Gelassenheit und Humor standen im Mittelpunkt unterhaltsamer Stunden in der Kürnacher Höllberghalle. Die Landfrauen des Bayerischen Bauernverbands (BBV) im Kreisverband Würzburg hatten zum Landfrauentag eingeladen. Über 500 Frauen aus dem gesamten Landkreis vom Gramschatzer Wald bis in den Ochsenfurter Gau und eine stattliche Anzahl an Männern waren gekommen.
Kreisbäuerin Martina Wild aus Unterpleichfeld, ihre Stellvertreterin Margarete Barthel aus Acholshausen und das BBV-Kreisvorstandsteam waren begeistert davon, dass sich so viele Menschen Zeit für sich, die Andacht, das Referat mit Hochschulprofessor Martin-Niels Däfler aus Aschaffenburg und für eine anregende Modeschau genommen haben.
"Landfrauen sind alle Frauen, die auf dem Land leben", erläuterte Kreisbäuerin Wild. Bei ihrem Willkommen war sie davon überzeugt, dass nur Frauen es fertig bringen, einen derart gelungenen Tag ehrenamtlich durchzuführen. Sie wies auf die Versorgung der Gäste einschließlich Mittagessen und Kuchentheke, auf die passende Dekoration, das Bedienungspersonal und die marktähnlichen Verkaufsstände in der Halle und im Foyer hin. In Kürnach lag die Organisation und Durchführung des Landfrauentags wieder in den bewährten Händen der Ortsbäuerin Gertrud Konrad. Sie und ihr Team waren mit dem Kreisvorstand für das Her- und Aufräumen der Halle und die Versorgung der Gäste zuständig.
Blick auf die schönen Dinge richten
Die Andacht zur Eröffnung mit Pfarrer Frank Hofmann-Kasang und Gemeindereferentin Susanne Fleck umrahmen das Bläserensemble Aurora und der Landfrauenchor. Dabei diente eine Vogelfeder als Symbol für Leichtigkeit und Kraft zugleich. Sie stand dafür, das Leben leichter zu nehmen, den Blick auf die schönen Dinge zu richten und auf die nötige Kraft zum nächsten Schritt zu vertrauen.
Ehrengäste aus der Kreispolitik, dem Bauernverband, den Kirchen, Vereinen und Organisationen waren zum Landfrauentag gekommen. Bürgermeister René Wohlfart verwies auf aktuelle Themen, die der Bevölkerung und Landwirtschaft auf den Nägeln brennen. Dazu zählte er den Klimawandel, den Wassermangel, die Personalnot, den Preisdruck oder steigende Auflagen der Behörden. Er sei überzeugt, dass "Selbsthilfe meist ein richtiges Instrument und der Humor ein Baustein zur Bewältigung des Lebens ist."
Landrat Thomas Eberth fragte provokativ, ob sich die Menschen auf dem Land derzeit die Gelassenheit überhaupt noch leisten könnten. Schließlich gehe die Bedeutung des Landes zunehmend verloren und das Höfesterben schreite weiter voran. "Da vergeht uns manchmal der Humor", meinte er angesichts der "Kämpfe für die Ernährung und die Bauern". Deshalb wären der Zusammenschluss und der Austausch eine gute Sache.
Zukunftsmodelle und der Abbau von Vorurteilen
Bei einer Grußwortrunde mit den Landtagsabgeordneten Kerstin Celina (Bündnis90/Die Grünen), Volkmar Halbleib (SPD), Björn Jungbauer (CSU) und Felix von Zobel (Freie Wähler), der unterfränkischen Bezirksbäuerin Maria Hoßmann, den Kreisobmännern Michael Stolzenberger (Landkreis Würzburg) und Edgar Thomas (Landkreis Bad Kissingen) sowie Weinbaupräsident Artur Steinmann nahmen die Ehrengäste zur Situation der Landfrauen Stellung.
Sie sprachen von Zukunftsmodellen, dem Abbau von Vorurteilen, dem Wert einer guten Agrarpolitik, dem Aufrütteln der Gesellschaft, nötiger Flexibilität in Vereinen und Verbänden, Ehrenämtern und Lobbyarbeit, die nicht negativ gesehen werden dürfe. Weil Frauen "der Rückhalt und die Seele von Betrieben sind, gut vernetzt sind und wissen, was sie wollen", bleibe die "Frauenpower vom Land" ein Erfolgsmodell.
Kreisbäuerin Wild sah es als eine große Ehre, Martin-Niels Däfler als Referenten für den Landfrauentag begrüßen zu dürfen. "Gelassenheit ist ein Querschnittsthema und ein Hobby von mir", gestand der Hochschulprofessor und Buchautor. Das Thema lautete "Das Passwort für das Leben heißt Humor –Gelassenheit in Job und Alltag".
44 Geheimnisse gelassener Menschen
In seinem Buch mit dem gleichnamigen Titel beschrieb er 44 Geheimnisse gelassener Menschen. Sechs davon gab er als praxistaugliche Methoden locker, kompetent und mit Beispielen versehen den Besucherinnen und Besuchern des Landfrauentags weiter. Als Gedankenstütze verwies er nicht nur auf die Finger einer Hand und den Handteller. Er hatte auch lustige Bezeichnungen parat.
Dazu gehörten die Zahnpasta-Erkenntnis, das Sauerstoffmasken-Prinzip, die Eins-zu-Eins-Regel der Verhältnismäßigkeit oder der Spruch, dass Sorgen wie Nudeln wären. Meistens mache man sich zu viele davon. Er riet dazu, die Opfermentalität zu verlassen, die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen und Probleme des Lebens bewusst wegzulächeln.
Am Nachmittag machte eine Modenschau viel Spaß. Filialleiter Andre Tworowski und Mitarbeiterinnen der Galeria Kaufhof in Würzburg freuten sich, dass ihre Mode so gut angekommen ist. Als Models fungierten die Frauen des Kreisvorstands. Dazu kamen zwei Bauernverbandmänner und die Kinder Marie, Leni, Anni, Moritz, Helena und Gustav zwischen sieben Jahren und 13 Monaten.