Michl Müller war schon da, Helmut Schleich, Michael Altinger und Lizzy Aumeier, die Blockflötenrocker von „Wildes Holz“, Florian Meierott, Angela Sey mit dem Jugendtheatersommer, „Haisd'n'daisd vom Mee“, Märchenerzählerin Brigitte Klinkel, Joe Walthera und Pafema, Maler, Literaten, Keramiker, Textilkünstler und TBC (das totale Bamberger Kabarett) sowieso. Seit mittlerweile zehn Jahren bildet die Kulturwerkstatt (KKW) Kürnach im Alten Rathaus das ganze Spektrum der Kultur ab.
Exakt 99 Zuschauerplätze
Junge und Alte, bekannte Künstler und Neulinge, aus der Region oder von anderswo – für die Veranstaltungen der kulturellen Bürgerinitiative gibt es nur eine einzige Grenze: „In unseren Statuten steht, dass unsere Veranstaltungen immer im Alten Rathaus stattfinden müssen“, betont deren Sprecher Otto Rüger. Egal, wer also kommt: Maximal exakt 99 Zuschauerplätze sind stets gesetzt. „Wer das nicht akzeptieren kann oder will“, sagt Schriftführer Alexander Schraml, „der kommt halt nicht.“
„Wir wollten von Anfang keine Großveranstaltungen“, ergänzt die stellvertretende Bürgermeisterin Sieglinde Bayerl, „das war nie unser Anspruch.“ Klein, aber fein – dieser Slogan passe perfekt auf die Angebote im Alten Rathaus.
Auch, wenn es vor seine Amtszeit zurückreicht, an die Diskussionen im Vorfeld der Sanierung des Gebäudes für die KKW, erinnert sich Bürgermeister Thomas Eberth noch gut. Das alte Grutsch solle man wegreißen, sagten die einen. Andere fanden, der Veranstaltungskalender sei durch die zahlreichen Vereine eh schon voll. Da sei weder Platz für einen weiteren Raum noch für weitere Termine.
Trotz aller Kritik wurde man sich im Gemeinderat einig und entschied sich für Sanierung statt Abriss des 1999 gekauften Hauses, das vom 30-jährigen Krieg bis 1979 die Gemeindeverwaltung sowie eine Bäckerei beherbergt hatte – und die Nutzung als Kulturbühne.
Zusammenarbeit mit Vereinen
Es wurde ein Erfolgsmodell. Das Geheimnis ist das Konzept, sind sich die Verantwortlichen einig. „Wir arbeiten sehr eng mit den Vereinen im Ort zusammen“, erklärt Schraml. Rüger ergänzt: „Wir haben quasi die Funktion eines Portals, sind offen für alle und alles.“ Soll heißen, die KKW bietet örtlichen Vereinen und Organisationen ein zusätzliches Podium, einen Raum und das Equipment für deren Veranstaltungen. Statt anderen also etwas wegzunehmen, unterstützt das KKW die örtlichen Partner – und die wiederum das KKW. So ist es der Kleinkunstbühne bisher gelungen, sagt Schraml stolz, ohne jegliche Zuschüsse seitens der Gemeinde auszukommen – sieht man mal von der anfänglichen Grundausstattung ab, schiebt Kassier Ludwig Hain nach, der auch für Licht, Sound und Elektrik verantwortlich zeichnet.
Harmonie unter Beteiligten
Zu verdanken hat man das den Beiträgen der 160 Mitglieder, die das KKW heute bereits zählt - Tendenz steigend - aber auch des Sponsorings der im Gebäude mit untergebrachten Sparkasse.
Die Außendarstellung hat Matthias Demel übernommen. Er habe nicht nur das Logo entwickelt, sondern stecke stets viel Arbeit in die Flyer und Programmhefte. Wechsel im Vorstandsteam gab es bisher keine. „Streit untereinander auch nicht“, sagt Schraml, der die meisten Künstler akquiriert, – und die Kollegen nicken zustimmend.
In die KKW kommen längst nicht nur Kürnacher. Manche Stammgäste sind immer da, egal ob Flippiges, Konservatives oder gänzlich Neues auf dem Programm steht. Sie genießen, vermuten die Veranstalter, das Drumherum, also die Geselligkeit beim Glas Wein und der obligatorischen Brezel.
Jubiläumsprogramm
Die Musiker des Jugendblasorchester laden nach der bereits ausverkauften musikalischen Lesung zum Jubiläumsabend (21.Oktober) in der KKW Kürnach am 22. Oktober zum Podium junger Künstler ein. Die Vernissage einer Ausstellung der Kürnacher Steckenpferdreiter mit dem Schweizer Künstler Daniel Eggli, von dem zwei Figuren den neuen Dorfmittelpunkt in Kürnach zieren, ist am 27. Oktober, 19 Uhr.
Die Ausstellung ist am Samstag, 28. Oktober, von 13 bis 18 Uhr und Sonntag, 29. Oktober, von 11 bis 18 Uhr geöffnet.