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OBERPLEICHFELD
Gemüselagerhallen verändern das Landschaftsbild
Gewaltiges Bauwerk: die Gemüsehalle der Familie Schlereth in der Oberpleichfelder Flur.
Foto: Irene Konrad | Gewaltiges Bauwerk: die Gemüsehalle der Familie Schlereth in der Oberpleichfelder Flur.
Von unserer Mitarbeiterin Irene Konrad
 |  aktualisiert: 14.09.2012 12:02 Uhr

Gute drei Kilometer lang ist die schnurgerade Kreisstraße zwischen Oberpleichfeld und der Anschlussstelle an die Staatsstraße bei Seligenstadt. Einst stand dort eine Birnbaumallee, bis die Bäume vor knapp zehn Jahren gefällt werden mussten. Sie waren vom Feuerbrand befallen. Dort, am Wegrand mitten auf der Strecke, baut das Unterpleichfelder Unternehmen „Schlereth Gemüseland“ nun eine große, dreischiffige Gemüsehalle.

Der Neubau der „landwirtschaftlichen klimatisierten Nutz- und Gemüsehalle“ wurde sowohl einstimmig vom Oberpleichfelder Gemeinderat als auch vom Bauamt beim Landratsamt Würzburg genehmigt. Bauherr ist Agraringenieur Martin Schlereth, der mit seinen Eltern einen landwirtschaftlichen Betrieb mit knapp 350 Hektar bewirtschaftet und überwiegend Feldgemüse anbaut. Sein Zwillingsbruder Michael bewirtschaftet ebenfalls einen Gemüsebetrieb mit über 300 Hektar, und zwar nach ökologischen Anbaurichtlinien. Beide Betriebe haben Ackerflächen in der Gemarkung Oberpleichfeld.

Die neue Gemüsehalle liegt zentral zu diesen Feldern. Deshalb können die geernteten Waren auf kurzen Wegen eingelagert werden. Dadurch werden in der Ortschaft Oberpleichfeld der landwirtschaftliche Verkehr und die Verschmutzung der Straßen während der Erntesaison wesentlich gemindert. Insgesamt dürften die Transporte um gut zwei Drittel abnehmen. „Wir wollen in der Halle Kraut, Zwiebeln, Karotten und Chinakohl lagern. Im Laufe des Jahres werden die Waren bei Bedarf mit größeren Fahrzeugen zum Hauptbetrieb in Unterpleichfeld gefahren“, erklärt Doris Schlereth den Vorteil der Gemüsehalle für alle Beteiligten.

Die neue Halle dient also dem landwirtschaftlichen Betrieb. Sie liegt zwar im Außenbereich, ist gesetzlich privilegiert. Auch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie die Untere Naturschutzbehörde wurden im Genehmigungsverfahren beteiligt. Umfassend geprüft worden sind die naturschutzrechtlichen Auflagen, einschließlich des Feldhamstermonitorings (Monitoring = Untersuchung der Häufigkeit und Verbreitung einer Art) und einer speziellen Prüfung im Hinblick auf geschützte Vogelarten.

Auflagen erfüllt

Das Gemüseland Schlereth erfüllt nach Behördenangaben auch alle anderen Auflagen: Ausgleichsflächen sind auf dem Baugrundstück vorgesehen. Die Zufahrt zum Baugrundstück ist über öffentliche Feldwege gesichert. Öffentliche Belange werden nicht beeinträchtigt, denn das Vorhaben widerspricht nicht dem gültigen Flächennutzungsplan der Gemeinde Oberpleichfeld. Stromkabel verlegt der Betrieb selbst und hat dafür die Gestattung zur Verlegung im öffentlichen Grund beantragt. Wasser und Abwasser fallen nicht an. Das Regenwasser wird in einem zu errichtenden Löschwasser- und Speicherbecken gesammelt.

Bauherr Schlereth hat nach Ansicht der Behörden also einen Rechtsanspruch auf Erteilung der Baugenehmigung. Dennoch gibt es Stimmen gegen den Bau. Mit ihren Ausmaßen von knapp 85 Meter auf 75 Meter und einer Firsthöhe von 11,45 Meter beeinträchtigt sie das Landschaftsbild gewaltig. Der Bau ist unterteilt in fünf Hallen mit Nutzflächen zwischen etwa 1050 und 2100 Quadratmeter.

Besonders Steffen Jodl bedauert, dass der Bund Naturschutz bei einem Bauvorhaben dieser Größenordnung nicht beteiligt werden muss. „Aus meiner Sicht sollte hier die Privilegierung nicht zur Anwendung kommen“, sagt der Geschäftsführer der BN-Kreisgruppe Würzburg. Für kleine landwirtschaftliche Hallen auf freier Flur sei eine Privilegierung zwar einzusehen, „aber nicht für derartige gigantische Gebäude“, so Jodl.

Der Naturschützer bezweifelt das „Feldhamstergutachten“. „Es kann durchaus sein, dass zu einer bestimmten Zeit keine Hamsterbauten vorhanden waren. Aber es handelt sich um einen potentiellen Lebensraum für Feldhamster“, so Jodl.

Im Hinblick auf den Klimawandel mache er sich Gedanken um den Energieverbrauch in der klimatisierten Halle. Außerdem weist er auf negative Begleiterscheinungen eines Betriebs hin, der „auf Masse ausgerichtet ist“. Er denke dabei an künstliche Bewässerungen, Verschlämmung der Böden oder die Entwicklung zu sehr hohen Pachtpreisen.

Gemüse für die Supermärkte

Das Gemüseland Schlereth beliefert im Wesentlichen Supermärkte. Die Discounter ordern große Mengen erntefrisches Gemüse zu einem festen Termin. Dennoch wehrt sich Familie Schlereth gegen die Aussage der Betrieb sei „auf Masse ausgerichtet“. „Wir haben in Deutschland bei frischem Gemüse und Obst nur noch etwa 30 Prozent Eigenversorgung. Bis zu 70 Prozent müssen importiert werden“, erklärt Martin Schlereth. Neben einem großen Trupp an Saisonarbeitern sind bei den Schlereths spezielle Erntemaschinen und ein umfangreicher Fuhrpark im Einsatz.

Um die Gemüseproduktion ausbauen zu können, ist Familie Schlereth 1986 mit ihrem Hof nach Unterpleichfeld ausgesiedelt. Seitdem ist der Betrieb ständig gewachsen. Heute bestimmen große Gemüse- und Produktionshallen, Kühlhäuser, Photovoltaikanlagen auf den Dächern sowie die neue Biogasanlage des Gemüselands mit zwei Blockheizkraftwerken und einem Fahrsilo mit einem Speichervolumen von 10 300 Kubikmetern den Blick auf den nordwestlichen Ortsrand Unterpleichfelds.

Der Wandel in der Landwirtschaft von einstigen Kleinbauern zu großen Agrarbetrieben zeigt sich auf diese Weise auch im Landschaftsbild. Mit der neuen Gemüsehalle auf Oberpleichfelder Flur wird das erneut deutlich.

 
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  • madmatti
    @suppenstar: Bravo. genau so isses. die schöne Birmbaumallee nieder gefällt, eine neue wird nicht gepflanzt weil die Industrielandwirte dagegen sind aber solch drecks Industriehallen werden genehmigt.
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  • Es ist bedauerlich, dass die Landschaft allerorten so zersiedelt wird. in der Zwischenzeit stehen überall irgendwelche Hallen, Ställe usw. rum. Es wäre wünschenswert, wenn die landwirtschaftliche Privilegierung endlich abgeschafft wird und z.B. durch gemeindliche Vorrangflächen für landwirtschaftliche Bauten ersetzt wird. So könnten die Gemeinden gezielt Bereiche festlegen, wo dann verdichtet Hallen gebaut werden können, mit sauberer Erschließung und minimaler optischer Beeinträchtigung. Im Moment baut jeder Bauer wo und wie er gerade lustig ist. Diese Betriebe sind keine Landwirtschaft mehr im klassischen SInne sondern eher Industrie und Gewerbebetriebe, so muss man sie dann auch behandeln.
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  • So isses!
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  • bergfried
    Also wirklich! Da baut jemand ein riesiges Vorratslager für die Feldhamster und dann ist das dem Bund Naturschutz auch wieder nicht recht grinsen)
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