Fast zehn Millionen Euro – so teuer könnte es werden, wenn die Gemeinde Estenfeld ihre Grund- und Mittelschule von Grund auf saniert. Unter Federführung des Architekturbüros „Rösch, Schubert, Hanisch“ wurde eine Bestandsanalyse erstellt, die in der Gemeinderatssitzung Thema war. Zukünftige pädagogische Konzepte oder weitere Überlegungen, hatte Bürgermeisterin Rosi Schraud bereits in der Tischvorlage für die Ratsmitglieder vermerkt, „können in dieser Kostenschätzung keine Berücksichtigung finden“. Auch eine Erweiterung stand nicht zur Debatte.
Wenig überraschend war die Tatsache, „dass die in den 60er- und 70er Jahren erbauten Gebäude einer dringenden Sanierung bedürfen“, sagte Architekt Andreas Hanisch.
Zur besseren Übersicht war die Schule, bestehend aus vier Gebäuden, in fünf Bauteile aufgeteilt worden: Turnhalle (geschätzte Sanierungskosten: 1,8 Millionen Euro), Grundschule (2,9 Millionen Euro), Mittelschule (4,3 Millionen Euro), Übergang von der Grund- zur Mittelschule (370 000 Euro) und Außenanlage (500 000 Euro). Fünf Fachplaner haben in den Bereichen Heizung/Sanitär, Elektroinstallation, Statik, Brandschutz und Abwasserkanäle den Bestand analysiert.
Für die Statik sah Christian Krafft (Büro „Krafft und Franz“) nach einer Sichtungsprüfung die geringsten Schäden an den Gebäuden. Es handele sich um „minimale Schäden, die eher einer statischen Kosmetik bedürfen“. In den Decken sah er keinerlei Durchbiegungen, die Substanz bezeichnete er als „in Ordnung“.
Vor mehr Problemen stand Rainer Martin, Fachmann für Heizung und sanitäre Anlagen, der fast ohne Bestandsunterlagen auskommen musste. Bekannt waren etwa Schäden in der Abwasseranlage der Schulturnhalle, die einige Male geflickt wurde. Und: „Viele Leitungen sind in Kanalschächten im Boden angebracht, das macht heutzutage niemand mehr.“ Die Heizung unterhalb der Schulturnhalle sei noch in Ordnung, allerdings müssten die Leitungen erneuert werden.
Brandschutzfachmann Rainer Endres will auf die Ertüchtigung des Brandschutzes aus dem Jahr 2008 aufbauen. Mehrere Rettungstreppen, die Brandmeldeanlage und die Alarmierung selbst wird neu werden. Einziges echtes Problem sei der Sammelplatz bei Alarmierung oder einem tatsächlichen Brand. „Früher gab es mal einen solchen Platz, jetzt steht dort ein Kindergarten“, so Endres.
Der Sportplatz sei nicht geeignet, denn er sei abgeschlossen, „und wenn tatsächlich mal ein Amokschütze angreifen sollte, hätte er gewissermaßen freies Schussfeld auf die Kinder“. Das ist ein Punkt, über den der Gemeinderat noch intensiv beraten will.
Ebenfalls ohne Unterlagen stand Viktor Horn da, verantwortlich für die Abwasserkanäle. Eine Kamerabefahrung hatte 600 Meter Abwasserkanäle zum Vorschein gebracht, und zwei Drittel von ihnen sind in den Schadensklassen vier und fünf (was der Bewertung von Schulnoten entspricht), somit „stark sanierungsbedürftig“. Anscheinend war einst auch ein Trennsystem vorgesehen, was aber nicht realisiert worden war.
Um die Schule komplett barrierefrei zu gestalten, könnte am Haupteingang der Mittelschule ein Aufzug von außen angebaut werden, so der Architekt. Viele Fußböden und Fenster müssten erneuert werden, das Dach könnte in ein leicht abgeschrägtes Pultdach umgewandelt werden, und verschiedene Treppengeländer müssten ersetzt werden.
Angesichts der Kosten allein für die Mittelschule (4,3 Millionen Euro) äußerte CSU-Fraktionssprecher Albin Wolz den Gedanken, der Architekt möge abwägen, „ob ein Neubau nicht billiger kommen würde“. Dem hielt die Bürgermeisterin entgegen, „dass wir dann nicht mehr so komfortabel große Klassenzimmer haben werden, weil die bei einem Neubau nicht bezuschusst werden“. Insgesamt, so fasst Rosi Schraud die einstündige Vorstellung im Gemeinderat zusammen, „haben wir jetzt mal eine Grundlage, auf der wir arbeiten können“. Vermutlich werden die einzelnen Abschnitte blockweise saniert, so der Tenor in der Sitzung.
In puncto Zuschüsse, die für unterschiedliche Vorhaben von unterschiedlichen Stellen geleistet werden, wird sich Lisa Krein vom Bauamt der Gemeinde weiterhin kundig machen.