In Gerbrunn geht Ende dieses Monats eine Friseurinnen-Ära zu Ende. Am 31. Juli schließt Waltraud Kraus ihren Laden in der Kopernikusstraße 20 endgültig zu. Das untere Stockwerk ihres Gerbrunner Hauses soll anschließend in einen Wohnbereich umgebaut werden. "Es war eine schöne Zeit. Doch jetzt freue ich mich auch auf viel Freizeit mit meinem Mann", sagt die 66-Jährige, die als Teenager ihre Lehre zur Friseurin begonnen hat. Die Schere war ihr quasi in die Wiege gelegt worden.
Der Großvater eröffnete vor über 100 Jahre seinen Friseursalon in Gänheim (Lkr. Main-Spessart), auch der Onkel schnitt Haare. Vor rund 42 Jahren trat Kraus mit einem eigenen Laden im Gerbrunner Mühlweg in die Fußstapfen des Opas. In den 1980er-Jahren betrieb sie parallel sogar noch ein zweites Geschäft in der Franziskanergasse in Würzburg und beschäftigte in der Spitze über zehn Mitarbeiter.
Auch die Schminkgarderoben bei Auftritten aller Art haben es ihr angetan. Kraus war als Maskenbilderin der damaligen Würzburger Festspiele, im Gerbrunner Fasching und auch für den Regisseur Veit Relin im Sommerhäuser Torturmtheater aktiv. Letzterer sorgte auch für den Namen von Kraus' Friseurladen: Barbierolla. Tochter Lara-Jane betreibt im Salon der Mutter einen Kosmetik-, Fußpflege- und Verwöhnbereich. Doch auch damit ist in der Kopernikusstraße bald Schluss.
Kraus trat schon in den letzten Jahren etwas kürzer. So um die zehn Köpfe am Tag habe sie zuletzt noch geschnitten, sagt die Friseurmeisterin, die auch über Jahrzehnte im Vorstand der lokalen Innung Verantwortung übernahm. Den Bewohnerinnen der nahen AWO-Seniorenwohnanlage schnitt sie ebenfalls regelmäßig die Haare. Eine Nachfolgerin für den Friseurladen fand sich nicht.