Bei einer Marathonsitzung des Gemeinderats Oberpleichfeld nahm die Frage nach einem Energiekonzept für das gesamte Gemeindegebiet von 866 Hektar den breitesten Raum ein. Kein Wunder, denn gleich drei Institute oder Büros stellten ihre ausgefeilten Konzepte und bisherigen Projekte in Sachen Energieeffizienz vor.
Die politische Gemeinde will den knapp 1100 Einwohner ein gutes Beispiel sein. Sie möchte ihre CO²-Bilanz mittelfristig deutlich reduzieren und aktiven Umweltschutz betreiben. Weil die Kommune relativ klein, vorwiegend landwirtschaftlich geprägt und ohne eigenen Wald ist, fallen etliche Einsparmöglichkeiten weg. Das größte Potenzial sehen die Fachleute bei Gebäudesanierung, Fotovoltaik, Geo- und Solarthermie, Bioenergie und Windkraft.
Es stellten sich vor: Heiko Griebsch und Martin Mann vom Thüringer Institut Think aus Jena, Architekt Werner Haase vom gleichnamigen Büro für energieeffizientes Bauen in Karlstadt sowie Günther Wanger und Andreas Mitesser vom Verein „Energieagentur Unterfranken“. Alle drei Bewerber hatten ihre Referenzen, fundiertes Wissen und innovative Ideen. Auch der Kostenrahmen lag mit 20 000 Euro ziemlich gleich.
Gemeinderat tat sich schwer
Den Gemeinderäten fiel es schwer, angesichts der schlüssigen Vorträge und der Einigkeit in Fragen der Bestands- und Situationsanalyse, der Eigentümerbefragung und allseits geforderter Öffentlichkeitsarbeit eine Entscheidung zu treffen. Letztendlich fiel ihre Wahl auf Architekt Haase, dessen Vision ein „Null-Emissionsland“ ist.
Haase: „Es ist an der Zeit, dass wir nicht mehr fossile Energien, sondern etwa die Sonne wieder als Energiequelle nutzen.“ Im Gebäudebereich könne der Energieverbrauch um 50 bis 60 Prozent eingespart werden. Es ist ihm bewusst, dass die Gemeinde selbst nur einen kleinen Anteil an Einsparungen erbringen kann. Zwei Prozent vielleicht? Aber die Bevölkerung zu informieren, die Denkweise für sinnvolle Investitionen zu schärfen und nachfolgenden Generationen eine zukunftsfähige Gemeinde zu hinterlassen – das sei richtig.
Architekt Haase möchte mit Workshops die Bürger in die Planungen einbeziehen, Bestandsaufnahmen erstellen und Fördermöglichkeiten prüfen. Er setzt auf die Gemeinschaft und verwies darauf, wie sinnvoll eine gemeinsame Kläranlage sowie die Strom- oder Wasserversorgung sei. Im Übrigen würde die verschärfte Energiesparverordnung der EU von allen ein Umdenken in Sachen Energieeffizienz fordern.