Das Publikum war sich bei der Premiere nach 130 Minuten Kabarett in der Kulturbühne Alte Feuerwehr einig: Das war eines der besten Programme der zwölf GELA ?84–Leute in den letzten Jahren. Hintergründige, bissige und scharf gewürzte Unterhaltung wurde geboten, davon konnten die 62 Besucher nicht genug hören und sehen.
Keine langatmigen Texte (wie früher bisweilen), rasche Folge der Auftritte, fast durchgehend freier Vortrag, gut gesetzte Pointen, schmissige Songs und Melodien – an diesem Abend gab es nicht viel auszusetzen. Besondere Mühe hatte sich die Truppe um Dieter Perlowski mit den Bühnenbildern gemacht. Da lebte es auf der Bühne, die Standorte der Vortragenden waren gut arrangiert, die Kostümierung war dezent und variabel, sparsame und dennoch wirkungsvolle Kulissen, kein Theater.
Auf dem Programm-Flyer war Pinocchio zu sehen, dessen Nase bei jeder Lüge immer länger wird. Die Halbwahrheiten und Lügen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, in den Medien und Parteien sollten also aufgedeckt, Schlagzeilen und Schlagworte unter die Lupe genommen werden.
18 Nummern umfasste das Programm, Soli folgten auf Gruppenauftritte, zusammengefügt durch einfühlsam von Dieter Schwind vorgetragene „Streiflieder“ (Melodie: Glenn Millers „In the Mood“), begleitet von Uwe Demny am Klavier, ein ganz starkes Mitglied von GELA ?84.
Bei der frühen Nummer „Kostenexplosion im Gesundheitswesen“ mit Doris Wolf, Ernst Hartmann und Albert Sporrer warb nicht das Rentner-Herzblatt „Apotheken-Rundschau“ auf der Theke für sich – ein frecher „Apotheken-Rundschlag“ war angekündigt.
Man wurde Zeuge einer zweifelhaften Sondersendung „Aufruhr in den Medien“ unter anderem mit Dieter Perlowski, Annika Bock, Anja Brock und Hildegunde Hofmann. „Angler im rechten Sumpf“ wurden angeprangert. Gregor Wolf karikierte überzeugend in Sprache und Gestik den neuen US-Präsidenten Donald Trump, der vermutlich ein Geschenk des Himmels für alle Kabarettisten ist.
In „Demokratie in Fesseln“ (u.a. mit Alexander Brock) warnte der Ziehvater der Demokratie, der Philosoph und Staatsmann Perikles, persönlich vor Nationalismus und Rechtspopulismus. Stark die beiden musikalischen Auftritte von Manuel Holzner, der sich selbst bei seinen scharfsinnigen Beobachtungen „Schlammschlacht – Soziales im Sumpf des Kapitals“ und „Droht Eurokalypse now ?“ mit dem Cello und der Ukulele begleitete.
Herrlich, auch optisch sehr gefällig die „Architektur-Ikonen in der Krise“: die Freiheitsstatue im Hafen von New York, der Westminster- Glockenturm Big Ben in London und der Eiffelturm in Paris fühlten sich angesichts politischer Veränderung in ihren Ländern (Trump, Brexit, Le Pen) nicht mehr wohl an ihrem Platz. Wo suchten sie Schutz und Sicherheit? Beim Brandenburger Tor in Berlin !
Claus (Licht) und Christiane von Andrian-Werburg,Günter Zettl und Rüdiger Schwind kümmerten sich um organisatorisch-technische Fragen an diesem Abend.
Am Wochenende spielt GELA ?84 nochmals: 18., 19. und 20.November.