Mit der vor wenigen Tagen wiedereröffneten renovierten und neu geordneten Gemäldegalerie des Martin-von-Wagner-Museums hat die Würzburger Residenz einen weiteren Besuchermagneten bekommen. Zumindest einen potenziellen. Denn wer die neue Gemäldegalerie besuchen möchte, muss sie erst einmal finden.
Eindeutiges Hinweisschild wäre hilfreich
Dazu wäre beispielsweise ein gut sichtbarer Hinweis auf dem Residenzplatz hilfreich, ähnlich wie dies bei der großen Tiepolo-Ausstellung 1996 der Fall war. Doch wer nach Vergleichbarem Ausschau hält, sucht vergeblich. Auf einer Infotafel vor dem südlichen Innenhof gibt es lediglich einen Hinweis auf das Martin-von-Wagner-Museum, in dem sich die Galerie befindet. Aber nicht jeder Fremde kennt diesen Zusammenhang. Die Galerie wurde gerade für 500 000 Euro in ein zeitgemäß ausgestattetes Museum umgebaut, das mit seinem in die Jahre gekommenen Vorgänger nicht viel mehr als die Raumstruktur gemeinsam hat.
Hochwertige Gemäldegalerie
Höchst- und hochwertige Kunst ist über die elf Ausstellungräume verteilt, aber es sind längst nicht nur die klangvollen Namen wie Lucas Cranach oder Tilman Riemenschneider, die den Betrachter mit ihren Werken in den Bann ziehen. Auch von weniger bekannten Künstlern sind in der neuen Gemäldegalerie sehenswerte Arbeiten ausgestellt, die zu besitzen sich manch anderes Museum glücklich schätzen würde. Doch das neue Würzburger Museum - als solches darf man die Galerie im Vergleich zu dem, was vorher war, guten Gewissens bezeichnen, - hat ein gravierendes Handicap. Man muss es erst einmal suchen, und ob die Suche dann auch erfolgreich verläuft, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Denn die Beschilderung an der Residenz ist, gelinde gesagt, sehr überschaubar und auch undurchschaubar.
Infotafeln helfen nicht weiter
Vor dem Südhof der Residenz, durch den man, wenn man es weiß, zur Galerie gelangt, steht zwar eine gläserne Infotafel, doch einen Hinweis auf den Weg zur Gemäldegalerie sucht man dort vergeblich. Lediglich am schmalen Metallrand sind die Öffnungszeiten der Galerie eingraviert. Die helfen dem Besucher aber auch nicht weiter, wenn er den Weg nicht kennt. Auf der eigentlichen Infofläche wird nur auf das Martin-von-Wagner-Museum der Universität hingewiesen. Wer nicht weiß, dass die Gemäldegalerie zu diesem Museum gehört, hat dann ein Problem. Wer den ersten Hof betritt, findet eine weitere Info-Stele. Auch hier gibt es nur einen Hinweis auf das Martin-von-Wagner-Museum. Erst wer sich auch hier durch traut (der Durchgang kann nicht gerade als attraktiv bezeichnet werden), findet im zweiten Hof auf einer dritten Tafel einen weiteren Hinweis auf das Museum als solches.
Ortsunkundige verlaufen sich
Die Frage ist nur, wie viele Ortsunkundige überhaupt so weit kommen. Auch wenn man dort eigentlich schon vor dem Eingang zum Museum steht, kann man sich nicht ganz sicher sein. Denn die Eingangstür ist auffällig unauffällig. Die Zahl der Besucher, die schon vorher kehrt gemacht haben, dürfte nicht gering sein. Das gilt auch für die weltberühmte Antikenabteilung des Wagner-Museums. Insider bestätigen zudem, dass praktisch täglich auswärtige Besucher im südlichen Hof (direkt neben der Hofkirche) den Haupteingang der Residenz suchen, weil er für sie wegen des Informationssystems nur schwer zu finden ist.
Wettbewerb: Erschließung der Residenz
Dass die Eingangssituation in die Residenz und zu den Ausstellungsräumen des Martin-von-Wagner-Museums nicht optimal ist, wurde schon vor Jahren erkannt. 2010 lobten die Stadt Würzburg und die Staatliche Schlösserverwaltung einen Realisierungs- und Ideenwettbewerb zum Thema „Erschließung der Residenz Würzburg und Neugestaltung der Hofstraße“ aus. Den ersten Preis beim Wettbewerbsteil Residenz gewann damals das Berliner Architekturbüro Glass Kramer Löbbert.
Glasdach über dem Südhof
Der Entwurf sah eine Glas-Überdachung des hinteren Süd-Innenhofs vor. Dieser neue Raum sollte laut Konzept zentrale Anlaufstelle für die Besucher sein. Dort sollten Informationseinrichtungen den Besuchern die Orientierung erleichtern. „Durch einen ebenerdigen Anschluss an alle umgebenden Räume sowie durch eine verbindende Rampe zum vorderen Südhof übernimmt der Einbau die Verteilerfunktion mit kurzen und klaren Verbindungen zu allen Besucherbereichen der Residenz, zum Martin-von Wagner-Museum und zum historischen Weinkeller“, beschrieben die Architekten des Siegerentwurfs ihre Intention.
Ruhe nach dem Wettbewerb
Bei der Bekanntgabe des Wettbewerbsergebnisses zeigte sich Gerhard Weiler, bei der Bayerischen Schloss- und Gartenverwaltung für die Residenz zuständig, „nicht ganz pessimistisch“, dass der Freistaat ab 2013 die Gelder für den Umbau zur Verfügung stellen würde. Geschehen ist allerdings bis heute nichts. Im Gegenteil: Die Stadt Würzburg musste eine Million Euro Städtebauförderungsmittel zurückzahlen, weil der Stadtrat es ablehnte, die Hofstraße als Fußgängerzone auszuweisen. Beide Projekte waren damals in dem Wettbewerbsverfahren aneinander gekoppelt. Nachdem der städtische Wettbewerbsteil gescheitert war, ruht seither auch der die Residenz betreffende Teil.