allem freie Flächen gewesen waren und nur am nordöstlichen Rand die Fliegerschule mit kleinen Hangars gestanden hatte, befanden sich nun auf einem Fliegerhorst unter anderem große Flugzeughallen, ein Kasino und mehrere Kasernengebäude.
Offizierswohnungen und „Kommandeurshaus“
Der 1932 geborene Hans-Dieter Krebs, Sohn des Chefs der Horst-Kompanie und kurzzeitigen Fliegerhorst-Kommandanten Emil Krebs, wohnte mit seinen Eltern und Geschwistern im Haus Am Galgenberg (damals Boelckestraße) 33 in unmittelbarer Nähe des Horsts, jedoch außerhalb von dessen Grenzen. Krebs wurde nach dem Krieg Sportjournalist, unter anderem beim Fränkischen Volksblatt und der Deutschen Welle; er starb im Mai 2016.
Hans-Dieter Krebs hat den Zustand des Areals zu Beginn des Zweiten Weltkriegs detailliert beschrieben. In der Nopitschstraße 2 und in der Straße Am Galgenberg 32 - 37 befanden sich die heute noch existierenden damaligen Offizierswohnungen sowie das „Kommandeurshaus“. In der Nopitschstraße gab es weitere Wohnungen für Familien von Unteroffizieren und Feldwebeln.
Ein kleines Postamt
Eine Besonderheit war die vor dem Fliegerhorst in einem Siedlungshaus eingerichtete Poststelle. Ein Kriegsveteran betreute dieses kleine Postamt, das sein Hauptaufkommen am späten Nachmittag durch die Brief- und Paketpost aus dem Horst erhielt. Der Knabe Hans-Dieter Krebs durfte gelegentlich das Frankieren und Stempeln der teilweise auch zivilen Post aus der Nachbarschaft übernehmen.
Betrat man den Horst vom Letzten Hieb kommend durch den Haupteingang an der Rottendorfer Straße (damals Ludendorffstraße), so passierte man zahlreiche Gebäude, die ab 1935 errichtet worden waren: zunächst das rechts am Eingang gelegene Wachhaus und die dahinter etwas zurückgesetzt stehende Kommandantur. Beide auch von den Amerikanern genutzten Gebäude wurden in den letzten Jahren abgerissen.
Delinquenten wurden eingesperrt
Im Wachhaus befand sich der sogenannte Bau, in dem mit kurzfristigen Strafen belegte Delinquenten eingesperrt wurden; die Zellen waren mit einem Schiebegitter vom Raum für die Wachsoldaten abgetrennt.
Zur Straße Am Galgenberg hin wurden wohl erst während des Krieges Baracken aufgestellt, die zeitweise zur Unterbringung von ausländischen Arbeitern bzw. Kriegsgefangenen dienten und die am 16. März 1945 teilweise zerstört wurden. 1939 bereits vorhanden waren in der Nachbarschaft vier Offizierswohngebäude sowie das Kasino, der spätere amerikanische Officers? Club, das Anfang 2015 abgerissen wurde und derzeit durch ein Hotel ersetzt wird.
Kartoffeldenkmal
Ging man im Horst auf der Rottendorfer Straße weiter, kam man zur großen Werft, in der Flugzeuge repariert wurden, zum Tower und zum Kartoffeldenkmal, das die Nationalsozialisten trotz seiner religiösen Bedeutung im Dritten Reich nicht antasteten. Das Denkmal, das 2018 in die Landesgartenschau integriert wird, erinnert an experimentellen Kartoffelanbau am Galgenberg in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Die Werft erlitt in der Endphase des Krieges schwere Schäden aufgrund der Sprengung durch deutsche Truppen vor deren Rückzug. Sie wurde von den Amerikanern repariert und diente unter anderem als Kino („Theater“) und Einkaufszentrum („Post Exchange“, abgekürzt PX). Von hier floss nach dem Krieg manche Ware auf den Schwarzen Markt in Würzburg.
Eine Attraktion der Gartenschau
Die Werft, die sich außerhalb des Landesgartenschaugeländes befindet, wurde entkernt und wird im Augenblick zu einem Nahversorgungszentrum mit großem Rewe-Markt umgebaut. Der Tower wird, unter anderem mit einer hochmodernen Zweigstelle der Stadtbücherei, zu einer der Attraktionen der Gartenschau. Bei den Amerikanern hatte er zeitweise als Feuerwehrhaus gedient, weshalb drei Tore für die Fahrzeuge hineingebrochen wurden.
Auf der linken Seite der Rottendorfer Straße schlossen sich mehrere Flugzeughangars an. Nur der erste existiert noch; er wurde von den Amerikanern als Sporthalle und Bibliothek benutzt. In der Sporthalle konnten ab 1950 junge Würzburger Basketballer trainieren, Spiele austragen und Basketball in hoher Qualität bei den Meisterschaften der amerikanischen Divisionsmannschaften kennenlernen. Die Halle wird während der LGS unter anderem als Blumenhalle verwendet.
Kasernengebäude
Dahinter befanden sich im Dritten Reich ein Appell- und Exerzierplatz – später Ort des deutsch-amerikanischen Volksfests – und ein langgezogenes Veranstaltungsgebäude mit Saal für Filmvorführungen und Friseursalon sowie drei Mannschaftswohnhäuser. Zwischen der Halle und der alten Fliegerschule hoch auf dem Kürnacher Berg waren fünf weitere Kasernengebäude errichtet worden, die ebenfalls nicht zur LGS gehören.
Der Bereich zwischen Rottendorfer Straße und der Straße Am Galgenberg war, abgesehen von Wache, Kommandantur, Barackenlager, Offiziersgebäuden und Kasino, die allesamt in der Nähe der Nopitschstraße lagen, bis zur Kitzinger Straße unbebaut. Hier befand sich die Start- und Landebahn, die im Zuge der LGS-Arbeiten entfernt und durch eine große Grasfläche, das Zentrum des Gartenschau-Parks, ersetzt wurde.
Kriegseinsätze von Würzburg aus geflogen
Nur zu Beginn des Frankreich-Feldzuges wurden laut Hans-Dieter Krebs von Würzburg aus Kriegseinsätze geflogen. Danach war der Fliegerhorst für den Rest des Krieges vor allem Überholungs- und Ausbesserungswerft für Frontflugzeuge. Zudem diente er als Ausweichflugplatz etwa für Jagdflugzeuge, die ab 1942/43 immer mehr die sogenannte Heimatfront gegen die Angriffe der Westalliierten verteidigen sollten und in Würzburg auftankten.
Gelegentlich tauchten auch die frühen raketen- bzw. strahlengetriebenen Jagdflugzeuge Me 163 und Me 262, die in Giebelstadt stationiert waren, in Würzburg auf. Einmal sah Hans-Dieter Krebs den Rauchstreifen eines abstürzenden bzw. abgeschossenen Düsenjägers. Das Ereignis könnte sich Anfang Juli 1943 abgespielt haben. Am 4. Juli dieses Jahres wurden in Gerbrunn der Landwirt Jakob Krämer und dessen Enkel Erich Karches beerdigt. Sie waren kurz zuvor auf ihrem Acker südlich des Flugplatzes bei der Feldarbeit von einem Flugzeug, das beim Landeanflug abstürzte, tödlich verletzt worden.
Kritik an Trauerfeier
In Georg Palitzas Gerbrunn-Chronik ist nachzulesen, dass der Gerbrunner Bürgermeister Johann Koch am Tag nach der Beerdigung einen Brief an den Landrat schrieb, in dem er sich über die Pietätlosigkeit der Würzburger Wehrmachtsdienststellen beschwerte. Darin hieß es: „Als die Beerdigung dieser Opfer gestern im hiesigen Friedhof stattfand, nahmen sehr viele unter den Trauergästen daran Anstoß, dass nicht einmal eine kleine Abordnung der Wehrmacht bzw. des Fliegerhorstes Würzburg sich an der Trauerfeier beteiligte, zumal es gerade die Wehrmacht war, die das Unglück verschuldete.“
Taktgefühl wurde vermisst
„Es hätte dies schon aus reinem Taktgefühl den Hinterbliebenen gegenüber geschehen müssen“, stand weiter in dem Brief, „ganz abgesehen von einer gewissen Dankesverpflichtung, die man einem Toten schuldig gewesen wäre, der seinerzeit einen Teil seines Grundbesitzes zur Vergrößerung des Flugplatzes unweigerlich abgetreten hat.“
Die Geschichte des Galgenbergs erzählt Roland Flade in seinem Buch „Würzburgs neuer Stadtteil Hubland“. Auf die Vergangenheit des Areals wird während der Landesgartenschau 2018 mit Info-Stelen und einer Ausstellung hingewiesen.