
Für Pfarrer Stephen Egwu war es eine nicht alltägliche Erfahrung, einer Gruppe von "Knastbrüdern" zu begegnen. Allerdings sah sich der Geistliche, der in der Röttinger Pfarreiengemeinschaft TauberGau wirkt, keinen "schweren Jungs" gegenüber, sondern einer Runde aus Männern im Rentenalter, die gemeinsam Spaß haben und darüber hinaus Gutes tun.
Der Name der Gruppe, bestehend aus Werner Reuß, Richard Konrad, Armin Roth, Hermann Metzger, Norbert Menth, Peter Utermöhlen, Willi Stützlein und Hermann Geßner, leitet sich nicht davon ab, dass die Männer, die sich seit langer Zeit kennen, krumme Dinger gedreht und mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind. Vielmehr sahen die Männer ein Gefängnis, den sogenannten "Knast", erstmals von Innen bei einem Tag der offenen Tür in der Würzburger Justizvollzugsanstalt (JVA). Diesem gemeinsamen Besuch in der JVA folgten schon bald regelmäßige Ausflüge mit dem Fahrrad oder das Treffen zu gemeinsamen Essen. Bei diesen Zusammenkünften kam nicht nur der Name auf, sondern auch die Idee, nicht nur gemeinsam etwas zu unternehmen, sondern auch gemeinsam etwas Gutes zu tun.
Spaß haben und helfen
Den Entschluss bei ihren Zusammenkünften jeweils einen Betrag für einen guten Zweck zu spenden, setzten die Knastbrüder umgehend in die Tat um. Und wie der Ideengeber und Sprecher der Runde Richard Konrad versichert, werden die Knastbrüder neben den Spaß, den sie miteinander haben auch weiterhin die Kasse zugunsten eines Hilfsprojekts auffüllen.
Nachdem die Gruppe bereits im Vorjahr der Würzburger Missio Kinderklinik 500 Euro gespendet hat, ist es jetzt Pfarrer Stephen Egwu, der sich sichtlich über 500 Euro freut. Das Geld, so der Geistliche, wird in sein Heimatland Nigeria fließen, wo es Kindern für die Schulausbildung zugute kommen wird.
Wie Pfarrer Egwu bei der Spendenübergabe erzählte, hat er bereits bevor er vor rund drei Jahren nach Deutschland gekommen ist, einigen armen Kindern den Besuch einer Schule ermöglicht. Mit seinem Ziel, später eine Schule in Nigeria zu eröffnen, möchte Stephen Egwu, der laut seiner Schilderung , selbst in Armut aufgewachsen ist, seinem Vorbild nacheifern, einem Priester, der ihn unterstützt und ihm den Schulbesuch ermöglicht habe.