Erhaltenswert oder zum Abriss frei? Harte Kritik an der Stadt Würzburg übt Generalkonservator Mathias Pfeil. Der Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege fordert den Erhalt der Mozartschule – weil Würzburg mehr als Balthasar Neumann sei.
Mathias Pfeil: Die Mozartschule ist ein bedeutendes Denkmal für Würzburg, das die Stadt nicht so einfach beseitigen kann. Sie muss ein passendes Nutzungskonzept für die Mozartschule finden und die Sanierung durchplanen.
Pfeil: Das ist mutig. Denn die Entscheidung zwischen Erhalt und Abriss können die Bürger gar nicht treffen. Diese muss denkmalfachlich abgewogen werden. Die Stadt muss dabei nachweisen, dass sie sich mit Sanierungskosten, Nutzungen und dem Gebäude in der Summe auseinander gesetzt und seinen Erhalt gründlich geprüft hat.
Pfeil: Die Regierung als übergeordnete Behörde oder die Gerichte. Denn die denkmalfachrechtliche Abwägung muss einer Klage standhalten. Begründungen, wie 'uns ist nichts anderes eingefallen' oder der entgehende Verkaufserlös genügen da nicht. Schließlich verlangt die Stadt ja auch von privaten Besitzern, dass diese ihre Denkmäler, soweit es zumutbar ist, erhalten. Dass es nicht zumutbar ist, die Mozartschule zu erhalten, müsste die Stadt erst einmal beweisen. Ansonsten verliert sie ihre Glaubwürdigkeit.
Pfeil: Weil die Mozartschule ein herausragendes Beispiel der Nachkriegsarchitektur ist. Sie steht für die Zeit des Wiederaufbaus, die gerade in der Würzburger Stadtgeschichte eine wichtige Rolle spielt. Die Mozartschule ist doch ein bisschen Würzburger Seele – in dieser Seele steckt doch mehr als Balthasar Neumann.
Pfeil: Das ist doch nur Kosmetik. Der Fassade fehlt nur etwas Lack und Farbe. Weit wichtiger ist, dass die Grundsubstanz des Baus in Ordnung ist. Ästhetisch ansprechend sind die sachliche und klare aber leichte Architektur mit sorgfältig gesetzten Details, wie dem geschwungenen Treppenhaus oder der Aula mit sternenhimmelähnlicher Decke genauso wie die vielen Kunstwerke.
Pfeil: Man schätzt generell eher das, was vor der eigenen Zeit entstanden ist. Das war schon immer so. In der Nachkriegszeit wollte niemand etwas von Gründerzeitbauten wissen. Wenn Gebäude aber durch einen langen Zeitraum mitgetragen werden, erfahren sie viel Wertschätzung durch die Bevölkerung.
Pfeil: Bürgerinitiativen zum Schutz von größeren Gebäuden gibt es häufig. Denkmalschutz ist eine emotionale Sache. Ich freue mich über solche Initiativen, denn sie zeigen, dass es in der Mitte der Gesellschaft einen Bedarf gibt, unser geschichtlich und kulturell bedeutendes Erbe zu bewahren. Um diesen Bürgerwillen durchzusetzen, hat der Freistaat vor gut 40 Jahren das Bayerische Denkmalschutzgesetz erlassen, für dessen Umsetzung wir uns als Landesamt für Denkmalpflege einsetzen.
Pfeil: Noch einmal das gleiche Thema. Man kann auch nicht einfach sagen, der Unterhalt der gesamten Residenz wird uns zu teuer, also reißen wird den linken Flügel ab. Die Stadt muss in einer gründlichen Abwägung zu dem Ergebnis kommen, dass es nur für einen Teil der Mozartschule ein sinnvolles Nutzungs- und Sanierungskonzept gibt. Dann könnte man weiter reden.
Mathias Pfeil
Der Architekt war für die Bayerische Staatskanzlei in Brüssel und Leiter der Bauabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung. Seit März 2014 ist der 54-Jährige Generalkonservator des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege in München. Das Bayerische Landesamt ist die zentrale Fachbehörde des Freistaats Bayern für Denkmalschutz und Denkmalpflege. Mit seinen Dienststellen in Bamberg, Nürnberg, Regensburg und Thierhaupten führt das Amt die Bayerische Denkmalliste, berät und informiert in allen Fragen der Bau-, Kunst und Bodendenkmalpflege. Pfeil ist Mitglied der Bayerischen Architekten- und der Ingenieurkammer, von ICOMOS und Lehrbeauftragter der TU München. FOTO: ANDERS
Nur weil der unfähige Stadtrat es nicht gebacken kriegt, ein sinnvolles Nutzungskonzept auf die Beine zu stellen, darf dieses schöne Gebäude nicht verschwinden.
Wie die modernen Nachfolgebauten aussehen, kann man am Petrinihaus ja ansehen.
DAS ist ein wahrer Schandfleck!
Sicher hat die Stadt Würzburg in der Vergangenheit vermeidbare Fehler in der Stadtgestaltung gemacht.Hier jedoch besteht die Möglichkeit einiges Gut und Richtig zu machen.Hierzu wünsche ich der Stadt den Erfolg der auch bei den Bürgern ankommt.
"Doch als zuständige Untere Denkmalschutzbehörde kann die Stadt ja selbst den Stempel auf ihren Abrissbescheid setzen. "
Ich begrüße es sehr, daß hier ein Sachverständiger zu Wort kommt, der nicht mit provinziellen Klein-Klein-Maßstäben zur Sache geht, sondern unbeeinflusst von Würzburger Partikular-Interessen Stellung bezieht.
Obwohl ich kein Freund der 50iger-Jahre Architektur bin, finde ich, daß das Mozartgymnasium erhalten werden muß, denn es ist eine gelungene und elegante Architektur.
Bitte erinnern Sie sich an das sogenannte Buchner-Palais (Gründerzeit) gegenüber des Bahnhofs oder an die alte Hauptpost (Jugendstil) in der Bismarckstrasse - auch da wurde ohne Rücksicht auf Verluste abgerissen, was man schon kurze Zeit später laut und deutlich bedauert hat. Und was steht heute dort? Häßliche Betonkästen. Das hat Würzburg nicht verdient!