Erheblich steigende Kosten für den Ankauf von Trinkwasser zwingen die Gemeinde dazu, die Gebühren kräftig anzuheben. Der Gemeinderat hat nun vorzeitig eine Anpassung beschlossen. Eigentlich war dieser Schritt erst für das kommende Jahr vorgesehen. Bei einem Defizit von voraussichtlich 262.000 Euro zum Jahresende 2023 hatte die Gemeinde jedoch keine andere Wahl als die Mehrausgaben auf die Nutzer umzulegen. "Eine bewusst in Kauf genommene Unterdeckung würde dazu führen, dass entstehende Fehlbeträge von der Gemeinde Güntersleben zu übernehmen sind", erklärte Bürgermeisterin Klara Schömig. Das Kommunalabgabengesetz (KAG) schreibt vor, dass die Gemeinde die Wasserversorgung kostendeckend betreibt.
Die Erhöhung der Gebühren fällt drastisch aus. Schon zum 1. Januar 2024 steigen sie um einen Euro auf dann 3,30 Euro pro Kubikmeter. Die letzte Anhebung liegt erst zwei Jahre zurück. Schon damals gab es einen erheblichen Sprung nach oben. Für einen durchschnittlichen Vierpersonenhaushalt mit einem angenommenen Verbrauch von 200 Kubikmeter Wasser bedeutet dies, dass der Haushalt zukünftig 200 Euro mehr im Jahr aufzubringen hat. Trotz der Kostenexplosion liegt Güntersleben, so die Bürgermeisterin, immer noch im Landkreis-Mittelfeld. Auch hat die Gemeinde mit der Änderung der Wasserabgabensatzung den Kalkulationszeitraum für die Gebührenberechnung um ein Jahr auf vier Jahre verlängert. Damit kann das zwischenzeitlich aufgelaufene Defizit breiter aufgeteilt werden.
Zweckverband Wasserversorgung Mittelmain hebt seit Jahren Preise an
Die Gemeinde reagiert mit der Gebührenanhebung auf erheblich höhere Kosten für den Ankauf von Trinkwasser. Geliefert wird es vom Zweckverband Wasserversorgung Mittelmain, der seit Jahren die Preise anhebt. Den ersten großen Kostensprung gab es 2019, als der Verband die Preise um 14 Prozent angehoben hat. Zum 1. Januar 2023 stiegen sie um weitere 21 Prozent. Bereits bekannt war, dass für den 1. Januar 2024 nochmals eine Anhebung um knapp 19 Prozent vorgesehen ist. Doch selbst dies reichte nicht aus. Anfang September traf in der Verwaltung ein Schreiben des Zweckverbandes ein, das eine weitere Erhöhung um sieben Prozent zum Jahresbeginn ankündigt. Der Einkaufspreis je Kubikmeter beträgt demnach ab 1. Januar kommenden Jahres 1,84 Euro, zuzüglich Mehrwertsteuer.
Der von den Mitgliedsgemeinden getragene Zweckverband begründet die Anhebung mit den zuletzt rasch gestiegenen Kosten für die Instandhaltung der Anlagen und den Neubau von Hochbehältern sowie der Zuleitungen. Er leidet zudem, wie auch andere Bauherren, unter den Zinssteigerungen. Der Zweckverband betreibt selber 14 Brunnen und eine Wasseraufbereitungsanlage am Spessartrand. Dies reicht nicht, um die Wasserversorgung im Einzugsgebiet sicherzustellen. Etwa 60 Prozent des Wassers kauft der Verband von der Fernwasserversorgung Franken (FWF) an. Es wird überwiegend aus dem Gebiet der Lechmündung in Südbayern nach Norden gepumpt und gelangt auch nach Güntersleben. Auch die FWF hat die Preise erhöht. In einer Pressemitteilung verweist sie auf den gestiegenen Wasserbedarf infolge der Trockenjahre, aber auch auf höhere Qualitätsstandards, die die europäische Trinkwasser-Richtlinie verlangt.
Die Gemeinde sei ihrerseits dabei, ihre Hausaufgaben zu erledigen, berichtet Schömig. In die gemeindlichen Gebühren flössen auch Wasserverluste ein, die etwa durch Rohrbrüche entstehen. Im Zuge der Altortsanierung würden die jahrzehntealten Abwasserkanäle und Wasserleitungen in den Straßen und Gassen erneuert. Außerdem sei es gelungen, die Gemeinde mit einer Einmalzahlung an den Zweckverband gegenüber einer schwer kalkulierbaren Überschreitung der Höchstabgabemenge in trockenen Sommern abzusichern. Die nun ebenfalls beschlossene Aufspaltung der Abwassergebühr in eine Schmutzwasser- und eine Niederschlagswassergebühr solle ohne höhere Kosten für die Nutzer vonstatten gehen.