"Wer Christus nahe sein will, ist es zum Beispiel, wenn er Gefangene besucht. Er handelt wie Christus und findet dort Christus.“ Das hat Weihbischof Ulrich Boom am vergangenen Montagabend bei einem Gebet für verstorbene Gefangene und im Dienst verstorbene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Justizvollzugs in der Würzburger Franziskanerkirche betont.
Bei folgendem Text handelt es sich um eine Pressemitteilung des Bistums Würzburg: Eingeladen hatte die Gemeinschaft Sant'Egidio. Das Gebet war Teil des Europatreffens der Internationalen Kommission der Katholischen Gefängnisseelsorge (ICPPC) unter dem Motto "Gemeinsam hinter und vor die Mauern von Europas Gefängnissen blicken".
Werke der Barmherzigkeit
Die Gefängnisseelsorge gehöre zu den Werken der Barmherzigkeit, von denen im Matthäusevangelium die Rede ist, erklärte Weihbischof Boom. "Wir können alle Werke der Barmherzigkeit leicht im übertragenen Sinn sehen. ,Durstigen zu trinken geben' kann auch heißen: den Lebensdurst von Menschen stillen. ,Nackte bekleiden' kann heißen: sich vor die stellen, die bloßgestellt werden. ,Gefangene besuchen' kann heißen: dem Nächsten, der in sich selbst gefangen ist, zur Seite zu stehen. Aber immer gilt auch, das Wort des Herrn wörtlich zu nehmen. So im Blick auf die Sorge um die Menschen, die im Gefängnis sind – wo und aus welchem Grund auch immer.“
Pfarrer Marco Gnavi von der Gemeinschaft Sant'Egidio in Rom sprach in seiner Predigt die besondere Nähe Jesu zu allen Gefangenen an: "Jesus lebte eine Liebe, die durch Einsamkeit, Verrat, Verlassenheit und Tod auf die Probe gestellt wurde. Dabei zeigte er, was die Grenze des Rechts ist, wenn es nicht dem Menschen dient, und die Zweideutigkeit eines oberflächlichen Urteils auf der Basis einer religiösen Überzeugung. Als Unschuldiger verurteilt, gab er einem Mann, der mit ihm am Kreuz hing, die Unschuld zurück. Er machte die Letzten zu den Ersten und die Ersten zu den Letzten."
Gäste des Europatreffens
Nichts schütze einen Menschen vor den Schwierigkeiten außer Gottes Barmherzigkeit. "Mit der Kraft von Ostern befreien wir, die wir von Einsamkeit und Sünde befreit wurden, diejenigen, die am meisten unter der Zukunftslosigkeit leiden, weil wir wissen, dass viele dieser Brüder und Schwestern im Reich Gottes vor uns sein werden."
Unter den zahlreichen Besuchern des Gottesdienstes waren auch die Teilnehmer des zweitägigen Europatreffens der Katholischen Gefängnisseelsorge. Bei der Tagung in Würzburg tauschten sich Vertreter aus Malta, Belarus, Österreich, der Schweiz, Frankreich, der Tschechischen Republik, aus der Ukraine, Deutschland, Ungarn und Lettland intensiv über ihre Arbeit aus.