Die Explosion im September 2020 hatte die Nachbarschaft aus dem Schlaf gerissen: Drei Jahre nach der Automaten-Sprengung in Kist konnten die Ermittlerinnen und Ermittler nun am Landgericht Würzburg ihre Fahndung präsentieren. Der ermittelte Täter, der sich als Teil einer niederländischen Sprenger-Bande herausstellte, war angesichts der Beweislage voll geständig.
Um kurz nach 3 Uhr war bei der Polizei vor drei Jahren die Mitteilung über eine Explosion in der Filiale der Raiffeisenbank in der Oberen Dorfstraße in Kist eingegangen. Mehrere Personen hatten dort mit Gas einen Geldautomaten gesprengt und Bargeld erbeutet. Sie stiegen laut Zeugenangaben nach der Tat in einen dunklen Pkw und fuhren in Richtung Friedhof davon, berichtete damals die Polizei.
Automaten-Sprengung hatte in Kist eine Spur der Verwüstung hinterlassen
"Durch die Wucht der Explosion wurde die 50 Kilogramm schwere Tresortür in den Vorraum geschleudert", sagte Oberstaatsanwalt Tobias Kostuch in seiner Anklage am Donnerstag. Zwei Personen hätten sich um die Sprengung gekümmert, eine dritte Person hätte im Fahrzeug gewartet. Die Aktion, die nur knapp vier Minuten gedauert habe, hätte eine Spur der Verwüstung hinterlassen.
Rund 37.000 Euro hatten die mutmaßlichen Täter entwendet. Zudem sei Sachschaden im hohen fünfstelligen Bereich verursacht worden, hieß es in der Anklage. Einige Monate später hätten offenbar dieselben Personen eine Bank in Gärtringen (Baden-Württemberg) ausgeraubt. Sie hätten dort 60.000 Euro entwendet sowie ebenfalls einen Schaden im hohen fünfstelligen Bereich verursacht.
"Die Staatsanwaltschaft hat eine sehr gute Startposition in dem Verfahren", räumte Verteidiger Rüdiger Böhm ein. Die Ermittler hatten DNA-Spuren in Form von Blutstropfen an beiden Tatorten gefunden. Der Mann hatte sich trotz Handschuhen bei der Sprengung verletzt und somit seine DNA an dem Automaten in Kist hinterlassen. Im System war sein Erbgut gespeichert, weil er bereits im Jahr 2016 für eine ähnliche Tat verurteilt worden war.
Beamter der Würzburger Kripo war in den Niederlanden bei Durchsuchung dabei
Im Rahmen der umfangreichen Ermittlungen hatte die Würzburger Kriminalpolizei Kontakt mit verschiedenen deutschen und niederländischen Behörden. Ein Kriminalbeamter, der als Zeuge aussagte, war zusammen mit der niederländischen Polizei bei Hausdurchsuchungen in den Niederlanden beteiligt. Festgenommen wurde der 34-jährige Tatverdächtige schließlich am Flughafen in Marokko, anschließend lieferten die marokkanischen Behörden ihn aus.
Er sei Teil einer organisierten Bande und habe bei den Drahtziehern Schulden gehabt, sagte der Angeklagte. Seine zwei Kollegen und die Hintermänner wollte er aus Angst vor Racheaktionen nicht nennen. "Diese Leute wissen alles", sagte er. Von ihnen habe er gelernt, mit welchen technischen Vorrichtungen bestimmte Geldautomaten leicht gesprengt werden könnten. Fortgesetzt wird die Verhandlung am kommenden Mittwoch und Donnerstag. Dabei soll es unter anderem um die genaue Höhe des Schadens gehen.
…“Seine zwei Kollegen und die Hintermänner wollte er aus Angst vor Racheaktionen nicht nennen.“…
„Kollegen“? Manche sagen auch Mittäter….