Dass Bürger gegen Mobilfunkmasten protestieren, ist in den vergangenen Jahren selten geworden. Die Gemeinde Rottendorf überprüft dennoch seit 2002 regelmäßig die im Ort gemessene hochfrequente Strahlung. Damals hatte dies eine Initiative der Rottendorfer Agenda 21 angestoßen. Die genauen Ergebnisse sind auf der Internet-Seite der Gemeinde abzurufen. „Wir werden damit nicht die Welt retten, wir wollen aber wissen, welchen Strahlenbelastungen unsere Bürger ausgesetzt sind“, begründete Bürgermeister Roland Schmitt die Studien.
Werte sind niedrig
Der Umweltanalytiker Dietrich Moldan aus Iphofen hat an zehn, im Ort verteilten Messpunkten die Strahlenbelastung ermittelt. Dabei hat er auch sensible Bereich wie die Kindergärten, die Schule, das Seniorenzentrum oder den Edeka-Supermarkt mit einbezogen. Seine Ergebnisse geben zumindest auf den ersten Blick Entwarnung: Auch bei Spitzenleistung hat er maximal Werte von nicht einmal ganz 10 000 mikro Watt pro Quadratmeter gemessen. Die Grenzwerte liegen zwischen vier und zehn Millionen mikro Watt. Auch im Vergleich zu anderen Kommunen liege Rottendorf im unteren Bereich: In Kitzingen etwa ergebe sich ein deutlich anderes Bild.
Auf der Rottendorfer Gemarkung befinden sich sechs Sendeanlagen, davon wird eine von der Deutschen Bahn betrieben und dient nur dem Zugverkehr, eine weitere im Gewerbegebiet wird nicht für den Mobilfunk genutzt. Die vorgeschriebenen Abstände, so Moldan, werden überall eingehalten. In der Hauptsenderichtung, in die die Antennen zeigen, seien dies zehn Meter. Ansonsten seien auch deutlich geringere Abstände zulässig. Ein Sender kann jeweils 90 Gespräche gleichzeitig abdecken.
LTE statt GSM und UMTS
Betrachtet man die Ergebnisse etwas genauer, fällt auf, dass die älteren Mobilfunk-Generationen GSM und UMTS an Bedeutung verlieren. Dafür hat der Experte erstmals das moderne LTE gemessen, das mit deutlich höheren Datendichten arbeitet und an einigen Messpunkten eine bedeutende Rolle spielt. Auch ist auffallend, dass die Ergebnisse an den einzelnen Messpunkten deutlich voneinander abweichen. So ist in einigen Geländesenken eine Belastung kaum nachweisbar.
Dagegen erreicht der Hintere Talweg bei Volllast einen Spitzenwert von 9200 mikro Watt, auch bei der Grundlast liegt die Strahlung noch bei 2400 mikro Watt. Dafür spielen hier die anderen Strahlungsarten keine Rolle. In der besonders ausgesetzten Straße Am Pilzberg erreicht dagegen LTE mit knapp über 6200 seinen höchsten Wert. Erst mit großem Abstand folgt GSM mit nicht einmal 1000.
Höchste Werte am Spielplatz
Spitzenreiter in der Gesamtbelastung ist ausgerechnet der Spielplatz des Kindergartens Am Bremig. In seine Richtung weisen einige Antennen des auf dem nahen Hochhaus Frankenstraße angebrachten Senders. Hier wird deutlich, dass sich zwar die GSM-Belastung seit 2002 auf heute knapp über 2000 beinahe halbiert hat, während sich im Gegenzug aber die durch UMTS auf 4500 nahezu verdoppelt hat. Hier spielt LTE – zumindest derzeit noch – eine deutlich untergeordnete Rolle.
Für Moldan sind alle Werte dennoch vergleichsweise gering: „Es wird aber noch einige auf uns zukommen“, erwartet er: Mit der Vernetzung in den Häusern und neuen Generationen des Mobilfunks dürfte die Belastung noch steigen. Auch lauerten größte Belastungen keinesfalls auf der Straße, sondern in den eigenen vier Wänden: WLAN und schnurlose Telefone seien besonders problematisch: „Hier ist zwar die Leistung der Sender sehr gering, dafür sind sie aber nah am Nutzer.“
Bewusst mit Strahlen umgehen
Besonders kritisch sei es, dass immer mehr Anbieter im Internet-Router einen zweiten, den Nutzen oft gar nicht bekannten Sender eingebaut haben. „Will man ihn abschalten, begeht man Vertragsbruch“, stellt er nüchtern fest. Grundsätzlich rät er dazu, bewusst mit den innerhäuslichen Strahlenquellen umzugehen: Er empfiehlt, mit Zeitschaltuhren oder per Software das Internet abends abzuschalten. Auch sei der Abstand zum Nutzer entscheidend. „So wie man Körperhygiene betreibt, sollte man auch Strahlenhygiene betreibe“, sagt er.