Die Gemäldegalerie im Martin-von-Wagner-Museum in der Residenz hat sich von einem der größten Schätze in ihrer Kunstsammlung getrennt. Ein dreiflügeliger Altar des spätgotischen florentinischen Künstler Gherardo Starnina (um 1360 bis 1413) kehrte vor kurzem nach 600 Jahren wieder in seine Heimat nach Florenz zurück.
Dort wird er ab Herbst in der Galleria dell'Accademia in direkter Nachbarschaft von Michelangelos „David“ zu sehen sein. Allerdings wird er dort nicht dauerhaft bleiben, sondern Ende 2017 wieder nach Würzburg zurückkehren.
Dann wird die in den Räumen der Gemäldegalerie stattfindende Julius-Echter-Ausstellung zu dessen 400. Todestag abgeschlossen sein. Danach werden die Bilder und Skulpturen der Sammlung in ihre angestammten Räume zurückkehren, allerdings in neuer Hängung und mit neuer Beleuchtungstechnik ins optimale Licht gerückt.
Kunstgeschichtsprofessor Damian Dombrowski, der Direktor der Gemäldegalerie, und Kurator Markus Maier sind schon seit einigen Wochen damit beschäftigt, die in die Jahre gekommenen Ausstellungssäle auszuräumen. An den Wänden hängen angegraute und verschlissene Wandbezüge aus Stoff, die ziemlich unansehnlich geworden sind. Und die Wandbespannung ist in den verschiedenen Sälen nicht einheitlich. Es gibt keinen vernünftigen Sonnenschutz für die wertvollen Bilder, und die Beleuchtung der Säle entspricht längst nicht heutigen Anforderungen. Das soll sich jetzt ändern.
Bislang wurde beim Aus- und Umräumen noch improvisiert, so dass einige Räume bei Führungen noch besucht werden konnten, doch ab sofort ist die Gemäldegalerie im Südflügel der Residenz komplett geschlossen. Eröffnet wird sie wieder am 24. Juni 2017 mit der Ausstellung „Julius Echter – Patron der Künste“.
500 000 Euro soll die Museumsrenovierung und -modernisierung kosten, erzählt Dombrowski, der seit 2009 an der Würzburger Uni lehrt und forscht. Schon früh habe er eine Renovierung des Museums angemahnt, dessen Direktor er seit 2014 ist: „Aber es gab immer irgendwelche Ausflüchte“.
Dann kam ein Würzburger Unternehmer und stellte 200 000 Euro zur Verfügung. Das brachte den Stein ins Rollen. Universität und Freistaat erklärten sich bereit, den Restbetrag zur Verfügung zu stellen. So konnte es los gehen.
Die Bilder wurden teils ins Depot gebracht oder in anderen Räumen vorübergehend abgestellt. Aufwändige Verpackungen in Klimakisten oder kostspielige Transporte und Auslagerungen sind nicht notwendig, weil in der Residenz ein sehr konstantes Raumklima herrscht und die Bilder keinen Schaden nehmen, wenn sie in anderen Räumen aufbewahrt werden, erklärt Markus Maier.
Dennoch gibt es logistische Herausforderungen. Beispielsweise beim größten Bild im Martin-von-Wagner-Museum „Der Rat der Griechen vor Troja“, 1807 von Johann Martin Wagner gemalt, das 4,4 mal 3 Meter misst. Es ist eine Dauerleihgabe der Bayerischen Staatsgemäldesammlung, die genau wissen wollte, was mit ihrem Bild geschieht, wenn es von der Wand genommen wird. Das Bild wird vorübergehend im Depot gelagert. Insgesamt müssen während der Renovierung 250 bis 300 Bilder bewegt werden.
Wie das künftige Museum aussehen wird, kann man schon jetzt in einem „Testraum“ erkennen. Dort ist der alte Vlies entfernt und ein neuer in „Echterblau“ angebracht. Diese Farbe passt zur Echter-Ausstellung, bleibt aber auch für die nachfolgende Hängung der Bilder der Gemäldegalerie erhalten. „Viele unserer Bilder haben eine goldene Rahmung und das passt mit der neuen Wandfarbe gut zusammen“, erklärt der Museumsdirektor.
Insgesamt müssen elf Ausstellungssäle neu gestaltet werden. Dabei geht es nicht nur um die Wandfarbe. Alle Räume erhalten Beleuchtungsschienen an der Decke, die mit modernem LED-Licht ausgestattet sind. Diese neuen Spots können entweder ganze Wände gleichmäßig ausleuchten oder einzelne Bilder punktgenau beleuchten.
Entfernt werden die Marmor-Verkleidungen, die in früheren Jahrzehnten an den Türzargen im Nordflügel angebracht wurden. Stattdessen wird hier eine Holzverkleidung angebracht. Neben einer neuen Sicherheitstechnik erhalten alle Räume besondere Vorhänge, die das einfallende Licht um 80 Prozent reduzieren, aber trotzdem den Blick nach außen erlauben. All diese Maßnahmen sind bei einer Raumhöhe von fast fünfeinhalb Metern besonders aufwändig.
Ein Blick in die Zukunft: Künftig sollen die neuen Museumsräume nicht nur farblich einheitlich erscheinen, sondern sie werden auch mit moderner Museumstechnik wie digitalen Medienwänden ausgestattet, blickt Dombrowski voraus.
Wie die Hängung der Bilder aussehen wird, steht im Moment noch nicht genau fest. Wenn die Gemäldegalerie im Herbst 2017 wieder öffnet, werde es aber auch Bilder zu sehen geben, die bisher im Depot gelagert waren, sagt der Museumsleiter.
Außerdem soll die Galerie in dem langen Flur einen Eingangsbereich mit Garderobe und Theke bekommen. Dort soll an den Wänden und in Vitrinen die Geschichte des Museums in Bildern und Texten dokumentiert werden. Auch ist daran gedacht, von den 1500 Zeichnungen Martin von Wagners, die sich im Besitz der Sammlung befinden, wechselweise eine Auswahl zu zeigen.