Sehr emotional ging es in der jüngsten Prosselsheimer Gemeinderatsitzung zu bei der Frage "Soll die Eisenbahn-Unterführung bleiben?". Die DB Netz AG hatte in einer E-Mail vorgeschlagen, sie zu schließen. Der Gemeinderat hatte sich mit diesem Fragenkomplex Mitte vergangenen und Anfang dieses Jahres sehr intensiv mit der Durchfahrt und der damit einhergehende Frage der Schließung und der Entwässerung der Bahnunterführung bei Seligenstadt beschäftigt. Zu beiden Themen waren sich die Räte einig: Die Unterführung soll bleiben und die Entwässerung der Durchfahrt soll auf Kosten der Bahn geschehen.
Nur wenige Tage nach der vergangenen Gemeinderatsitzung erhielt Bürgermeisterin Birgit Börger eine E-Mail der DB mit folgendem Text: "Wie gestern zusammen mit meinem Kollegen Herrn Dosis besprochen, ist der Nutzen der Eisenbahn-Unterführung (EÜ) fragwürdig. Zudem müssten aufwendig Anlagen für die Entwässerung erstellt und unterhalten werden, da die Brücke am tiefsten Punkt im Gelände liegt. Im Zuge der Einholung der Einverständniserklärungen mit den betroffenen Anliegern und Landwirten wurde der Nutzen der EÜ ebenfalls stark hinterfragt. Aus diesen Gründen bitten wir kurzfristig um erneute Prüfung der Erfordernis und um eine Zustimmung der Gemeinde zur Auflassung und zum Rückbau der Brücke. Es besteht zudem die Möglichkeit, dass die Kosten für die Umplanung und die Auflassung zu 100 Prozent von der DB Netz AG getragen werden".
Eine Entscheidung erbat sich die DB Netz AG bis spätestens 11. Februar. Dieser Vorschlag schien aus der Sicht der Bahn einfach, doch da hatten die Verantwortlichen der Bahn wohl nicht mit dem Aufbegehren der Räte gerechnet.
Räte wehren sich
Kaum war der Punkt Eisenbahn-Unterführung aufgerufen, als schon mehrere Räte ums Wort baten. Rainer Eberth nannte die Durchfahrt ein Muss, denn so könne man leicht zu Fuß oder mit dem Rad von der östlichen Flur mit dem Flurnamen "Unteres Gewänd" zur westlichen Seite, dem "Prosselsheimer Grund" leicht wechseln. Walter Schwing bestätigte die Beobachtungen der Bahn und meinte, dass mit dem heutigen Fuhrpark der Landwirte kaum einer durchfahre, weil die Fahrzeuge zu groß sind. Landwirt Bernhard Friedrich erwähnte dagegen, dass er trotz geringer Durchfahrtsbreite mit seinem kleinen Traktorgespann des öfteren durchfahre für Mäh- und Saatarbeiten auf der anderen Seite.
Dann wurde es sehr emotional, denn Petra Schmid meinte, dass wohl keiner an die Tiere wie Hase, Hamster und Co. denke, die von einer Flurseite zur anderen wandern, um nach Futter oder Partnern zu suchen. Dann schilderte sie sehr ausführlich die örtlichen Begebenheiten. Denn auf einer Strecke von 700 Metern schneidet der Bahndamm die Flur in zwei Hälften. Außerdem seien die Brücken an beiden Enden für Tiere zur Überquerung der Bahnstrecke ungeeignet, sodass den Tieren nichts anderes übrigbleibe als auf dieser Strecke über die Gleise zu laufen. Niemals könne sie einer Auflassung des Durchgangs zustimmen, so Schmid. Dafür bekam sie von den Gemeinderäten große Zustimmung.
Richard Öchsner erwähnte, dass durch den Verschluss der Unterführung der DB Netz AG außer dem Verschluss keine weiteren Folgekosten entstünden. Deshalb müsse die Gemeinde in ihrem Hoheitsgebiet auf die Nutzung und Verträge solcher Anlagen zum Wohl des Bürgers und der Natur besonders achten.
Einstimmiger Beschluss
Bürgermeisterin Birgit Börger gab nochmals die beiden Gemeinderatsbeschlüsse bekannt und sagte, dass der Gemeinderat schon einmal, nämlich Mitte 2019 beschlossen habe, dass der Durchgang weiter genutzt wird, und Anfang 2020 einen eindeutigen Beschluss zur Entwässerungs gefasst habe. Also bestehe für die Gemeinde kein Handlungsbedarf. Diese Vorgehensweise wurde von den Räten einstimmig beschlossen und wird so der DB Netz AG mitgeteilt.