Der Eingang unter dem kleinen Häuschen in einer Kurve an der Winterhäuser Straße in Goßmannsdorf ist unscheinbar. Doch was sich hinter der schmucklosen Holztüre verbirgt, lässt erstaunen. Hier tut sich ein riesiger Keller auf, verzweigt in viele Räume. Was jahrzehntelang als Rumpelkammer diente, hat Eigentümer Paul Hofmann nun aufwendig saniert und will den Keller am Kirchweihwochenende der Öffentlichkeit zeigen. Dabei hofft er auch darauf, vielleicht den Geheimnissen des Gewölbes näher auf die Spur zu kommen.
Fast 40 Meter tief wurde der Keller in den Berg getrieben, immer in Abschnitten von drei Metern, wie die Gewölbesteine erkennen lassen. Paul Hofmann hat nachgerechnet und festgestellt, dass die Baumeister rund 2000 Kubikmeter Boden ausgraben mussten. Mehrere Räume zweigen von dem Hauptgewölbe ab. Insgesamt sind es zehn Kellerräume mit einer Fläche von 280 Quadratmetern, die sich hier erstrecken. In einigen davon blieben die beiden Steinreihen erhalten, auf denen einst Fässer gelagert wurden.
Über die Geschichte des Kellers hat Paul Hofmann bisher nur erfolglos in den Archiven geforscht. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist der Keller im Familienbesitz. Hofmanns Großvater hatte damals das Gasthaus zum Weißen Ross erworben, zu dem auch der Keller gehörte, erzählt er. Dass das Weiße Ross seit 1788 über ein Braurecht verfügte, lässt erahnen, dass der Keller danach wohl als Bierkeller gedient hat. Paul Hofmann vermutet aber, dass er wesentlich älter ist, und dort auch Wein gelagert wurde, nachdem Goßmannsdorf bis Ende des 19. Jahrhundert über 100 Hektar Weinberge verfügte.
Der Keller diente auch als Luftschutzbunker
Bemerkenswert auch, dass an jedem Türbogen des Kellers Kloben angebracht sind, die darauf hindeuten, dass jeder Raum für sich mit einer Türe verschlossen war. Offensichtlich teilten sich mehrere Nutzer das kühle Lager. Aus der jüngeren Geschichte weiß Paul Hofmann, dass sich über dem Keller einmal ein Biergarten und eine Kegelbahn befand. Während des Zweiten Weltkriegs diente der Keller als Luftschutzbunker.
Als Kühlhäuser aufkamen, verlor der Keller seine Bedeutung als Lager und wurde zur Abstellkammer. Allerlei Gerümpel hatte sich angesammelt, das Paul Hofmann erst entfernen musste. In den letzten Monaten wurden aufgeschüttete Bereiche ausgegraben und der Kellerboden mit Muschelkalkplatten belegt. Die Mitarbeiter seines Natursteinwerks kamen Paul Hofmann dabei zur Hilfe.
Für öffentliche Veranstaltungen kaum geeignet
"Ich wollte einfach, dass der Keller erhalten bleibt und auch die Goßmannsdorfer wissen, dass es ihn gibt", sagt Paul Hofmann. Zur Kirchweih am Samstag und Sonntag kann der Keller zwischen 12 und 15 Uhr besichtigt werden. Was weiter mit den Räumen geschehen soll, sei noch offen. Für öffentliche Veranstaltung sei er wohl nicht geeignet, weil ein Notausgang fehlt, sagt Hofmann. Für eine private Feier habe der Keller seine Feuerprobe allerdings schon bestanden.