Ein Skatepark, ein Bolzplatz für alle, mehr Jugendveranstaltungen, eine U-13-Party in der Mehrzweckhalle, Rückzugsmöglichkeiten für ältere Kinder, eine richtige Eisdiele: das sind nur einige der Wünsche, die der Jugendrat Gerbrunn schon in seiner ersten Sitzung aufgelistet hatte.
Und mit dem ersten Auftritt im "großen Gemeinderat" sammelte der Jugendrat auch schon kräftig Punkte. Der 11-jährige Quirin Rottenbucher hatte sich vehement für den Erhalt des Hallenbades eingesetzt und die Hilfe des Jugendrates angeboten, etwa durch Spendenaufrufe. Beim Aufruf allein ist es nicht geblieben, sagt Annette Obrusnik, Jugendbeauftragte des Rates. "Beim zweiten Treffen haben wir schon tüchtig Spendenboxen gebastelt", sagt sie. Es wäre auch möglich, so das junge Mitglied des Jugendrates, "dass wir Kuchen verkaufen und den Erlös spenden".
Bewusst keinen Jugendbürgermeister gewählt
Allein schon der äußere Rahmen zeigt, wie ernst die Jugend Gerbrunns von ihrem Mitspracherecht Gebrauch macht: getagt wird nicht im Jugendzentrum, sondern standesgemäß im Ratssaal der Gemeinde, die Ergebnisse veröffentlicht die Gemeinde auf ihrer Homepage. Einen Vorsitzenden oder eine Vorsitzende gibt es nicht, und auch auf die Wahl eines Bürgermeisters oder einer Bürgermeisterin sei bewusst verzichtet worden, "um einen Wahlkampf zu vermeiden", so Obrusnik.
Sie steht auch nicht allein in der Riege der Erwachsenen. An ihrer Seite unterstützen sie Andria Monzingo-Sonnauer (Verbindungslehrerin an der Eichendorff-Schule) und Alexander Nickel-Hopfengart (Gemeindejugendarbeiter und Schulsozialarbeiter). Das Wort aber hat die Jugend, die neben einer "grünen Liste"– die Liste der Wünsche – auch eine "rote Liste" erstellt: es wird niemand ausgelacht, es darf jeder reden, und es wird über die Wünsche auch nicht abgestimmt. Eines jedoch hat der Jugend- mit dem Gemeinderat gemeinsam: nach den Sitzungen ziehen sie noch gemeinsam los, um etwa Pizza zu essen.
14 Wünsche stehen auf der "grünen Liste"
Wesentlich länger als die "rote" ist die "grüne Liste" mit insgesamt 14 Punkten. Zu den bereits aufgezählten Wünschen kommen nochmal genauso viele dazu. So hat die Jugend den grundsätzlichen Wunsch auf mehr Mitbestimmung in der Gemeinde. Weiterhin würde es der Jugend gefallen, wenn die leeren Plätze beim TSV Gerbrunn gefüllt werden, etwa durch ein Volleyballfeld oder einen "Fußballkäfig", also ein umzäuntes Kleinfußballfeld. Gerne hätte sie auch einen Mountainbike-Trail, wie er in Dettelbach (Lkr. Kitzingen) ein Magnet für Mountainbike-Fahrer auch aus dem Raum Würzburg ist. Insgesamt, so die Jugend, mögen die Vereine des Ortes besser gefördert werden.
Was auch gewünscht ist, sind Ausflüge in andere Städte. Es dürfte auch gerne insgesamt mehr Jugendveranstaltungen geben. Am neuen Friedhof, genauer gesagt am dortigen Teich (im Volksmund "Frosch" genannt) hätte die Jugend gerne einen Spielplatz, vielleicht auch so gestaltet, dass er nicht unbedingt eine Kopie eines herkömmlichen Spielplatzes für kleinere Kinder darstellt.
Einige Ideen werden bereits umgesetzt
Hoch im Kurs bei der Jugend steht auch die von der Gemeinde geplante Spielscheune am "Platz der Partnerschaft". Diese Scheune hatte sich der Jugendrat nach seiner zweiten Sitzung auf Einladung von Bürgermeister Stefan Wolfshörndl auch schon angeschaut, "und sie sind alle total begeistert und fiebern schon der Eröffnung entgegen", sagt Obrusnik. Selbiges gilt auch für eine Eisdiele, die es schon seit einigen Jahren nicht mehr gibt, an deren Eröffnung im Gebäude der Stadtbücherei aber im Hintergrund schon fleißig gearbeitet wird.
So manches von den Wünschen der Jugend dürfte in der Umsetzung problematisch werden, räumt Obrusnik ein, allein schon was den notwendigen Platz in Gerbrunn betrifft oder wie dieses oder jenes finanziert werden soll. Das sei der Jugend auch klar, aber "sie durften ihre Wünsche äußern, und das haben sie gut gemacht". Quirin Rottenbucher übrigens hatte nach seinem Auftritt im Gemeinderat vom Bürgermeister schon den Ritterschlag bekommen. Der junge Mann, hatte Wolfshörndl sinngemäß gesagt, möge bitte möglichst schnell 18 Jahre werden, um sich als Kandidat für den Gemeinderat aufstellen lassen zu können.