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WÜRZBURG
Gejagt von Profis: Mit dem eKart die Kurve kriegen
eKarts: Sie sind schnell, sie stinken nicht, nur die Reifen quietschen. Im „Mainfranken Motodrom“ in Würzburg gehen elektrische Flitzer auf die Piste. Ein Neuling probiert's aus – gejagt von Profis.
Anstrengung mit Spaßfaktor: Neuling Jan Heino fährt seine erste Runde. Fazit: „Du denkst wirklich an nichts anders mehr, bist nur noch konzentriert aufs Lenken.“
Foto: Pat Christ | Anstrengung mit Spaßfaktor: Neuling Jan Heino fährt seine erste Runde. Fazit: „Du denkst wirklich an nichts anders mehr, bist nur noch konzentriert aufs Lenken.“
Pat Christ
Pat Christ
 |  aktualisiert: 27.04.2023 07:23 Uhr

Claus Wüster hat abgesahnt. Erst gelang es ihm Anfang des Jahres, mit seinem Vater Ralf das Siegertreppchen beim Wettbewerb „eKart-Series“ im Würzburger eKart-Center Mainfranken Motodrom zu erklimmen. Kurz darauf errang er einen Siegertitel bei der Indoor-Kart-Europameisterschaft in Holland. Das hält ihn aber nicht davon ab, auch mal Rennen mit Leuten zu fahren, die noch komplette Kart-Neulinge sind. Heute zum Beispiel „jagt“ er Anfänger Jan Heino über die 330- Meter-Strecke im Motodrom.

Der Würzburger hat zwar schon mal Karts gesteuert, zuletzt aber vor etwa 15 Jahren. „Da trat ich auf einer Outdoor-Bahn gegen meinen Sohn an.“ Jan Heino verlor. Hatte wohl mit dem Gewicht zu tun. Sohn Alexander war noch ein Teenager gewesen und flitzte fliegenleicht über den Parcours.

Mit 30 km/h über zwei Ebenen und immer um die Kurven

Als der 55-Jährige erfuhr, dass es in Würzburg seit vier Jahren ein eKart-Center gibt, war die Neugier geweckt. Wie steuert sich ein elektrischer Flitzer? Von außen sieht es ziemlich spielerisch aus, wie die Fahrzeuge über die Strecke rasen. Viel leiser als ein Benzin-Kart. Nichts stinkt. Allerdings quietschen die Reifen. Denn es geht mit 30 Stundenkilometer, über zwei Ebenen hinweg, permanent um Kurven.

Jan Heino ist nicht der einzige Neugierige. „Seit der Eröffnung im September 2014 haben sich um die 35 000 Menschen bei uns registriert“, erzählt Geschäftsführer Andreas Pfister. Natürlich sind darunter viele, die ein einziges Mal kamen und nie wieder. Vielleicht mit dem Team der Firmenabteilung. Mal einen Nachmittag damit zu verbringen, miteinander Kart zu fahren, ist beliebt. Gibt es doch nach Ansicht von Chefs jede Menge Parallelen zwischen dem Kart-Sport und dem Joballtag. In beiden Fällen besteht eine der Kernaufgaben darin, die Kurve zu kriegen. Hier wie da gilt es, so gut wie möglich über die Runden kommen.

Helme ausprobieren: „Die müssen richtig fest sitzen“

Zurück zu Jan Heino. Der hat das Registrierungsprozedere hinter sich, bekommt eine Sturmhaube in die Hand gedrückt und wird nun zu einer weißen Wand geführt, wo verschiedene Helme ausprobiert werden können. „Die müssen richtig fest sitzen“, sagt Pfister. Der zweite Helm scheint gut zu passen. Pfister fixiert ihn. Alles okay? Heino nickt. Und weiter geht's zu den Ladeboxen, wo die 20 eKarts parken.

Kart Nummer 7 steht für den Neuling bereit. Instruktor Felix Körbel weist Heino in den Flitzer ein. Hier ist das Licht. Hier das Gas. Da die Bremse: „Bitte nicht beide Pedale gleichzeitig treten!“ Das Lenken sei super easy. Dazu gibt es nicht viel zu sagen. Speziell ist ein roter Knopf, mit dem man drei Sekunden lang beschleunigen kann. Allerdings nur dann, wenn „Geschwindigkeitsstufe drei“ auf der Bahn eingeschaltet ist.

Mit welchem Tempo die Flitzer ihre Runden drehen, kann Körbel am Kommandopult einstellen. Kommen Kinder, fahren sie erst mal in Schrittgeschwindigkeit. Auf Stufe 2 wird das Tempo schon spürbar. Heino flitzt zwei Runden auf dieser Stufe über den Parcours. Dann erhalten Claus und Ralf Wüster grünes Licht zum Einfahren. Körbel schaltet hoch auf Stufe drei. Nun geht es richtig ab.

Die beiden Wüsters brauchen keine Minute, bis sie Heino mit seinem Vorsprung von einer Runde eingeholt haben. Sie sprinten auch schon mal ganz anders in die Bahn hinein, fahren Schlangenlinien, um die Reifen rasch warmzukriegen. Jan Heino sieht die zwei immer näher kommen. Er versucht, das Tempo zu steigern. Doch er hat keine Chance. Felix Körbel kommt aus dem Kommandostand und schwingt eine blaue Flagge. Das zeigt dem Neuen an: Er muss irgendwo an den Fahrbahnrand und die zwei anderen überholen lassen. So wollen es die Regeln. Heino bremst. Und die Wüsters heizen an ihm vorbei.

Nach fünf Runden fährt Heino in die Box. Ziemlich außer Atem. „Das hat super, super Spaß gemacht, aber ich hätte es niemals für möglich gehalten, wie anstrengend das ist.“ Die Wüsters stoppen hinter ihm. Und lachen: „Ja, so geht es vielen, die da das erste Mal reinsteigen.“ Gleichzeitig gratulieren sie ihrem ungleichen Gegner. Nicht einmal 45 Sekunden hat er für eine Bahn gebraucht: „Das ist für einen Anfänger eine echt gute Zeit!“ Claus Wüster schaffte die Strecke in nicht einmal 39 Sekunden. Aber er ist ja auch Profi.

Seit 20 Jahren fährt der Wirtschaftsschullehrer schon Kart. Kurz, nachdem er als 12-Jähriger entdeckt hatte, wie viel Spaß das macht, wurde sein Vater Ralf „angefixt“. Seitdem fahren die beiden oft zusammen. Dass sein Sohn eine gute Ecke besser ist als er selbst, stört Ralf Wüster nicht. Es ist für ihn einfach schön, über die Generationen hinweg eine Leidenschaft miteinander zu teilen.

In ganz Deutschland sind nur wenige elektrische Karts unterwegs

Begonnen haben die beiden in Heidingsfeld. Doch diese Strecke gibt es schon lange nicht mehr. Als sie vor vier Jahren von der ambitionierten Idee hörten, in einer Industriehalle in der Würzburger Wilhelm-Wien-Straße eine eKart-Bahn einzurichten, waren sie gleich Feuer und Flamme. „Das war ein wirklich mutiges Projekt“, sagt Alexander Pfister, der zu jener Zeit noch nichts mit dem eKart-Center zu tun hatte. Deutschlandweit gibt es bis heute nur wenige Parcours, die mit elektrischen Karts befahren werden. Bis vor kurzem existierte in Unterfranken im Bad Kissinger „Kisspark“ noch eine Outdoor-Bahn. Doch die wurde Ende Juli geschlossen.

Für Jan Heino war es ein einmaliges Erlebnis, mit dem Ökostrom-Gefährt die engen Kurven im Mainfranken Motodrom zu nehmen. „Du denkst wirklich an nichts anderes mehr, bist nur noch konzentriert aufs Lenken“, sagt er. Ganz billig allerdings ist das Vergnügen nicht. Eine Zehn-Minuten-Runde kostet 14,90 Euro. Wobei es Ermäßigungen für Familien, Kinder, Studis und Azubis gibt. Apropos Kinder: Fahren darf, wer mindestens 1,30 Meter groß ist. Unabhängig vom Alter.

Infos: Das eKart-Center Mainfranken Motodrom, Wilhelm-Wien-Straße 9 in Würzburg, hat geöffnet Dienstag bis Donnerstag von 16 bis 21 Uhr,

Freitag von 14 bis 22 Uhr, am Wochenende von 10 bis 22 Uhr. Kontakt: Tel. (0931) 467 666 22

ekart-center.de

Weitere Kartbahnen in der Region

In Gerolzhofen (Lkr. Schweinfurt) gibt es schon seit 1964 eine Outdoor-Kartbahn: das „Steigerwald-Motodrom“. Betrieben wird es vom Verein MSVg 1898 Gerolzhofen im ADAC. Geöffnet ist bis Ende Oktober am Samstag von 9 bis 17 Uhr (für eigenes Rennkart und Leihkart im Wechsel), sonntags und feiertags von 13 bis 18 Uhr im Leihkart. Infos: www.msvgeo.de info@msvgeo.de, Tel. (093 82) 12 55 In Bad Mergentheim (Lkr. Main-Tauber) eröffnete vor 20 Jahren der Burg-Park-Ring. Diese Indoor-Kartbahn wird privat von Martin Wisbeck betrieben. Geöffnet ist Mo, Mi, Do und Fr von 17 bis 23 Uhr, am Samstag von 14 bis 23 Uhr, am Sonntag von 11 bis 23 Uhr. www.kartbahn-mgh.de Tel. (079 31) 56 2646

In Gollhofen (Lkr. Neustadt/Aisch) ist seit 2001 die Kart Motorsport Arena in Betrieb. Die Indoor- und Outdoor-Kartbahn wird von der PS Motorsport GmbH betrieben. Vor der Fahrt sollte man reservieren: Di-Fr von 14 bis 23 Uhr, Samstag und Sonntag von 10 bis 23 Uhr kartmotorsport.de Tel. (093 39) 99 13 67 In Oberwerrn (Lkr. Schweinfurt) gibt es seit 2011 das Kart-Center Oberwerrn, betrieben von der Kart und Event GmbH. Di–Do von 14 bis 21 Uhr, Freitag 14 bis 22 Uhr, Samstag 10 bis 22 Uhr, Sonntag 10 bis 21 Uhr www.kart-center-oberwerrn.de Tel. (097 26) 90 68 911 Die Preise für eine halbstündige Benutzung der Bahnen liegen bei den verschiedenen Anbietern im Durchschnitt bei 35 Euro. Pat

Profis im elektrisch betriebenen Kart: Claus und Ralf Wüster sind startklar.
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Felix Körbel weist Neuling Jan Heino in die Handhabung eines eKarts ein.
Foto: Pat Christ | Felix Körbel weist Neuling Jan Heino in die Handhabung eines eKarts ein.
 
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